Ziel: Den Verkehrsraum grundsätzlich neu einteilen
Die Gmünder Critical Mass fährt nunmehr seit etwas mehr als zwei Jahren jeden dritten Freitag im Monat ihre Runden in Schwäbisch Gmünd.
Die Teilnehmerzahlen schwanken. Rekord war die Auftaktveranstaltung am 18.09. 2019 mit knapp 300 Teilnehmern.
SCHWÄBISCH GMÜND. Grundsätzlich geht es der Bewegung, die ihre erste Aktion im September 1992 in San Francisco aus der Taufe hob, um gemeinsame Fahrten mit dem Fahrrad durch die Städte weltweit, zu denen sich regelmäßig Radfahrer treffen, um ein gutes Verständnis zwischen allen Verkehrsteilnehmern und dementspre-chend darum praktische Koexistenz herzustellen. Ging es im 20. Jahrhundert vordringlich um das Ideal einer autogerechten Stadt, soll in Schwäbisch Gmünd nach den Vorstellungen von Critical Mass und aufgrund des Klimawandels, einer beengten Altstadt und stetig steigenden Zulassungen von Kraftfahrzeugen grundsätzlich umgedacht werden.
Critical Mass tritt dafür ein, den Verkehrsraum generell neu zu verteilen, ohne dabei ein Verkehrsmittel gänzlich auszuschließen. Aus der Sicht der Critical Mass („Kritische Masse“) ist es dabei nicht das Ziel den Verkehr zu blockieren, sondern ganz einfach auf die Rechte auch der Radfahrer und anderer Verkehrsteilnehmer hinzuweisen, da die Verkehrskultur aktuell – auch aus wirtschaftlichen Gründen – deutlich unter dem Primat des Automobils stehe. Auch Fußgänger haben da oft das Nachsehen. Daher sind der Sicht von „Critical Mass“ klar deinierte und durchgängige Fußwege notwendig.
Dazu gehöre notwendigerweise zudem ein durchgängiges Konzept, das etwa Schulen auf Fahrradstraßen erreichbar macht und wo an den Hauptachsen und Kreuzungen der großen Straßen Schutzstreifen umgesetzt werden. Kurzum: Es sei ein Gesamtblick auf den Verkehr und die Verkehrsströme notwendig. Dabei spielt laut Critical Mass auch der ÖPNV eine eminent wichtige Rolle. Es müsse nicht weniger als an alle Verkehrsteilnehmer gedacht werden – wobei der Fokus zunächst auf Kinder, Behinderte und ältere Menschen gerichtet werden sollte.
Am Freitagabend fuhr der von der Polizei mit Motorrädern und Polizeiwagen begleitete Konvoi vom Bahnhof in Richtung Weissensteinerstraße zur Klarenbergstraße und wieder zurück durch die Schmiedgassen in die Stadt und zurück zum Ausgangsort Bahnhof. Trotz der recht kühlen Witterung waren in etwa 50 Fahrräder und Radfahrer, zum Teil mit Anhänger, gegen 17 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz eingetroffen und hörten sich zunächst die Rede von Sebastian Fritz an, der die Umsetzung der Maßnahmen durch die Stadtverwaltung forderte, bevor sich alle auf den Weg für die gute Sache machten – mit gut beleuchteten Fahrrädern, unter dem Schutz der Polizei, warm gekleidet und nach den Regeln der Verkehrsordnung.
Info:
Der Familienfreundlichkeitspreis der Stadt Pforzheim geht 2021 an die Initiative „Critical Mass“ berichtet die Website der Stadt Pforzheim: „Mit ihrem Projekt „Kidical Mass“ zeigt die Initiative großen Einsatz für eine gute Fahrrad-Infrastruktur, insbesondere für Kinder und Familien in Pforzheim. Die Initiatoren hätten es geschafft, zur Stimme der Fahrradfahrer und des Radverkehrs zu werden.
Copyright Rems Zeitung, Thomas Schäfer, 20.11.2021