Respektvolle Kritik
SCHWÄBISCH GMÜND. Stadtrat Prof. Andreas Benk (Die Linke) hatte sich in der
jüngsten Ratssitzung mit einer ausführlichen und biblisch-leidenschaftlichen Stellungnahme mit etlichen Fragen zum Sprecher der Kritiker der Schönblick Planung gemacht. Besonders von Oberbürgermeister Richard Arnold, CDU und Bürgerliste blieb die Rede des Theologie Professors nicht widersprochen (siehe Artikel oben). Um die Position der Kritiker darzustellen, hier die wichtigsten Teile aus den Ausführungen von Andreas Benk:
„Das Schönblickareal ist ein Paradies, wunderbar. Ich habe das selbst kürzlich mit meiner Frau erlebt. Ein herrlicher Garten, köstliche Früchte. Zwar nicht vier Ströme, aber sogar eine Wellnessoase steigt jetzt dort aus der Erde empor. Und Gott der Herr ließ in Ihrem Garten aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume, verlockend anzusehen. Sie haben diesen Garten wahrlich wunderbar bebaut und bewahrt, Herr Scheuermann. Das meine
ich ganz ernst, mit Respekt und Bewunderung. Aber, sehr geehrter Herr Scheuermann,
die Bäume dort in der Ecke Ihres Areals, die dürfen Sie nicht anrühren. Das wussten und wissen Sie, denn das steht zwar nicht in der Bibel, aber im Flächennutzungsplan unserer Stadt. Ja, es ist eine Versuchung, es dennoch zu tun. Ich bitte Sie aber: Widerstehen Sie der Versuchung, die Bäume in diesem Paradies anzurühren. Bäume sind in der Bibel ein
Symbol des Lebens. Der gefällte Baum dagegen ist in der Bibel ein sehr konkretes Bild für ein vom Krieg verheertes Land. Wer sich an den Bäumen vergreift, zerstört nicht nur Waldfläche, er riskiert die Vertreibung aus dem Paradies und er befördert in letzter Konsequenz nicht nur die schlimmen Folgen von Starkregen (von Sintflut mag ich nicht sprechen), er befördert die fortgesetzte Zerstörung der Schöpfung.
Wer die wissenschaftlichen Studien liest und ernst nimmt, weiß: Die menschengemachte Klimakrise ist eine Katastrophe von biblischem Ausmaß. Sie bedroht die Zukunft der Menschheit, unzählige Menschen sind schon jetzt der Vernichtung geweiht. Wer eigentlich, wenn nicht die christlichen Kirchen und Gemeinden soll hier beispielhaft vorangehen? Ihr Tun und Unterlassen hat Signalwirkung. Sie können, sie müssen Zeichen setzen, Zeichen der Umkehr, dass man verstanden hat, dass es nicht wie bisher weitergehen kann.“ Mit folgenden Fragen konfrontierte Stadtrat Benk Stadtverwaltung und
Schönblick-Geschäftsführung:
� Das Waldgrundstück beherbergt einen fast neuen Waldkindergarten, der erst 2017 mit dem Hugo-Häring-Preis ausgezeichnet wurde. Es sei ein stimmiges Ensemble aus Schutzhütte, Materialhütte, Vorplatz und Feuerstelle, heißt es in der Würdigung. Die Architekten legten Wert auf gut zueinander gesetzte Baukörper, die den Ort auf der kleinen Lichtung im Wald markieren. Es sei ein aus-gesprochen gelungenes Kleinod, das sich harmonisch in die Umgebung einfügt. Das lässt sich nicht einfach versetzen, dieses harmonische Ensemble geht verloren. Was geschieht mit diesem Waldkindergarten?
� Anlass für den Neubau ist die Landesheimbauverordnung 2009. Ein Machbarkeitsgutachten habe ergeben, dass sich der Schönblick eine Sanierung des
bisherigen Heims nicht leisten könne. Sie sagten mir vor 1,5 Jahren aber auch, Ihre erste Wahl sei noch immer die Sanierung. Sanieren, statt neu zu bauen, das ist genau das ökologische Gebot der Stunde!
� Die zuständige Behörde kann auf Antrag Befreiungen von den Vorgaben der
Landesheimbauverordnung erteilen, z.B. bei einem verstärkten Angebot von
Kurzzeitpflege (das wurde erst im Herbst 2019 ergänzt). Schon über 400
Heime haben eine Ausnahmeregelung erhalten. Sie haben schon jetzt eine solche Ausnahmeregelung. Warum nicht noch einmal versuchen, diese Ausnahmeregelung zu verlängern bzw. auf Dauer zu erhalten.
Copyright Rems Zeitung, 17.03.2021