Wer bekommt Wohngeld und wie bereitet sich Gmünd vor?
Soziales: Das neue „Wohngeld Plus“ ist eine riesige Verbesserung für die Mittelschicht. Das sagt Hans-Peter Reuter. Der Leiter des Amts für Familie und Soziales hat am Mittwoch im Sozialausschuss erläutert, wie sich die Stadt auf die steigende Nachfrage vorbereitet.
SCHWÄBISCH GMÜND. Künftig werden viel mehr Menschen Wohngeld bekommen. Und im Durchschnitt wird sich das Wohngeld verdoppeln. Neu ist eine Heizkostenkomponente. Sie soll dafür sorgen, dass die Menschen die steigenden Heizkosten bezahlen können. Übers Wohngeld werde man den Menschen in der Breite helfen können, sagt Gmünds Erster Bürgermeister
Christian Baron.
Aber wer bekommt Wohngeld? Und wie viel? Und wer berechnet das? Hans-Peter Reuter, Leiter des Amts für Familie und Soziales, hat dem Sozialausschuss des Gemeinderats am Mittwochabend drei Beispiele präsentiert. Ein Einpersonenhaushalt mit einem monatlichen Bruttoeinkommen in Höhe von 2152 Euro und Mietkosten in Höhe von 567,60 Euro hat immer noch Anspruch auf Wohngeld. Ebenso ein Dreipersonenhaushalt mit 3562 Euro Bruttoeinkommen und 830 Euro Mietkosten.
Das gilt auch für einen Fünfpersonenhaushalt mit 5460 Euro Bruttoeinkommen und 1105 Euro Mietkosten. Diese Beispiele skizzieren Obergrenzen. Wer also etwas mehr verdient, dürfte keinen Anspruch mehr auf Wohngeld haben. Kindergeld und Kinderzuschlag werden beim Einkommen
übrigens nicht angerechnet, wie Reuter informierte.
Wer Wohngeld bezieht, bekommt weitere Vergünstigungen. Etwa Leistungen für Bildung und Teilhabe. Demnach werden die Kosten für Schulbedarf, Klassenfahrten, Mittagsverpflegung und Vereinsbeiträge übernommen. Familien, die Anspruch auf Wohngeld haben, sind außerdem von Kita-Gebühren befreit.
Im Schnitt haben im Jahr 2021 in Schwäbisch Gmünd 404 Haushalte pro Monat Wohngeld bezogen. Wie viele Haushalte jetzt dazukommen, vermochte Reuter auf Nachfrage von Linken-Stadtrat Andreas Dionyssiotis nicht beantworten. Das sei „ein Blick in die Glaskugel“.
Fest steht aber, dass künftig viele Menschen Anspruch haben werden. Deshalb stockt die Stadt die Wohngeldstelle im Spital personell auf. Fünf neue Mitarbeiterinnen sollen 2023 eingestellt werden. Das ergibt am Ende 8,4 Vollzeitstellen. Damit sei die Stadt räumlich und personell so aufgestellt, dass sie die Nachfrage bedienen könne, betonte Bürgermeister Baron.
Wie Reuter erläuterte, wurden zwei ehemalige Auszubildende mit der zentralen Antragsannahme betraut. Die Wohngeldstelle sei täglich geöffnet, außer dienstags. Freilich gibt es da ein Problem: Die Software, die das Land den Kommunen zur Verfügung stellen will, läuft noch nicht.
Einen Antrag auf Wohngeld zu stellen sei eine „hohe Hürde“, gab Linken-Stadtrat Dionyssiotis zu bedenken. Amtsleiter Reuter plichtete ihm bei. Er bezeichnete das „Wohngeld Plus“ als „Bürgergeld bis in die Mittelschicht hinein“. Es könne für viele Menschen eine Entlastung bewirken. Bürgermeister Baron stellte klar: Das Wohngeld sei ein gesetzlicher Anspruch auf
Unterstützung. „Es handelt sich nicht um ein Almosen.“
Auch Selbstständige können einen Anspruch haben. Es zählt das Jahreseinkommen, wie Amtsleiter Reuter auf Nachfrage von Uwe Beck (SPD) sagte.
Copyright Rems Zeitung, 19.01.2023 Alexander Gässler