Gmünd plant Testpflicht an Kitas
Die jüngsten Gmünder standen am Mittwoch im Mittelpunkt der Sitzung des Verwaltungsausschusses/Eigenbetriebsausschusses. Ausführlich wurde die Bedarfsplanung für die Bereiche Kindergarten und Betreuungsangebote für unter
Dreijährige vorgestellt.
SCHWÄBISCH GMÜND (nb). Zunächst äußerte sich Oberbürgermeister Richard Arnold über die im Bundestag beschlossene Notbremse, die bundesweit gelten soll. Die Bundesregierung sei damit ermächtigt, bestimmte Maßnahmen zu ergreifen. „Wir sind außen vor, das ist nicht alltäglich und ich bin nicht zufrieden damit“, erklärte Arnold im Rahmen der Sitzung, die als Hybridsitzung stattfand (digital und im CCS). Der Bundesrat müsse noch zustimmen, das Infektionsschutzgesetz gelte frühestens ab Samstag. Ab dann, so Arnold, sei der Inzidenzwert die alles ausschlaggebende Zahl. Weiter stellte der Oberbürgermeister klar, dass bei der Inzidenz der Kreis maßgeblich sei und nicht die Stadt. „Wenn die Zahlen auf Kreisebene nicht stimmen, dann kann ich mit Ihnen hier nicht vorangehen wie in Tübingen.“ Die Inzidenz in der Stauferstadt ist seit geraumer Zeit geringer als der kreisweite Wert; zu Wochenbeginn etwa hatte Gmünd eine Inzidenz von 153,5. Die Stadt wolle gemeinsam mit Aalen und Ellwangen Anstrengungen unternehmen, um von der Inzidenz runterzukommen, so Arnold. Zum Schluss seiner Ausführungen richtete er noch einen Appell an alle Bürger: „Lassen Sie uns die Kontaktbeschränkungen einhalten. Lassen Sie uns alles dafür tun, damit die Inzidenz sinkt.“ Es gehe auch um
Existenzen. Betreut werden 2800 Kinder in 56 Einrichtungen Arnold sieht auch die Riesenbelastung für die Eltern in der aktuellen Situation und erklärte mit Blick auf die Notbetreuung an den Kitas, dass jene Eltern, die auf solch einen Platz angewiesen sind, sich darauf verlassen müssen, dass die anderen Kinder gesund kommen. Geplant ist
aus diesem Grund eine Testpflicht an den Kitas; „wir sind in Abstimmung mit dem Kreis“. Bürgermeister Christian Baron erklärte, dass man bei der Notbetreuung auf die Glaubhaftmachung der Eltern setze. Aus der Vergangenheit wisse man, dass Notbetreuung eine 50-Prozent-Belegung bedeute. Mit einer Testpflicht fahre man auf Sicht. Ansonsten, so Baron, führten Infektionsketten nicht nur zu Coronafällen in den Familien, sondern auch zur Schließung von gesamten Einrichtungen.
Ausführungen zur Bedarfsplanung für die Bereiche Kindergarten und Betreuungsangebote für unter Dreijährige gab es von Regina Stöckle, Leiterin der Abteilung Frühe Bildung/ kommunale Betreuungsangebote. Stöckle berichtete, dass die Notbetreuungsangebote in allen Einrichtungen eingerichtet und sehr stark nachgefragt werden. Davor seien die Kitas seit 22. Februar im Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen geöffnet gewesen und die Elternbeiträge für Januar und Februar ausgesetzt worden. Bei der Notbetreuung sei eine Tag genaue Abrechnung vorgenommen worden. Auf Nachfrage von CDU-Stadtrat Christian Krieg erklärte Stöckle, dass es seitens von Bund und Land noch keine Aussage darüber gibt, wie die Abrechnung bei der aktuellen Notbetreuung erfolgen wird. Noch sei
der Zeitraum nicht gewiss. Getestet werde in den Kindergärten seit Beginn des Pilotprojekts am 22. März. Zweimal wöchentlich werden Eigentestkits zur Testung in den Einrichtungen bzw. Zuhause durch die Eltern bereitgestellt. Seit dem 8. März erfolgte die Testung des Personals zunächst vor Ort durch Apotheken und Hausärzte, seit dem 1. April durch Eigentestkits. Zur kommunalen Bedarfsplanung der Stadt, die vom Gemeinderat noch beschlossen werden muss, erklärte Stöckle zunächst die Ausgangslage – betreut werden in Gmünd und den Stadtteilen insgesamt 2800 Kinder in 56 Einrichtungen.
