Bebauungsplan für Aspen beschlossen
Aus der heutigen Rems Zeitung: Wirtschaft: Nun ist es beschlossene Sache: Aspen kommt. Investoren gibt es noch immer keine, trotzdem will die Stadt das Gebiet baufertig machen. Ob das Projekt noch so nachhaltig ist, wie zu Beginn angepriesen – dazu existieren verschiedene Meinungen.
SCHWÄBISCH GMÜND. Die harten Fakten zu Aspen liegen schon lange auf dem Tisch: 41 Hektar Gesamtfläche, davon 28 Hektar gewerbliche Bauflächen und 12 Hektar Frei- und Grünflächen. Maximal 20 Meter Gebäudehöhe, mehr als 380 neue Bäume und Photovoltaikanlagen, Dach und Fassadenbegrünung für die Gebäude. So nachhaltig, so gut. Und doch ist von dem ursprünglichen Konzept des „nachhaltigen Technologieparks“ mit grünem
Wasserstoff aus regionaler Windenergie nicht mehr viel übrig. Das hatte die Fraktion der Grünen im Gemeinderat wiederholt kritisiert. „Auf dieser Basis wurden schließlich die Grundstücke von ihren Besitzern an die Stadt verkauft.“ Wenn die Stadt jetzt so von den Plänen abweiche und Klimaneutralität nicht mehr erkennbar sein, könne man dem Bebauungsplan nicht zustimmen. Auch Stadtrat Andreas Benk (s.ö.l.) forderte in der Sitzung am Mittwoch, den Begriff „nachhaltiger Technologiepark“ endlich fallen zu lassen. „Es ist schlicht ein Industriegebiet.“ Die Maßgabe, dass am Standort Aspen ausschließlich nachhaltige, klimaneutrale Produktion angesiedelt werden solle, sei nicht mehr gegeben. Auch der Regionalverband Ostwürttemberg fordert in seiner Stellungnahme „angesichts des angestrebten Innovationsanspruches und der regionalen Bedeutsamkeit des Nachhaltigen Technologieparks Aspen weiteren Schärfungsbedarf in der Ausarbeitung in Bezug auf das Mobilitäts- sowie Klimaschutzkonzept.“ Kurz gesagt: Wenn Aspen nachhaltig und innovativ sein soll, muss es klimafreundlicher werden. Das bezieht sich insbesondere auf die Firmen, die dort angesiedelt werden sollen. Hierfür hatte die Stadt eine Liste angelegt, welche Branchen und Unternehmen sich in Aspen ansiedeln dürfen. Laut der sind im
Sondergebiet Aspen nur Betriebe und Anlagen zulässig, die nachhaltigen und klimaneutralen Zukunftstechnologien dienen. Einige Beispiele: „Komponenten und Teile für Elektrofahrzeuge, Wasserstofffahrzeuge oder E-Fuel-Fahrzeuge“, „Herstellung von Arzneimitteln chemischen
und botanischen Ursprungs“, „Halbleiter und Mikrochiptechnik für sämtliche elektronische Geräte“ und „Raumfahrttechnik-, Ausstattung- und Ausrüstung“. Nicht erwünscht sind hingegen zum Beispiel „Vergnügungsstätten in sämtlichen Fassungen“ sowie Gewerbebetriebe, die auf Darbietungen und Handlungen mit sexuellem Inhalt ausgerichtet sind.“
An dieser Liste scheiden sich die Geister. Während der Regionalverband etwa fordert, dass die „zulässigen Branchen sowie die jeweilig subsumierten Nutzungen nochmals nachgeschärft werden sollen“, war man sich im Gmünder Gemeinderat ziemlich einig darin, dass die Liste sinnlos sei. „Ich verstehe nicht, warum wir uns durch diese Liste einschränken sollten“, meinte Martin Bläse (CDU). Peter Vatheuer und Jens Freitag (beide FDP/FW) befanden die Liste als unnötig. „Die Investoren rennen uns ja nicht gerade die Bude ein“, gab Vatheuer zu bedenken. Während
das Ziel der Klimaneutralität gesetzt sei, müsse man den Weg dorthin offen lassen. „Wir sind von Innovation abhängig, das erreicht man nicht durch solche Beschränkungen.“ Freitag ergänzte, dass die Liste seiner Ansicht nach an vielen Stellen „zu konkret“ sei. Beispielsweise sei unter der
Branche Luft- und Raumfahrt die Spezifikation „Flugzeuge und Flugkörper mit alternativen und klimaneutralen Antriebstechniken zur militärischen, nicht bewaffnungsfähigen Nutzung (Aufklärungs- und Verteidigungstechnik)“ gelistet. „Welche Unternehmen, welche Hersteller will man denn damit ansprechen? Was, wenn eine Firma elektrogesteuerte Kamera-Drohnen herstellt, aber eben auch Kerosin-getriebene, bewaffnete Drohnen? Darf der sich dann in Aspen ansiedeln oder nicht?“ Letztendlich wurde im Bebauungsplan der Zusatz ergänzt: „Die oben genannten
Vorgaben zur Zulässigkeit und Nichtzulässigkeit im (..) Technologiepark Aspen sind angesichts der Dynamik und des starken Wandels von nachhaltigen und klimaneutralen Zukunftstechnologien nicht als abschließend zu betrachten.“ Jetzt müssten sie nur noch kommen, die Firmen und Investoren. Constanze Schwarzkopf-Streit (Bürgerliste) sprach sich dafür aus, nicht nur auf große Unternehmen zu setzen, sondern auch kleine, innovative Firmen zu berücksichtigen. In jedem Fall halte ihre Fraktion es für sinnvoll, das Gebiet baufertig zu machen. „Wir haben 11 Millionen Euro für die Grundstücke ausgegeben, jetzt sollten wir den Plan auch zu Ende führen“, bekräftigte Simon
Mayer (AfD).
Da ja erst wirklich gebaut werde, wenn es auch Firmen gebe, die sich in Aspen ansiedeln wollen, würden auch nicht voreilig und unnötig Flächen versiegelt, tröstete sich Maren Zengerle (SPD). Sie wünschte sich eine enge Einbindung des Gemeinderats, wenn es an die Auswahl der Firmen
geht, die sich in Aspen ansiedeln wollen.
Auch, wenn es momentan noch keine Firmen gebe, die Interesse an Aspen bekundet hätten, brauche man keinen Plan B für Aspen, betonte Oberbürgermeister Arnold auf Nachfrage von Benk.
Dessen Fraktion gehörte mitsamt dem Großteil der Grünen zu denjenigen, die bei der finalen Abstimmung zum Bebauungsplan mit „Nein“ stimmten. Carlo Geiger (Die Partei), hatte die Abstimmung zuvor als sinnlos bezeichnet, da das Gelände bereits angekauft sei. Jetzt abzustimmen,
ob man darauf bauen wolle, sei, als würde man die Hecke des Nachbarn kürzen und ihn danach fragen, ob das eigentlich in Ordnung sei. Geiger enthielt sich bei der Abstimmung, ebenso Karl-Andreas Tickert (Grüne). Der Rest und damit die Mehrheit des Rats sprach sich dafür aus, den Bebauungsplan zu beschließen. Aspen kommt also – wenn auch nicht ganz wie geplant.
Copyright, Rems Zeitung, 22.11.2024