Das war jetzt kein Werbeblock“, sagt Oberbürgermeister Richard Arnold, nachdem er in der Sitzung des Verwaltungsausschusses des Gemeinderats das Angebot der Gmünder Stadtwerke in Sachen Klimaschutz zusammengefasst hat: „Alles, was das Haus und die Wohnung betrifft, gibt es bei den Stadtwerken“, erklärt das Stadtoberhaupt und wirbt dann doch: „Das Gute liegt ganz nah.“
Die Stadtwerke seien der „wichtigste Partner“ der Stadt bei der Umsetzung des Klimaschutzkonzepts, erklärt auch Baubürgermeister Julius Mihm. Das Konzept biete Handlungsoptionen in unterschiedlichen Bereichen: etwa Energieeinsparung in Gebäuden, mehr Grün in der Kernstadt oder umweltverträgliche Mobilität.
Thema Heizung „ist nicht sexy“
Zuvor hatte Stadtwerke-Geschäftsführer Peter Ernst den Stadträten einen „Blumenstrauß an Produkten und Möglichkeiten“ vorgestellt, mit denen jeder Bürger was fürs Klima tun und CO2 einsparen könne – mit den Stadtwerken als Partner ab der Beratung bis zur Umsetzung. Die Angebote reichten vom „Gmünder Rettungsschirm für alte Fotovoltaikanlagen“ über die Lademöglichkeiten fürs E-Auto zuhause bis hin zur Wärmedämmung für Gebäude und den Austausch alter Heizungen. Doch das Thema Heizung „ist nicht sexy“, weiß Peter Ernst und kündigt an, daran arbeiten zu wollen, den Bürgern dennoch die Vorteile bewusst zu machen.
Die Wünsche der Stadträte
Es gelte, die Bürger fürs Klimaschutzkonzept zu gewinnen, betont auch CDU-Stadtrat David Sopp. Mit Vorschriften allein werde dies schwierig. Er spricht sich unter anderem dafür aus, Fotovoltaik auf städtischen Gebäuden und insgesamt in der Kernstadt voranzutreiben, das „Erfolgsmodell Ein-Euro-Ticket“ in den Bussen weiterzuführen und auf dem Parkdeck Rems ein modernes Parkhaus zu errichten, in dem es auch Car-Sharing-Angebote geben soll. Und der CDU-Stadtrat betont: Trotz Klimaschutzkonzept müsse es auch in Zukunft möglich sein, Gewerbegebiete auszuweisen.
Grünen-Fraktionschef Gabriel Baum weist darauf hin, dass die Maßnahmen für den Klimaschutz Geld kosten und es auch um die Frage gehen müsse, wie diese zu finanzieren sind. Die Stadt Tübingen etwa wolle die Gebühren fürs Anwohner-Parken erhöhen. Fraktionskollege Steffen Suer geht auf das Thema Ernährung ein, denn dabei könne viel CO2 eingespart werden. Er schlägt vor, an den Schulen darüber aufzuklären und den Anteil von biologischen und regionalen Mahlzeiten in den Kindertagesstätten und Schulmensen zu erhöhen.
Die Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes sei „kein Sprint, sondern ein Marathon“, sagt SPD-Fraktionsvorsitzende Sigrid Heusel. Sie fordert einen zeitlichen Rahmen, wann die vorgeschlagenen Maßnahmen abgearbeitet werden sollen. Denn „wir haben Handlungsdruck“. Die SPD-Fraktion wünsche sich, dass die Stadt bis 2036 klimaneutral wird.
FWF-Sprecherin Karin Rauscher schlägt dem Stadtwerke-Chef vor, es bei der Werbung für eine Modernisierung der Heizung mit konkreten Rechenbeispielen zu versuchen, um besser an die Leute ran zu kommen.
Die Bürgerbeteiligung soll nicht erst am Ende der Beratungskette stehen, fordert Linke-Fraktionschef Sebastian Fritz. Er bittet die Stadtverwaltung zu prüfen, ob dies trotz Corona möglich ist. Außerdem drängt er auf einen zügigen Ausbau der Radwege. Fraktionskollege Alexander Relea-Linder wünscht sich, dass der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) attraktiver wird. „Der ÖPNV muss günstiger werden“, meint Bürgerliste-Stadträtin Brigitte Abele.
Nachdem das Klimaschutzkonzept im Sozialausschuss und nun im Verwaltungsausschuss diskutiert worden ist, soll es Anfang 2021 in den Ortschaftsräten auf die Tagesordnungen kommen, kündigt der OB an.