Gmünds Stadträte stärken OB Arnold in der Klinikfrage
Sechs Fraktionen und eine Gruppierung kritisieren das Verhalten des Aalener Oberbürgermeisters Frederick Brütting. Plädoyer für Standort Essingen.
Schwäbisch Gmünd
Gmünds Ratsfraktionen stützen die Sicht von Oberbürgermeister Richard Arnold beim Standort für das Zentralklinikum. „Unser OB hat sich in der letzten Zeit sehr zurückgehalten, ohne die ständigen Seitenhiebe von OB Frederick Brütting zu kommentieren“, sagt Alfred Baumhauer (CDU). Dies, obwohl Brütting sehr aktiv gewesen sei und offensichtlich nur an Aalen denke. „Er überzieht ständig und stellt grundsätzliche Beschlüsse des Kreistags in Frage“, sagt Baumhauer. Bei diesem „sehr emotionalen“ Thema aber gehe es um das Wohl aller Menschen im Ostalbkreis und nicht um Kirchturmpolitik. „Die Erstversorgung im Notfall ist das Entscheidende, und hier darf niemals zum Nachteil der Menschen entschieden werden“, erklärt Baumhauer zur Standortfrage. Und weiter: „Auf Sachebene sprechen fast alle Argumente für einen Standort im Umkreis von Essingen mit direkter Lage an der B 29, genau so bewerten wir als CDU-Fraktion dies auch, und unserer Einschätzung nach wird der größte Teil des Kreistags dies ähnlich sehen.“
Die Klinikdebatte habe sich „mittlerweile auf allen Seiten emotionalisiert“, sagt Gabriel Baum (Grüne). Brütting mache einen Vorschlag, der „baulich und finanziell erst noch einer unabhängigen Prüfung standhalten muss“. Ebenso im „Hinblick auf die medizinische Qualität“. Mit dem Vorschlag und der Art und Weise der Präsentation mit Imagefilm und Hochglanzbroschüre habe er „Öl ins Feuer gegossen, aber nicht unbedingt zur Versachlichung der Diskussion beigetragen“. Arnold bemühe sich allerdings auch nicht, das Feuer zu löschen. „Sich gegen den Vorschlag von OB Brütting argumentativ zu wehren, ist seine Aufgabe als Oberbürgermeister, die Stimmung beim Neujahrsempfang damit anzuheizen, ist allerdings populistisch“, sagt Baum. „Je weiter im Westen, umso besser für Gmünd“, sagt Baum weiter. Aber der 5-Kilometer-Radius sei „aktuelle Beschlusslage, die auch ein Kompromissangebot an andere Regionen im Ostalbkreis darstellt“, meint Baum.
„Sachlichkeit, eine an Fakten orientierte Diskussion zur Standortfrage des Regionalversorgers halte ich für den einzigen Weg, in dieser emotional aufgeladenen Debatte die richtige Entscheidung zu treffen“, sagt Sigrid Heusel (SPD). Der Regionalversorger müsse für Patienten wie für Rettungsdienste im Notfall in kürzester Zeit erreichbar sein. Die Rettungsdienste des westlichen Ostalbkreises hätten hierzu einen Standort in Essingen als gerade noch machbar beurteilt. „Das sehen wir auch in der Gmünder SPD-Fraktion so“, sagt Heusel. Eine positive Debattenkultur vertrage sicher auch zugespitzte Formulierungen, aber hier solle niemand, auch Gmünds OB nicht, übertreiben. Wobei auch sie „das Vorgehen des Aalener Oberbürgermeisters durchaus kritisch“ sehe.
„Wichtig ist für uns, dass in der Diskussion auf sachlich vorgetragene Argumente hinsichtlich der Erreichbarkeit und der Notfallversorgung Rücksicht genommen wird“, sagt Sebastian Fritz (söl). Was die Fraktion ablehne, sei Polemik. Die Aussage des DRK-Rettungsdienstes, wonach die Entfernung bis Aalen in Notfällen zu weit ist und damit Patienten gefährdet werden, sei „ein sachliches Argument für Essingen“. Und: „Für uns ist auch die Frage, welchen Umfang zukünftig die Notfallversorgung am Stauferklinikum erbringen wird, nicht geklärt“, sagt Fritz.
„OB Arnold kritisiert zurecht die Aalen-first-Politik des Herrn Brütting“, sagt Brigitte Abele. (Bürgerliste). Für die Gmünder sei der Verlust des staatlichen Schulamtes oder des staatlichen Hochbauamtes noch verkraftbar, „aber nicht eine überlebenswichtige schnelle Erreichbarkeit einer Klinik mit Kinderklinik und zentraler Notaufnahme an sieben Tagen über 24 Stunden.“ Arnold habe beim Neujahrsempfang „den richtigen Ton“ getroffen. Eine Zentralklinik am Standort des Ostalbklinikums sei „aus dem Westen des Kreises bei schweren Erkrankungen, wie Schlaganfall oder Herzinfarkt, nicht in der nötigen Zeit zu erreichen“.
„Mehr als befremdlich“ findet Karin Rauscher (Freie Wähler Frauen), dass Aalens Oberbürgermeister mit dem Triumph-Areal einen weiteren Standort in Aalen genannt hat. Darauf habe Arnold zurecht hingewiesen. Bei einem Thema wie diesem könne man Emotionen nicht ausblenden, sagt Rauscher. Weil es jeden betreffen könne. Der Westen des Kreises sei am dichtesten besiedelt, sagt Rauscher weiter. Deshalb komme einer „schneller Erreichbarkeit große Bedeutung zu“. Rauscher fordert zudem, statt Allgemeinplätzen endlich konkret zu sagen, wie der Gesundheitscampus in Mutlangen aussieht.
„Wir können mit den Einlassungen von Herrn Brütting nicht einverstanden sein, da sie Gmünd und die gesamte Raumschaft in der Klinikfrage klar benachteiligen“, sagt Dr. Peter Vatheuer (FDP / FW). In dieser wichtigen Frage gelte es, den ganzen Kreis im Blick zu haben und „nicht nur Partikularinteressen zu vertreten“.
Copyright Gmünder Tagespost, 20.01.2024