Kombi-Bad-Idee für das Schießtal vorgestellt
Infrastruktur: Stadtverwaltung und Stadtwerke erklärten am Mittwoch dem Gemeinderat, warum die Sanierung für das Gmünder Hallenbad ad acta gelegt werden sollte. Ein Kostenvergleich habe ergeben, dass aufgrund der Synergieeffekte und bei Verzicht auf manche Angebote der Ausbau des Bud-Spencer-Bads im Schießtal zu einem Kombi-Bad für alle Jahreszeiten die finanziell günstigere Lösung wäre.
Standort im Schießtal wäre dort, wo jetzt der Gastro-Pavillon steht. Der Eingangsbereich wäre dann gemeinsam für das Freibad und das Hallenbad zu nutzen. Die Parkplätze des Freibads stünden gleichermaßen fürs Hallenbad zur Verfügung, weil ja nie beide Einrichtungen gleichzeitig volles Haus haben. Diese Variante kam quer durch die Fraktion sehr gut an. Nach der Sommerpause
sollen die konkreten Beratungen darüber beginnen, um im Oktober einen Grundsatzbeschluss für die gewünschte Variante zu fassen. Bei diesen Beratungen ist zum Beispiel zu klären, welche Module man realisiert beziehungsweise weglässt. Bei der Beschränkung auf eine Schwimm– und Badehalle mit sechs Bahnen in einem 25 Meter Becken plus Kinder– und Lehrschwimmbecken (aber ohne Sprungturm, ohne Sauna und ohne Gastronomie) würde der Neubau nach aktuellem Preisgefüge bei 16,5 Millionen Euro liegen. Eine Generalsanierung des bestehenden Hallenbads würde sich dagegen auf stolze 27 Millionen Euro belaufen. Detaillierte Aufschlüsselungen, wie man auf diese Endsummen kommt, wurden am Mittwoch aber nicht vorgelegt. Die Stadtverwaltung betonte, dass der für Spätherbst geplante Grundsatzbeschluss noch kein Baubeschluss sei, sondern lediglich die Festlegung, welche Variante konkret geplant werden soll und welche zusätzlichen Angebote über die Grundversorgung hinaus das künftige Hallenbad haben sollte. Auch ein Zeitpunkt, wann das Kombi-Bad realisiert werden soll, werde noch nicht definiert. Es gehe darum,
jetzt ohne Zeitdruck zu planen, um dann fertige Pläne zu haben, wenn man sie brauche und den Bau finanzieren könne.
Die technisch-wirtschaftlichen Details der Idee stellte Peter Ernst vor, der als Chef der Stadtwerke auch Herr über die Gmünder Bäderbetriebe ist. Er erinnerte an eine Sanierungsstudie fürs Gmünder Hallenbad aus dem Jahr 2009. Eine aktuelle Studie wurde anno 2021 durchgeführt. Unterm Strich ergibt sich dabei folgender Sanierungsbedarf: Energetische Sanierung der Gebäudehülle im Bereich der Fenster- und Fassadenflächen, Sanierung der Dachfläche sowie Komplettsanierung der Lüftung, der Beckenanlage, der Sanitärtechnik, der Wärmeerzeugung und der Elektrotechnik.
Bereits durchgeführt wurden unter anderem der Austausch der BlockheizkraftwerkModule, die Sanierung der Duschen und Notmaßnahmen beim Brandschutz. Ein Weiterbetrieb des Gmünder Hallenbads in der Goethestraße sei derzeit also möglich, so das Fazit von Peter Ernst. Im Jahr 2020 habe der Aufsichtsrat einen Teilsanierungsbeschluss mit einem Kostenvolumen von knapp zehn Millionen Euro gefasst; dafür wurde aus dem Bundesprogramm eine Förderung in Höhe von 2,5
Millionen Euro zugesichert bekommen. Dieses Zuschussangebot steht nach den Worten von Ernst noch, wurde aber mit der Bedingung verknüpft, dass die Sanierung günstiger als ein vergleichbarer Neubau sein muss. Entsprechend wurde eine aktuelle Berechnung der Varianten nötig, bei der für eine Generalsanierung jene 27 Millionen Euro unterm Strich standen. Zuviel im Vergleich zu einem Neubau, so dass bei einer Generalsanierung der besagte Zuschuss nicht gewährt würde. Hinzu komme, dass bei einer Sanierung für längere Zeit kein Hallenbad zur Verfügung stehe. Der Aufsichtsrat der Bäderbetriebe habe daher inzwischen den Sanierungsbeschluss aus dem Jahr 2020 aufgehoben. Wie sich bei Verhandlungen ergeben habe, ist der 2,5-Millionen-Euro-Zuschuss nicht verloren, wenn statt der Sanierung eine überzeugende Planung für einen Ersatzneubau auf dem Bud-Spencer-Bad Gelände eingereicht werde. Dazu wiederum ist laut Ernst der eingangs genannte
Grundsatzbeschluss des Gmünder Gemeinderats erforderlich. Bei einem Neubau dort lassen sich, so Ernst weiter, auch die Auflagen des geplanten Gebäudeenergiegesetzes leichter realisieren – nicht zuletzt wegen des ganzjährigen Wärmebedarfs, wegen einer gemeinsamen Heizungsanlage
und der Möglichkeit, diese auch mit einem Nahwärmenetz für umliegende Gebäude zu kombinieren.
