Leserbrief von Joachim Denke
Wenn in einer Gemeinde ein größeres Bauvorhaben ansteht, dann ist es guter Usus,
dass der Gemeinderat ähnliche Projekt in anderen Städten oder Gemeinden besucht.
Das wäre dann doch auch einmal eine Aufgabe für den Kreistag. Zentralkliniken zu
besichtigen, welche ohne Abmangel arbeiten. Warum machen die das nicht?
Liegt es vielleicht daran, dass es solche Kliniken überhaupt nicht gibt. Warum auch?
Gesundheitsfürsorge ist öffentliche Daseinsvorsorge wie Feuerwehr oder Polizei und
die fragt man ja auch nicht, ob sie schwarze Zahlen schreiben.
Profit ist immer Ökonomie, Daseinsvorsorge ist aber für den Menschen. Und genau
dieser Aspekt fehlt in der Diskussion. Man denkt vom Markt und Mehrwert her und
nicht vom Menschen.
Krankheit macht eben keinen Profit. Höchstens in auf wenige Krankheitsbilder spezialisierte
privat organisierte Häusern.
Diesen Weg werden wohl langfristig auch die derzeitigen Kliniken im Ostalbkreis gehen.
Zwar klingen Begriffe wie „Gesundheitscampus“ zunächst modern und hipp. Dabei dient
der Begriff lediglich dazu, die düstere Realität zu verschleiern: Mutlangen und Schwäbisch
Gmünd verlieren ein ordentliches Krankenhaus und bekommen dafür viel Leerfläche, die
durch private Gesundheitskonzerne und gutgehende Privatpraxen wieder zu einem soge-
nannten „Gesundheitscampus“ umgemodelt werden. Es verbleibt höchstens eine minimale
öffentliche Grundversorgung übrig. Bevor die Bevölkerung dies merkt, schafft der Kreistag
bereits Fakten.
Statt einen öffentlichen Diskurs zu zulassen und über verschiedene Modelle ernsthaft zu
diskutieren, wird eine Zentralisierung als alternativlos dargestellt. Das Ganze wird dann
durch versprochene Bürgerinformationsabenden zementiert, bei denen zu befürchten ist,
dass rhetorisch gut geschulte Moderatoren, unterstütz von Fachleuten, Hochglanzfolien auf-
legen, welche uns erschlagen werden.
Der künftige Regionalversorger, also das Zentralklinikum, kostet nicht nur eine Milliarde,
sondern soll auch noch auf der grünen Wiese entstehen. Ist das in unserer Zeit noch opportun,
solche großen Flächen zu versiegeln? Eher nicht.
Auffällig ist, dass man von den GRÜNEN dazu bisher überhaupt nichts hört, wo doch ihre Bundesvorsitzende, die Gmünder Abgeordnete Ricarda Lang, vollmundig verkündet
„2023 muss das Jahr des Klimaschutzes werden“. Da hat sie ja schon einmal das passende
negativ Beispiel zum Üben vor der Haustür.
Oder werden intern bereits ganz andere Varianten diskutiert. In weiser Voraussicht hat der
Aalener OB Brütting unmittelbar beim Ostalbklinikum Aalen Flächen dazu gekauft. Ist das ein
Indiz dafür, dass die Klinik Aalen kostengünstiger zum Regionalversorger ausgebaut werden soll?
Dann hätte Aalen schon wieder die Nase vorn – und das auch noch unter einem Gmünder
Landrat. Einfach genial. Und wir Bürger zahlen diese Machtspiele mit unseren Steuergeldern.
Nein! Der Erhalt aller drei Kliniken im drittgrößten Flächenkreis von Baden-Württemberg ist alternativlos – nicht das von einer kleinen Riege beschworene Zentralklinikum.