Wie steht’s um die Verkehrswende in Gmünd?
Aus der heutigen Rems Zeitung: Mobilität: Mehr Radverkehr und Elektro-Autos – wie die Verkehrswende aussehen kann, wurde beim Besuch von Verkehrsminister Hermann diskutiert. Wie also ist die Lage bei den Fahrradstraßen? Und was ist mit den Ladeparks, die vor anderthalb Jahren im Gespräch waren?
SCHWÄBISCH GMÜND. Er sei bekennender Alltagsradler, sagt Winfried Hermann bei seinem Besuch in Schwäbisch Gmünd am Montag. Der Landesverband der Grünen hatte zu der Podiumsdiskussion mit Verkehrsminister Hermann eingeladen und zahlreiche Besucherinnen und Besucher nahmen die Gelegenheit wahr – auch einige Mitglieder des ADFC Schwäbisch Gmünd.
Die kritisieren schon länger und immer wieder die Radinfrastruktur in Schwäbisch Gmünd – angefangen bei den Radwegen, über den Altstadtring bis hin zu dem aktuellen Dilemma um die Fahrradstraßen. Darauf angesprochen, seufzte Andrzej Sielicki vom AK Mobilität in Gmünd: „Die sind unglaublich schwer umzusetzen.“ Sowohl die geplante Fahrradstraße in der Klarenbergstraße als auch die in der Schwerzerallee sind „auf Eis gelegt“, wie Rathaussprecher Markus Herrmann gesagt hatte. In der Klarenbergstraße war dies vor allem den Beschwerden einiger Anwohner geschuldet, die sich zu einer Bürgerinitiative zusammenschlossen hatten. Sie befürchten Nachteile für Autofahrer. Zudem würden auf der einen Seite der Straße die Parkplätze komplett wegfallen, weil die Straße sonst insgesamt zu schmal wäre, um den Mindestabstand zwischen Autos und Fahrrädern einhalten zu können. Auch in der Schwerzerallee sind die Parkplätze der Grund, warum sie nicht zur Fahrradstraße werden kann.
„Grundsätzlich ist es richtig, dass sich Bürgerinnen und Bürger politisch engagieren und ihrer Meinung Ausdruck verleihen können“, betont Verkehrsminister Hermann. „Das ist essentiell für eine lebendige Demokratie.“ Aber: „Ich erlebe es immer öfter, dass diese Bürgerinitiativen nicht für das allgemeine Wohl kämpfen, sondern nur den Willen Einzelner oder Weniger durchsetzen sollen. Das verhindert viel.“
Das sei besonders gravierend, wenn es eigentlich einen einstimmigen Gemeinderatsbeschluss gegeben habe – wie im Fall der Klarenbergstraße. Das hatte auch Gemeinderat Sebastian Fritz (söl) im Gespräch mit der RZ beklagt: „Es kann doch nicht sein, dass der OB eine Rolle rückwärts macht und eigenmächtig den einstimmigen Beschluss wieder einkassiert, ohne vorher den Gemeinderat
einzubeziehen!“ Dabei seien sichere, möglichst separate Fahrradwege laut Hermann wichtig für die Verkehrswende: „Nur wenn ich das Gefühl habe, dass ich sicher und schnell ans Ziel komme, steige ich auch im Alltag aufs Rad.“ Diese Wege müssten vor allem klar gekennzeichnet sein. Varianten wie den Altstadtring hält er darum für semi-optimal. „Wenn für Autofahrer weiterhin alles wie zuvor bleibt und sie gar nicht merken, dass sie auf Radfahrer Rücksicht nehmen sollten, bringt es nichts.“
Als ebenso wichtig wie die Rad-Infrastruktur erachtet Hermann die Lade-Infrastruktur für E-Autos. Denn um die Verkehrswende bis 2030 zu schaffen, müsste jedes zweite Auto klimaneutral fahren. „Es braucht vor allem öffentliche Schnellladesäulen“, betont er. Aktuell gibt es in Schwäbisch Gmünd drei Schnellladeeinrichtungen mit insgesamt sechs Ladepunkten: Drei auf dem Parkplatz des „Kaufland“ in der Hauptstraße, einen bei Hahn Sportwagen in der Oststadt und zwei bei EWE Go in der Lorcher Straße. Was aus den beiden Schnellladeparks geworden ist, die Bundesverkehrsminister Volker Wissing im Oktober 2022 beim Mobilitätsforum in Gmünd angekündigt hatte, weiß Hermann nicht. „Da kommuniziert der Bund mit den Kommunen direkt.“
Auf Anfrage teilt die Stadt Gmünd mit: „Die Ausschreibung der Regionallose wurde von Bundesseite im September 2023 erfolgreich abgeschlossen.“ Gmünd habe zwei Standorte bekommen, die an die Unternehmen Mer Germany GmbH und Eviny Elektriisering AS gingen. Die Ladeparks sollen im Osten und Westen von Gmünd entstehen: Ersterer ist mit acht Ladeplätzen geplant, letzterer mit zwölf, jeweils mit 200 bis 300 kW. „Bei der Suche eines geeigneten Standortes befindet man sich momentan noch am Anfang“, so die Stadtverwaltung. Für die Stadt Schwäbisch Gmünd entstehen keine Kosten, die Installationen werden direkt von den Unternehmen vorgenommen.
Copyright Rems Zeitung, 08.05.2024