Als weitere Synergien und Vorteile wurden genannt: größere Freiheit bei der Personalplanung (weniger Kurzzeitbeschäftigte und mehr Festanstellungen), insgesamt weniger Personalbedarf,
abhängig von der Witterung flexible Öffnung von Frei- und Hallenbad sowie dank der Doppelnutzung weniger technische Ausstattung als bei getrennten Bädern. „Aus strategischer Sicht ist ein Kombi-Bad im Schießtal sinnvoll“, so das Fazit des Stadtwerke-Chefs, der mögliche Varianten inklusive deren Auswirkung auf die Kosten vorstellte (siehe Grafik).
Martin Bläse (CDU) erinnerte daran, dass mit einem Hallenbad auch Emotionen verbunden seien und die Stadt eine Daseinsfürsorge für ihre Einwohner erfüllen müsse. Dabei müsse man sich auf das Machbare konzentrieren, obwohl man gerne alle Wünsche erfüllen möchte. Barbara Bijok räumte ein, dass für die Grünen das Thema Sanierung noch nicht ganz vom Tisch sei – zumal das Bad in der Goethestraße ja architektonisch ein Denkmal des Baustils jener Zeit ist und optisch durchaus etwas her mache. Sie wünschte sich eine detaillierte Aufstellung der Sanierungskosten.
Dr. Uwe Beck (SPD) bezeichnete den Vorschlag der Stadt als Grundlage für eine ernsthafte Debatte, die man aber auch führen müsse. Dabei sei die Energiefrage von zentraler Bedeutung. Angesichts der Planungskosten von rund 250 000 Euro pro Variante plädierte Beck unisono mit der
Stadtverwaltung dafür, dass man sich auf eine einzige Variante einige. Sebastian
Fritz (SÖL) erklärte sich mit der vorgestellten Idee rundum einverstanden, weil seine
Fraktion schon immer für eine rein kommunale Lösung und nicht für ein ÖPPSpaßbad gewesen sei – und weil der aktuelle Vorschlag dem entspreche, was seine Fraktion immer wollte.
Karin Rauscher (Freie Wähler Frauen) zeigte sich überzeugt, dass das alte Hallenbad aufgrund der
Mängel nicht mehr allzu lange betrieben werden könne. Wichtig für die Neubauplanung sei die Beachtung der Interessen der Hauptnutzer. Zudem monierte sie, dass zwar Baukosten, aber keine Betriebskosten zum Vergleich vorgelegt wurden.
Alexander Hamler (Bürgerliste) dankte der Stadt für den Weitblick, dieses Thema schon jetzt anzugehen. Eine Stadt mit so vielen Einwohnern wie Gmünd stehe in der Plicht, ein Hallenbad zu stellen. Dass damit ein Abmangel einhergehe, sei nicht zu vermeiden. Hamler hob auch hervor, dass man den Schwimmverein in die Planung einbeziehen sollte.
Dr. Peter Vatheuer (FDP) nannte die Präsentation „gut durchdacht“ und sagte, er habe sich – damals noch nicht Mitglied des Gemeinderats – schon vor fünf Jahren gefragt, warum man nicht die Kombi-Bad-Lösung statt der Nepperberg-Planung favorisiert habe. Wenn die Haushaltslage nicht dagegen spräche, müsste man eigentlich mit dem Projekt sofort beginnen.
Sparen durch Weglassen
Die wirtschaftlichste Variante: Laut Peter Ernst, Chef der Stadtwerke, wäre am wirtschaftlichsten ein Standort im Schießtal mit einem Badeangebot, das weitgehend dem aktuellen im bestehenden Hallenbad entspricht: 25-Meter-Becken mit 6 Bahnen; Nichtschwimmer-/Lehrschwimmbereich
Wasserfläche ca. 180 qm; Kinderbecken; kein Sprungbereich. Durch Verzicht auf den Sprungturm könnte die Halle niedriger gebaut werden. Damit verbunden wäre auch ein geringeres Luftvolumen, das geheizt werden müsste. Eine Einhausung des schon vorhandenen Beckens im Schießtal komme
nicht in Frage, weil dieses nicht isoliert sei. „Wir wären dann die Ersten, die nicht nur das Badewasser, sondern auch noch das Erdreich
beheizen“ sagte Peter Ernst.
Copyright Rems Zeitung, 27.07.2023