söl-Fraktion: Stellungnahme zum Bebauungsplan „Möbelhaus“
Es ist gut, dass wir uns heute noch einmal über das Projekt austauschen können, denn bislang wurde in unseren Sitzungen noch kaum über das Unternehmen XXXLutz gesprochen. Auch konnte in der Vorlage zur entsprechenden Änderung des Flächennutzungsplans die Formulierung, dass es sich bei XXXLutz um ein „Familienunternehmen“ handele, in die Irre führen. Faktisch handelt es sich bei XXXLutz um einen gigantischen Konzern (nach Ikea das zweitgrößte Möbelunternehmen in Europa), der in einem äußerst schlechten Ruf steht. Die Quellen für diese Einschätzung sind zum einen Internetrecherchen und zum anderen ein Bericht des NDR-Magazins Markt (ausgestrahlt am 12.02. 2024, verfügbar in der ARD-Mediathek). Dabei wird XXXLutz in mehrfacher Hinsicht ein verheerendes Zeugnis ausgestellt.
Im Einzelnen werden beanstandet:
- die Behinderung der Gewerkschafts- und Betriebsratsarbeit;
- ein sehr aggressiver Umgang mit Beschäftigten, die z. T. aus dem Betrieb gedrängt werden, um wesentlich schlechter bezahlte Neueinstellungen zu ermöglichen;
- die Gewerkschaft Verdi bezeichnet XXXLutz als „härtesten Arbeitgeber Deutschlands“;
- kritisiert wird das Geschäftsgebaren von XXXLutz: Der Konzern expandiert aggressiv, kauft Traditionsunternehmen auf, zuletzt Möbel Hesse in Hannover;
- Die wachsende Marktmacht von XXXLutz macht der Branche insgesamt Sorgen: Die Monopolstellung sei weder für die Indurstrie noch für die Kundschaft gut (so ein Vertreter des Verbands der deutschen Möbelindustrie): Vielfalt gehe verloren, die Monopolstellung ermögliche ein Preisdiktat;
- Mit sogenannten „Eigenmarken“ von unterschiedlichen Produzenten werde die tatsächliche Herkunft verschleiert. Dabei würden irreführende Namen verwendet, die ähnlich klingen, wie diejenigen von renommierten Möbelherstellern. Entsprechende Produkte würden zu überhöhten Preisen verkauft.
- Beklagt wird auch ein ausgesprochen schlechter Kundenservice: unvollständige Lieferungen, keine Ansprechpersonen, Ignorieren von Reklamationen, nicht eingehaltene Entschädigungsvereinbarungen usw. – Bei alldem handele es sich nicht um Einzelfälle.
Wer all dies bedenkt, kann niemandem wünschen, bei XXXLutz zu arbeiten, oder empfehlen, dort einzukaufen. XXXLutz in Gmünd einen Standort zu gewähren, fördert dessen Geschäftsgebaren und ist gerade aus sozialen Gründen abzulehnen.
Die Fläche neben dem Gaswerk ist im Übrigen nach der Flurbilanz 2022 Vorbehaltsflur 1 und sollte darum der Landwirtschaft vorbehalten bleiben. Doch selbst wenn man diese, zugegebenermaßen nur bedingt für die Landwirtschaft geeignete Fläche zum Gewerbegebiet umwidmet, sollte diese sinnvoll und verantwortungsvoll verwendet werden. Mit XXXLutz wäre das nicht der Fall. An unserem östlichen Stadteingang stünde kein Vorzeigeobjekt, sondern ein beherrschender Gebäudekomplex eines Megakonzerns mit höchst dubiosem Ruf.
Wir müssen überdies auch bedenken, dass wir in Schwäbisch Gmünd nicht mehr über viele solche Flächen verfügen und dass wir mit jeder Flächenvergabe den Verfügungsspielraum für kommende Generationen noch weiter einschränken.