Weiter erklärte Stöckle, dass die Geburtenzahlen jetzt noch steigen, ab dem Kindergartenjahr 2022/2023 aber erstmals wieder geringfügig sinken werden und dass die Entwicklung in den Stadtteilen- und bezirken nicht überall gleich sei. Derzeit gebe es eine hohe Platznachfrage in Bargau, Großdeinbach, Straßdorf, Weiler und nach wie vor in der Innenstadt.
Als eine der Herausforderungen bei der Bedarfsplanung nannte sie den Wunsch der Eltern nach stärkerer Flexibilisierung und Passgenauigkeit der Angebote. Der Trend gehe hin zur Ganztagesbetreuung und verlängerten Öffnungszeiten. Immer mehr richte sich die Kita-Platzsuche zudem nicht nach dem Wohnort, sondern auch nach der Lage des Arbeitsplatzes der Eltern. Insgesamt konnten in Gmünd von September 2018 bis August
2021 262 Ü 3-Plätze neu geschaffen werden; hinzu kommen weitere 59 Ü 3-Plätze
im Zeitraum 2021/2022. Stöckle stellte einige geplante Maßnahmen vor, unter
anderem auch eine kommunale Kooperation mit zwei Belegplätzen im Ü 3-Bereich im Waldnaturkindergarten Distelfinken in Mutlangen. Bei den Elternbeiträgen, so Stöckle, liege die Landesempfehlung für das Kindergartenjahr 2021/2022 noch nicht vor. Aus
diesem Grund folgt die Neufassung zur Satzung in einer der nächsten Sitzungen.
In der kommenden Gemeinderatssitzung soll nun zunächst über den vorgestellten
Bedarfsplan abgestimmt werden. Und darüber, dass die Stadt für den laufenden Betrieb Finanzmittel in Höhe von 12,74 Millionen Euro im Haushaltsjahr 2021 zur Verfügung stellt.
Für die Bedarfsplanung gab es viel Lob, aber auch Kritik. Die Schere von Angebot
und Nachfrage laufe immer weiter auseinander, so Christian Krieg, der bat, nicht nur die Bevölkerungszahlen und die Demographie, sondern auch die Bauplätze und Bauplatzentwicklung zu berücksichtigen. Verbesserungswürdig aus seiner Sicht auch die Little-Bird-Software zur Kita-Platz-Koordination. Viele, so sein Eindruck, nutzen diese Software nicht.
Krieg schlug eine interfraktionelle Arbeitsgruppe vor mit dem Ziel, eine höhere Akzeptanz für Little-Bird zu erreichen. Die Aussage, dass die Geburtenzahlen ab dem Kindergartenjahr 2022/2023 erstmals geringfügig sinken werden, sorgte für allgemeines Stirnrunzeln. Lob gab es aus den Reihen des Gemeinderates für die Kooperation mit Mutlangen. „Vielleicht ein Einstieg auch in anderen Bereichen“, so Gabriel Baum. Der
Grünen-Stadtrat wollte wissen, wie viele auswärtige Kinder aktuell die hiesigen Kindergärten besuchen. Stöckle erklärte, dass 220 auswärtige Kinder betreut werden. Auf der anderen Seite werden 51 Kinder aus Gmünd in anderen Kommunen betreut; Grund ist hier meist der Arbeitsplatz der Eltern.
Auch Sebastian Fritz (Linke) gab die Rückmeldung, dass es beim Little-BirdSystem Kritik von Eltern gibt. Er befürwortete den Vorschlag von Christian Krieg, hier eine Arbeitsgruppe zu bilden. Stöckle zeigte sich dem gegenüber aufgeschlossen. Fritz wollte außerdem wissen, ob die FFP 2-Masken an den Kindergärten inzwischen flächendeckend zum Einsatz kommen. Hierzu erklärte Stöckle, dass alle Mitarbeiter mit FFP 2-Masken
ausgestattet worden sind. Diese müssten überall dort getragen werden, wo Abstände nicht eingehalten werden können. Bei der Arbeit mit Kindern müssten jedoch
keine Masken getragen werden.
Copyright Rems Zeitung, 22.04.2021