Warnung vor Leichtsinn nach der Lockerung
OSTALBKREIS. „Wir haben es geschafft. Aber jetzt müssen wir achtsam sein und dürfen nicht leichtfertig werden. Wir müssen nicht ängstlich sein, aber vorsichtig und partnerschaftlich.“ Diese vorläufige Bilanz des Verlaufs der Corona-Pandemie im Ostalbkreis hat Landrat Klaus Pavel am Dienstag im Kreistag gezogen. Seit Tagen gebe es keine Neuinfektionen mehr im Ostalbkreis, sagte der Landrat, und das stimme ihn froh. 23 der 42 Kommunen, nicht nur kleine, seien inzwischen vollkommen coronafrei. Aktuell seien noch 53 Personen aktiv infiziert, insgesamt hätten sich im Kreis seit Anfang März 1552 angesteckt. Viele Infizierte habe es vor allem gegeben, als Anfang März Skifahrer aus Ischgl und Südtirol zurückgekehrt seien. Danach seien die Zahlen angestiegen. Aber dank des Einsatzes von bis zu 130 Mitarbeitern an den Telefonketten und dank vieler anderer Maßnahmen sei es gelungen, alle Infektionsketten lückenlos zu erfassen. So sei der Ostalbkreis nicht zu dem Hotspot geworden, den manche schon mit Heinsberg hätten gleichsetzen wollen. Pavel: „Das konnten wir verhindern!“
Insgesamt hätten sich die ganze Zeit über viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abgestrampelt und ihnen allen sei es zu verdanken, dass die Situation im Ostalbkreis nicht gekippt sei, unterstrich der Landrat. Momentan hätten die Fieberambulanzen glücklicherweise nicht über zu viel Arbeit zu klagen. In Gmünd werde man das Notfallzentrum über Pfingsten wieder abbauen, kündigte Pavel an, in Aalen vielleicht Anfang Juni.
Dass der Ostalbkreis gut durch die Krise gekommen ist, räumte Susanne Mützel (AfD) zwar ein. Eine Lockerung sei aber überfällig, denn die Bürger seien um ihre Grundrechte gebracht worden. Ihre Bewegungsmöglichkeiten seien ihnen genommen und soziale Kontakte eingeschränkt worden. Jede Kommune und der Kreis würden wirtschaftlichen Schaden erleiden, der Umgang mit der Coronakrise sei falsch gewesen. „Das kann ich so
nicht akzeptieren“, reagierte Pavel ungewohnt scharf. Er habe mindestens einen Satz dazu vermisst, dass dank des Einsatzes vieler in Deutschland eine Katastrophe habe verhindert werden können. Lob und Anerkennung erhielt der Landrat danach von allen anderen Rednerinnen und Rednern. Martina Häusler (Grüne) attestierte Pavel und allen anderen eine umsichtige Herangehensweise. Daher stehe der Ostalbkreis jetzt gut da. Proteste halte die Demokratie aus, aber die Angst dürfe nicht instrumentalisiert werden.
Man müsse Sorgen ernst nehmen und er klären, warum man etwas tue oder auch nicht. Es bedürfe jetzt einer Exitstrategie und mehr Eigenverantwortung.
Stephanie Eßwein (CDU) sprach von schwierigen Entscheidungen, die in den letzten Wochen zu fällen gewesen seien. Daher gelte der Dank allen, die sich in dieser Krise eingesetzt hätten. Hier sei vorausschauend agiert worden, pflichtete ihr Carola Merk-Rudolph (SPD) bei. Nur weil die Maßnahmen gewirkt hätten, sei es nicht so schlimm gekommen wie beispielsweise in Bergamo. Bei aller Erleichterung dürfe man aber jetzt nicht leichtsinnig werden. Von einer herausragenden Arbeit sprach Roland Hamm (Linke). Es dürfe aber nicht nur beim verdienten Beifall für die Pflegeberufe bleiben. Die
Rahmenbedingungen müssten sich ändern. Er hoffe, sagte Pavel abschließend, dass nun auch die Diskussion über die Schließung von Krankenhäusern aufhört.
Copyright, Rems Zeitung, 27.05.2020