Bäume mit Bedeutung: Wie in Gmünd eine alte Wunde geheilt wurde
Auf dem Gmünder Johannisplatz ist der Kahlschlag von 2012 revidiert worden. Wieso es dort nun einen italienischen Baum gibt. Und warum beim nächsten Termin sogar ein Chor aus den USA anreist.
Schwäbisch Gmünd. Wiedergutmachung mit einem „Little Italy“ mitten in Gmünd: Auf dem Johannisplatz stehen nach mehr als zehn Jahren Grün-Mangel wieder Bäume. Einer davon ist eine italienische Erle, die an Gmünds Partnerstadt Faenza erinnern soll. Eine Gruppe von Schülern mit ihren Lehrerinnen Anna Balestrazzi und Pia Prencipe aus der italienischen Partnerstadt war dabei, als der kleine Platz offiziell eingeweiht worden ist.
Dort können Gmünderinnen und Gmünder jetzt eine Pause einlegen: Faenza steht groß eingraviert auf der Holzquaderbank neben dem Baum, dazu kommt ein stählernes Wappen der italienischen Stadt.
Baumlose Zeit seit 2012
Bis 2012 hatte es sechs Bäume auf dem Johannisplatz gegeben, ehe sie Anfang Februar, wenige Monate vor der Erstaufführung der Staufersaga vor der Johanniskirche, von der Stadt überraschend gefällt worden waren. In diesem Frühjahr ist die baumlose Zeit zu Ende gegangen: Jetzt gibt es dort fünf Bäume mit Bedeutung. Jeder ist einer Partnerstadt gewidmet, das symbolisieren auch die Baumarten. Neben der Italienischen Erle für Faenza gibt es einen Französischen Ahorn für Antibes, der Barnsley-Baum wird eine Platane, eine Ungarische Eiche repräsentiert Székesfehérvár, eine Nordamerikanische Rot-Esche („Fraxinus pennsylvanica“) steht für die US-Partnerstadt Bethlehem.
Mit Chor aus Bethlehem
An jedem Baum wird es in diesem Jahr eine kleine Zeremonie geben, beim nächsten Mal womöglich mit Gesang: Am 13. Juni tritt der Bach-Chor aus Bethlehem zusammen mit den St.-Michael-Chorknaben im Münster auf, danach geht es zum Bethlehem-Baum.
Die Bäume für Barnsley und Székesfehérvár sind im Oktober an der Reihe, wenn in Gmünd wieder der „Tag der Kulturen“ gefeiert wird. „Aus beiden Ländern werden politische und künstlerische Vertreter da sein“, sagt Anna Klamann, die sich bei der Stadt um die Partnerschaften kümmert. Für den Antibes-Baum gebe es noch keinen Termin.
Die Bäume sollen von nun an immer als Treffpunkt dienen, wenn Gruppen und Delegationen aus Partnerstädten in Gmünd zu Besuch sind. „Bäume waren schließlich immer auch soziale Orte, unter denen sich Menschen getroffen haben“, findet Gmünds Oberbürgermeister Richard Arnold.
Bäume als Streitobjekte
In Gmünd sind Bäume auch Streitobjekte: Seit Landschaftsarchitekt Jochen Köber 2022 ein umfassendes Konzept für mehr Bäume und Bepflanzung in der Stadt vorgestellt hat, gab es anhaltende Kontroversen im Gemeinderat und unter Bürgern – vor allem um die Frage, ob auf den zentralen Plätzen Marktplatz und Johannisplatz neue Bäume gepflanzt werden sollen. Zwischenzeitlich hatte die Stadtverwaltung das kategorisch ausgeschlossen, mit der Begründung, dass dann Veranstaltungen wie Weihnachtsmarkt und Stadtfest zu sehr eingeschränkt werden.
Copyright Gmünder Tagespost, 24.04.2024