Startschuss für das Projekt „Lebenswerte Altstadt“ am Beispiel der Schmiedgassen: Vertreter aus Gemeinderat, Handel, Gastronomie, Tourismus, Stadtwerken, Wohnwirtschaft und Interessensgruppen für die Altstadt diskutierten am Donnerstag im Stadtgarten, wie die Schmiedgassen entwickelt werden können. Ausgangspunkt war ein Beschluss des Gemeinderates mit diesen Zielen: mehr Charme für die Altstadt, attraktiveres Wohnen, weniger Lärm, mehr Grün, Impulse für den Handel und eine Wende in der Mobilität.
Baubürgermeister Julius Mihm brachte zunächst Impulse ein: Er bewegte sich mit Bildern durch die Schmiedgassen: vom Platz am Nuss-Brunnen zum Platz zwischen der Bäckerei Frey und der Kreissparkasse zum Platz vor der Gmünder Tagespost. Und machte so deutlich, dass es in den Gassen schön sanierte Häuser gibt, aber auch sanierungsbedürftige. Dass diese Häuser gestalterische Potenziale haben, „wir sie aber nicht liegenlassen dürfen“. Dass es kleine, aber feine Ansatzpunkte in den Gassen gibt, wie die Weinlaube in einem Lokal, die aber im Gesamtbild zu wenig Wirkung entfalten. Dass der westliche, enge Teil der Hinteren Schmiedgasse eingeschränkt ist, weil Parken und Durchfahren zu viel Raum einnehmen. Dass eine Entwicklung der Läden und Gaststätten durch Straßen, Verkehr, Schilder und Gehwege mit hohen Bordsteinen begrenzt sei. Einen Platz wie den vor der Tagespost so zu gestalten, mit Zebrastreifen und einem leuchtenden Schild oben drüber, sei „tiefstes Denken der 70er-Jahre“. Oberbürgermeister Richard Arnold knüpfte an Mihms Ausführungen an. Die drei genannten Plätze warteten darauf, wachgeküsst zu werden.
Mihms Streifzug durch die Schmiedgassen kam gut an. In den Schmiedgassen Verweil- und Wohlfühlplätze zu schaffen und den Autoverkehr zurückzudrängen, forderte Rudolf Berkenhoff von „Lex Gamundia“ für den Erhalt des historischen Stadtbildes. Die Schmiedgassen seien bis auf schöne Häuser desolat, sagte Susanne Lutz vom Arbeitskreis Stadtentwicklung. Sie machte dafür auch den Verkehr verantwortlich. Es sei eine „gestrige Überzeugung“, dass man in solchen Gassen fahren müsse. „Allein die Autos wegzunehmen und dann ist es gut“, reichte OB Arnold nicht. Dazu gehöre mehr: „Wir wollen, dass dort gelebt wird.“ Busse nicht auszuschließen, Autos stellenweise schon, forderte Thomas Kaiser vom Arbeitskreis Mobilität und Verkehr. „Es muss etwas Neues rauskommen, für Handel, Gastronomie, Aufenthaltsqualität und weitere Einwohner“, sagte HGV-Vorstand Dr. Christof Morawitz. Christoph Preiß (CDU) nannte die Ledergasse als Vorbild. Nun die Schmiedgassen anzupacken, da das Projekt Wohnen an der Stadtmauer beginnt, sei eine Riesenchance.
Wir wollen, dass dort gelebt wird.
Karl Miller (Grüne) erinnerte an das Acocella-Gutachten vor zehn Jahren, das für Gmünd mehr Wohnen empfahl. Es gehe nicht darum, grundsätzlich gegen das Auto zu sein, sagte Sebastian Fritz (Linke) und nahm damit Bezug auf HGV und Pro Gamundia, die am Vortag gefordert hatten, das Projekt „ohne ideologische Scheuklappen“ anzupacken. Sondern es gehe darum, Mobilität neu zu denken, Raum zu schaffen für Fußgänger, Radfahrer, Busse und Autos. „Dann liegen wir nicht weit auseinander“, sagte dazu Hannes Barth für die Gastronomen. Barth sah ein Problem auch in der deutschen Mentalität. Wolle man Flair, müsse ein Café auch mal bis 24 Uhr öffnen dürfen.
Bettina Winter-Schulligen beleuchtete das Thema aus Sicht der Immobilienbranche. Es sei schwierig, die Wohnungen in den Schmiedgassen an Leute zu vermieten, die ein Auto haben, sagte sie. Dabei gebe es dort nach hinten schöne Wohnungen. Mihms Bilder zeigten, „dass die Schmiedgassen eine Aufwertung brauchen“, sagte Sigrid Heusel (SPD). Sie wiederholte die entscheidenden Punkte: mehr Wohnen, mehr Handel, mehr Gastronomie und eine Entzerrung des Verkehrs. Diese Punkte im Blick, wird die Verwaltung im nächsten Schritt die Meinung der Schmiedgassen-Bewohner erfragen. Dann folgt ein Bürgerforum.