Stadträte befürworten in der Tendenz eine Wohnbebauung auf Gmünds „Margaritenhöhe“
Mehrheit der Ratsfraktionen signalisiert Zustimmung zu einem Wohngebiet südlich des DRK-Zentrums in der Weißensteiner Straße. Grüne und söl sehen das Projekt kritisch.
Schwäbisch Gmünd. Für Gerhard Hackner war’s ein „Startschuss“: Der Leiter des Amtes für Stadtentwicklung stellte am Mittwoch den Stadträten des Klima- und Bauausschusses erstmals öffentlich die Pläne für die sogenannte „Margaritenhöhe“ vor.
Südlich des DRK-Zentrums in der Weißensteiner Straße und östlich des Klosters der Franziskanerinnen soll am Hang ein neues Wohngebiet entstehen. Das Quartier entwickelt die „Genossenschaft der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Pau aus Untermarchtal“ gemeinsam mit der Stadt Gmünd.
Frischluftzufuhr zur Innenstadt ein Thema
Hackner erläuterte zunächst das Vorhaben: Die Fläche umfasst 3,5 Hektar. Weiterhin als Grünfläche vorgesehen sind 1,2 Hektar. Entstehen sollen dort verschiedene Wohnformen: Familienwohnen, Generationenwohnen, Baugruppenwohnen. Geplant ist ein Kindergarten. Die Erschließung des Gebietes soll über die Bischof-Keppler-Straße und die Bergstraße erfolgen. Hackner wies darauf hin, dass die Stadt auf die Kaltluftschneisen schaue. Und darauf, „dass frische Luft in die Stadt fließen kann“. Lägen die erforderlichen Gutachten vor, gehe das Projekt in die öffentliche Beteiligung, sagte Hackner. Ein weiterer, dem Amtsleiter wichtiger Punkt: 25 Prozent der Wohnungen sollen als „sozial geförderter Mietwohnungsbau“ erstellt werden.
Gmünd braucht dringend Wohnraum
„In Gmünd wird momentan so gut wie nichts gebaut“, sagte Oberbürgermeister Richard Arnold, weshalb die Stadtspitze das Projekt befürwortet. Die Stadt brauche „dringend bezahlbaren Wohnraum“. Deshalb müsse sie sich „schleunigst auf den Weg machen“, sagte der OB, verbunden mit Dank an die Schwestern von Untermarchtal.
Dies sei ein Bekenntnis der Schwestern zu Gmünd, sagte Martin Bläse (CDU). Es sei ein „tolles Angebot“ und eine „gut geplante Geschichte“, begrüßte Bläse die Nähe zur Stadt, den Kindergarten und die vorhandenen Straßen. Die CDU-Fraktion werde dies „selbstverständlich unterstützen“.
Grüne und söl sehen Projekt kritisch
Zwar sehe auch seine Fraktion das Engagement der Schwestern, doch sei sie an dieser Stelle „etwas kritischer“, sagte Karl Miller (B 90 / Die Grünen). Er bezweifelte, dass aktuell ein kostengünstiger Wohnungsbau möglich ist, auch des Knollenmergel-Untergrunds wegen. Dabei ging er davon aus, dass das Kloster keine Mittel zuschießen werde. Zudem ging Miller nicht davon aus, dass eine Frischluftzufuhr zur Innenstadt bei einer Bebauung mit drei Vollgeschossen und einem Dachgeschoss noch funktioniere. Schließlich wies der Grünen-Stadtrat darauf hin, dass sich der Gemeinderat bislang einig gewesen sei, die grünen Hänge um Gmünd nicht zu bebauen. 2023 sei das heißeste Jahr gewesen. Er warne davor, „diese Tür zu öffnen“, sagte Miller.
Nur 0,75 Prozent bestehender Häuser werden klimagerecht saniert
Beim Klimaschutz hakte Baubürgermeister Julius Mihm ein. Dieses Angebot sei wichtig, weil nur so Leute aus Einfamilienhäusern von der Peripherie in die Innenstadt ziehen. Nur dann wiederum seien deren Häuser klimagerecht sanierbar. Mihm wies darauf hin, dass aktuell nur 0,75 Prozent bestehender Häuser klimagerecht saniert würden.
Im Hinblick auf den Kindergarten und die 25 Prozent geförderten Mietwohnungsraum wolle die SPD-Fraktion schauen, dass das Projekt zustande kommt, sagte Johannes Zengerle (SPD).
Was wo gebaut werden darf
„Muss es dieser Ort sein“, fragte Prof. Dr. Andreas Benk (söl) die Schwestern, denen er für ihr Engagement insgesamt Respekt bekundete. Benk kritisierte, dass bereits am Freitag Stadt- und Gemeinderäte aus Gmünd und Waldstetten über eine Änderung des Flächennutzungsplanes für dieses Gebiet entscheiden. Dieser Plan legt fest, was an welcher Stelle gebaut werden darf. Er beantragte, dass vor dieser Planänderung der Gemeinderat das Thema diskutiert.
Für Karin Rauscher (FWF) war das Projekt wegen Kindergarten, Supermärkten und Nähe zum Zentrum eine „sinnvolle Erschließung. Von einer Befürwortung durch seine Fraktion ging auch Ullrich Dombrowski (BL) aus. Auch Dr. Peter Vatheuer (FW/FDP) signalisierte Zustimmung.
Alle Argumente kämen auf den Tisch, dann werde abgewogen, versicherte Oberbürgermeister Richard Arnold.
Copyright Gmünder Tagespost, 21.03.2024