Grüne Urbanität: Ist die Option „mehr Bäume“ in Gmünd vom Tisch?
Der Gmünder Gemeinderat verabschiedet im Februar das Konzept zur „Grünen Urbanität“. Unklar bleibt, ob Bäume auf dem Marktplatz und auf dem Johannisplatz gepflanzt werden sollen. Was aktuell geplant ist.
Schwäbisch Gmünd. Der Gmünder Gemeinderat hat am 8. Februar das Konzept zur „Grünen Urbanität“ verabschiedet. Offen bleibt, ob damit eine Vorentscheidung gegen weiterreichende Bepflanzung mit Bäumen auf dem Markt- und Johannisplatz gefallen ist. Im Konzept, wie es Grünplaner Jochen Köber vorgestellt hatte, ist keine Wiederbepflanzung der alten Baumstandorte auf dem Johannisplatz enthalten. Auf dem Marktplatz ist in den Plänen keine Baumreihe vorgesehen, wie sie etwa von der Klimainitiative und „Omas für future“ gefordert wird.
Kahlschlag soll revidiert werden
Zeitsprung: Acht Monate später wird die Stadtverwaltung doch umschwenken. Der Kahlschlag von 2012 soll revidiert werden, auf dem Johannisplatz werden Bäume gepflanzt. Im Grunde wird der alte Zustand wieder hergestellt, indem fünf neue Bäume an der Südseite des Platzes in Reihe gepflanzt werden.
Im Februar sind die Fraktionen im Gemeinderat und die Vertreter der Stadtverwaltung noch weit weg von einer Lösung und stattdessen mitten im politischen Ringen: Vor dem Beschluss des Konzepts, das mögliche Begrünungsmaßnahmen für 13 Fokusbereiche in der Stadt enthält, war die Fraktion der Linken mit einem Antrag gescheitert: Sebastian Fritz machte sich dafür stark, die strittigen Plätze Marktplatz und Johannisplatz aus dem Beschluss auszuklammern. Seine Forderung: „dass man sich noch einmal konstruktiv und zielgerichtet zusammensetzt und schaut, wie man alles unter einen Hut bringt, und zwar konkret mit Plänen zu einzelnen Veranstaltungen“.
Linke-Antrag abgelehnt
Doch der Antrag wurde mit den Stimmen von CDU, FDP, Bürgerliste und Freien Wähler Frauen abgelehnt; Linke, Grüne und SPD hatten sich (bis auf eine Enthaltung von Karl-Andreas Tickert) dafür ausgesprochen. Zuvor hatte sich Arnold klar gegen eine Ausklammerung positioniert: Der Antrag führe dazu, „dass wir das Konzept als Rumpf verabschieden“, so Arnold. Er schlage vor, es nun auf den Weg zu bringen“. Es sei ja ein „Leitbild“, keine unverrückbare Planung: „Im Detail kann das Ganze angereichert werden.“ Aber womit? Mit ein wenig Grün hier und da, an Fassaden, in Blumenkübeln – oder mit Bäumen? Das wurde nicht explizit geklärt an diesem Abend.
Marktplatz ohne Bäume?
Was Gabriel Baum (Grüne) befürchtet, sagte er zu Richard Arnold: „Sie sprechen von den Leitlinien und es wird schon klar, der Marktplatz soll so gestaltet werden, also ohne Bäume.“ Den Meinungsverschiedenheiten liegt ein Zielkonflikt zugrunde, den Touristik- und Marketing-Geschäftsführer Markus Herrmann zuvor im Bauausschuss aus seiner Sicht dargestellt hatte: Neue Bäume auf dem Johannisplatz wären der Staufersaga-Tribüne im Weg, eine Reihe Bäume auf dem Marktplatz dem Stadtfest und dem Weihnachtsmarkt. Dieser schloss sich Dr. Peter Vatheuer (FDP/FVW) klar an: „Wir werden keine Maßnahmen unterstützen, die die Qualität der Veranstaltung schädigen.“
„Omas for future“ fordern mehr Bäume
Die SPD-Fraktionsvorsitzende Sigrid Heusel zog den Gegensatz Bäume versus Veranstaltung in Zweifel. Martin Bläse (CDU) sah keinen weiteren Bedarf an Untersuchungen zu Bäumen und Veranstaltungsflächen. Stadträtin Karin Rauscher (FWF) meinte: „Lasst uns mit dem beginnen, was unstrittig ist, dann hätten wir auch Zeit, dass wir das noch einmal ausführlich diskutieren.“
Vor der Sitzung im Februar hatten sich Mitglieder der Klimainitiative und „Omas für future“ für mehr Bäume in Gmünd ausgesprochen. ⋌Bernd Müller
Wo und wie in Gmünd neues Grün entstehen könnte
Katharinenstraße: Parkplätze zugunsten von Bäumen auflösenMünsterplatz: „Grüne Fugen“ im Pflaster, analog zum Friedhof, der sich im Mittelalter L-förmig vor dem Hauptportal und der Südseite der Kirche ausgedehnt hatJohannisplatz: Mobile Bäume? Planer Jochen Köber hält die Wiederbelebung der vier früheren Baumstandorte im Grundsatz für eine gute Idee. Aber: „Es gibt die Bühne der Staufersaga, und das gibt einen Konflikt, den müssen wir diskutieren“, so Köber.Marktplatz: Veränderung am unteren Marktplatz: Fläche mit Wasserfontänen, vor allem für Kinder, im Bereich des heutigen Buswartehäuschens eine von Grün überdacht Ruhezone, insgesamt sieben Bäume. Gestrichen aus dem Plan: die mittige Baumreihe mit 15 Bäumen.Schmiedgassen: Ein Ort zum Wohnen, mit weniger Parkflächen, stattdessen Vorgärten und Bäume. Am Schmiedturm geplant: „ein kleines Zauberwäldchen“.Aalenerstraße/Tunneleingang: mehr Bäume, etwa an der HerrgottsruhkapelleMarktgäßle: ein Einzelbaum Paradiesstraße: neue Bäume und Anlage von „grünen Streifen“ Schillerstraße: Bäume statt Parkflächen, Schaffung von „Verweilorten“ Lorcher Straße: Schaffung einer Allee als Stadteingang Kapellgasse: Weil kein Platz für Bäume ist, „Vertikales Grün“, das an Fassaden oder Drahtgestellen wächst Turniergraben: Aufwertung von Gartenräumen, besonders rund um den Augustiner Bocksgasse/Augustinerstraße: Einzelbäume an der Einmündung von Querstraßen
Copyright Gmünder Tagespost, 30.12.2023