Corona-Schutz – eine Frage des Geldes?
Corona: Supermarkt, Café, Restaurant – überall dort gilt seit dem 12. Januar eine FFP2-Maskenplicht. Besonders für
Einkommmensschwache können die teureren Masken zu einer finanziellen Belastung werden.
VON SARAH FLEISCHER
SCHWÄBISCH GMÜND. „Haste mal nen Euro?“ Im Tausch für die Münze mit Goldrand bekommt man so manches: ein Brötchen, ein halbes Kilo Äpfel, ein Nacht-Ticket für den Bus – oder eben eine FFP2-Maske. Rund einen Euro pro Stück, so viel kostet der medizinische Mund-Nasen-Schutz mit FFP2- oder ähnlicher Zertifizierung.
„Der momentane Hartz-IV-Regelsatz reicht für solche Anschaffungen hinten und vorne nicht“, beklagt Sebastian Fritz von den Linken Schwäbisch Gmünd, „schon alleine wegen der Inflation.“ Es gebe ein bestimmtes Budget für den Bereich „Gesundheitspflege“, in dem eben auch das Geld für medizinische Masken enthalten sei. Dieser Betrag liegt aktuell bei 17,14 Euro monatlich, wie der SWR mitteilt. Ein 40er-Pack FFP2-Masken kostet beim Discounter im Sonderangebot 15
Euro, in Drogerien dagegen fast 40 Euro. Für Menschen, die ohnehin wenig Geld zur Verfügung haben, bedeuten diese Kosten eine zusätzliche Belastung.
Baden-Württembergs Sozialminister Manfred Lucha hatte darum bereits gefordert, dass der Bund für die Mehrkosten bei Empfängern von Sozialhilfe und Arbeitslosengeld Mittel zur Verfügung stellen solle.
Auch die Bundesfraktion der Linken fordert, FFP2-Masken für Bedürftige kostenfrei zur Verfügung zu stellen. „Dieser Forderung würde ich mich deinitiv anschließen“, so Fritz. Er sehe allerdings vor allem das Land in der Verantwortung, für eine ausreichende Versorgung von Bedürftigen mit FFP2-Masken zu sorgen. „Man kann ja nicht eine Plicht vorlegen und sich dann nicht um die Umsetzung kümmern“, findet er. Selbst wenn, wie vom Landessozialgericht veranschlagt, sieben bis zehn Masken pro Monat, im Wechsel getragen, ausreichend seien, sei dies für Menschen in prekären finanziellen Situationen „am Rande des Machbaren.“ Dass gerade die simpelsten Schutzmöglichkeiten vor Corona nicht
unterstützt würden, sei für ihn unbegreiflich.
Auch für wohnsitzlose und obdachlose Menschen kann die FFP2-Maskenplicht zu einem Problem werden, da das Geld bei ihnen oft noch knapper ist. Im Förderverein Begegnungsstätte St. Elisabeth e.V. Schwäbisch Gmünd kennt man diese Schwierigkeit. „Bei uns gilt auch eine FFP2-Plicht“, so Sozialarbeiterin Ann-Kathrin Gunzenhauser. „Wer keine solche Maske hat, bekommt sie von uns kostenlos.“ Das sei durch Spenden von verschiedenen Stellen möglich, und auch notwendig: „Viele erzählen mir, dass die Masken zu teuer sind, besonders, wenn man sie täglich ersetzen wollte.“ Darum seien die Besucher meist froh, eine FFP2-Maske gestellt zu bekommen, die sie ja auch in anderen Bereichen benötigen, etwa in Supermärkten, oder wenn sie sich kurz in Cafés aufwärmen wollen, schildert sie.
Einmal mehr zeigt sich also durch Corona die Ungleichheit zwischen arm und reich.
Copyright Rems Zeitung, 18.01.2022