Demo in Gmünd: Gegen „Rechtsruck“, Wohnungsnot und soziale Kälte
Mehrere Redner auf dem Gmünder Marktplatz prangern Missstände vor etwa 100 Interessierten an.
Schwäbisch Gmünd. Gegen Rechtsruck und sozialen Kahlschlag richtete sich die Kundgebung, zu der die Fraueninitiative am Samstag auf den Gmünder Marktplatz eingeladen hatte. Bis zu 100 Menschen hörten mehrere Redebeiträge, schwangen Banner und zeigten Präsenz.
Punkt 12 Uhr lagen auf dem Pflaster hölzerne Plakate. Darauf nannten Sprüche wie „Keine Rendite mit der Miete“, „Ein Krankenhaus ist keine Fabrik“ und „Fck AfD“ einige der Themen, um die es ging. „Haltet sie hoch“, animierte Ann-Katrin Lauer die Menschen vor der zur Bühne umgebauten Lkw-Laderampe. „Schön, dass so viele gekommen sind“, sagte die Sprecherin der Fraueninitiative.
Zahlreiche Leute hatten eigene Spruchtafeln oder Fahnen dabei. Andere waren an Einkaufstaschen als interessierte Passanten zu erkennen. Für einige Zeit mischte sich auch Ricarda Lang unters Publikum. Sie mache in der Nähe Wahlkampf, sagte die Bundesvorsitzende der Grünen dieser Zeitung.
Angriffe auf die Demokratie
Sie sei hier, weil sie die Veranstaltung wichtig finde. „Die Angriffe in den letzten Tagen waren keine Angriffe auf Parteien, sondern auf unsere Demokratie“, ergänzte sie, „umso wichtiger ist es, dass die Menschen die Lüge der AfD entlarven, dass sie für die schweigende Mehrheit im Land stehe“.
An Informationsständen informierten zum Beispiel das Sozialunternehmen a.l.s.o., Fridays for Future, Bündnis Aufstehen gegen Rassismus und die Jugendkulturinitiative Esperanza. Am Mikrofon auf der Bühne klagten Sprecherinnen der Fraueninitiative an, dass Mütter in Teilzeit arbeiten müssten oder in Berufen, die schlechter bezahlt würden: „Frauen verdienten 2023 durchschnittlich 22 Prozent weniger als Männer.“ Das Ehegattensplitting treibe diese „Reproduktionsfalle“ voran, Kinderbetreuung werde immer teurer und unzuverlässiger, auch in Schwäbisch Gmünd.
Peter Yay-Müller von der Bürgerinitiative Klinikerhalt nannte das Finanzierungssystem von Krankenhäusern „einen intransparenten Flickenteppich“. Die Wirtschaftlichkeit stünde im Vordergrund, nicht der Mensch. Bürgerbeteiligung sei beim Klinik-Entscheid des Kreises nicht wirklich gewollt gewesen. Aber: „Mit der AfD würde sich in Deutschland das Rad zurückdrehen.“ Dr. Michael Wenzler vom Paritätischem Wohlfahrtsverband warnte vor sozialer Spaltung durch wachsender Armut.
Sebastian Fritz, SÖL-Stadtrat, sprach über Frust bei der Wohnungssuche. Das Hauptproblem sei der Rückgang des Sozialwohnungsbestandes. Obwohl der Gmünder Gemeinderat 2020 eine Quote für bezahlbaren Wohnraum im Neubau beschlossen hatte, sei diese beim Projekt Wohnen am Salvator ausgesetzt worden. „Die AfD löst aber keines dieser Probleme, mit ihrer inhaltlichen Ausrichtung wird sie diese nur verschärfen.“
Überparteiliche Veranstaltung
Nachgefragt bei Ann-Katrin Lauer: Waren auch Stadträte anderer Fraktionen als Redner eingeladen worden? „Herr Fritz ist nicht als Stadtrat hier, sondern als Experte für Wohnungsbau“, sagte Lauer. Die Kundgebung sei überparteilich und wolle keine Wahlempfehlung aussprechen. „Denn ein Kreuz am 9. Juni reicht nicht.“ Der Rechtsruck habe seinen Ursprung auch „in den neoliberalen Verschärfungen der Lebens- und Arbeitsbedingungen“. Man wolle die Menschen animieren, dagegen aufzustehen.
Viel Applaus bekam die leidenschaftlich vorgetragene Rede von Dilnaz Alhan. Für Amnesty International klagte sie die Asylpolitik der vergangenen Jahre an. „Eine Welle der Abschottung und Fremdenfeindlichkeit hat uns erfasst.“ Dabei sei kein Mensch illegal, Asylrecht sei ein Menschenrecht. Europa müsse sichere und legale Fluchtwege öffnen.
Copyright Gmünder Tagespost, 13.05.2024