Wie, ist Dein Führerschein weg? – Was Gmünder Auto-Verzichter berichten
Was tun, wenn das Auto eine Woche lang nicht zur Verfügung steht? Mitmacher der Aktion „Auto AbGEHben“ erzählen, wie sie auch Auto ohne mobil sein wollen.
Johannes Barth fährt gern mit dem Bus in die Stadt. Weil sein Wohnort Bettringen sehr gut angebunden sei. Nur einen Nachteil hat die Sache: „Wenn man an der Bushaltestelle steht, wird man gern gefragt, ob der Führerschein weg ist.“
In der kommenden Woche kann man sich die Frage sparen: Barth macht mit bei der Aktion „Auto AbGEHben“. Die Idee dahinter: Gmünderinnen und Gmünder geben für eine Woche ihren Autoschlüssel ab und schauen, wie sie mithilfe anderer Verkehrsmittel zurechtkommen. Organisiert hat’s der Arbeitskreis Mobilität zur „Europäischen Mobilitätswoche“, zu der es in Gmünd einige weitere Aktionen gibt.
Fahrrad und Bus
Leute mit „Vorbildfunktion“ habe er gewinnen wollen, sagt Andrzej Sielicki, einer der Sprecher des Arbeitskreises, über die Aktion, die am kommenden Samstag beginnt. Einige Stadträte machen mit, auch Bürgermeister Christian Baron hat seine Teilnahme zugesagt. Wie er sein Fortkommen in der autofreien Woche organisiert, darüber wollte Baron am Dienstag noch nichts sagen. Für den CDU-Stadtrat Barth ist die Sache klar: Er setzt vorwiegend auf den Bus. „Ich habe das Glück, dass ich in Bettringen wohne. Da ist der ÖPNV sehr gut angeschlossen.“ Zur Arbeit zu kommen sei daher kein Problem, sagt der Gmünder Gastronom. „Und falls ich mal zu einem Fußballspiel muss, dann werde ich jemand anrufen, dass mich einer mitnimmt“, sagt der Vorsitzende der SG Bettringen. Und Einkäufe, die er sonst mit dem Auto erledige, könne man sich ja auch liefern lassen.
„Es war ein großer Schritt“
Für den Hochschullehrer Benk ist das wichtigste Verkehrsmittel der Wahl sein Fahrrad, ergänzt durch den ÖPNV. Dafür muss sich der söl-Stadtrat nicht mehr groß umstellen. Er versuche, alle Wege in Gmünd mit Rad oder Bus zu machen. „Daher ist es sicher ein geringerer Verzicht als für Leute, die überallhin mit dem Auto fahren.“ Das war nicht immer so: „Es war ein großer Schritt in den vergangenen Jahren.“
Ein Schritt, den Benk nicht bereut: „Weil ich festgestellt habe, wie ich in Gmünd durchs Radfahren Zeit spare, Geld spare, wie es Spaß macht und wie es gesund ist. Es war ganz ehrlich ein Gewinn.“ Auch so könne es passieren, dass er das Auto, das sich Benk mit seiner Frau teilt, eine ganze Woche lang überhaupt nicht benutze.
„Es ist beruhigend“
Dass es Situationen gibt, in denen es gut ist, schnell ein Auto vor der Tür zu haben, das sagen Barth und Benk gleichermaßen. „Es schon ein bisschen beruhigend“, sagt Andreas Benk. Wenn Johannes Barth ständig ohne Auto leben müsste, dann „würde es fehlen“, schätzt er. „Alles, was planbar ist, das ist kein Problem. Aber wenn man mal spontan zur Arbeit muss oder dringend zu einem Termin, dann ist es problematisch.“
Wenn die Ohne-Auto-Woche vorbei ist, dann möchten Andrzej Sielicki und seine Mitstreiter vom AK Mobilität genau solche Sachen wissen: „Wir bitten darum, dass sie uns dann berichten: Was war positiv? Was war anstrengend? Was muss man mehr planen? Was war vielleicht einfacher als gedacht?“ Schließlich wolle man in Gmünd von den Erfahrungen profitieren. Sielicki: „Das sind wichtige Informationen, die wir im AK Mobilität auch bearbeiten und weiterverwenden.“
Copyright Gmünder Tagespost, 13.09.2023