Mehrheit der Räte stimmt für Schönblick-Pflegeheim
Fraktionen treffen Abwägung zwischen Pflegeplätzen und Ökologie. Entscheidung ist knapp.
Schwäbisch Gmünd. Mit einer knappen Mehrheit hat sich Gmünds Gemeinderat am Mittwoch für einen Bau des Schönblick-Pflegeheims an der Willy-Schenk-Straße auf dem Rehnenhof ausgesprochen. Dies bedeutet: Das Christliche Gästezentrum kann das Pflegeheim im Anschluss an sein Gästehaus am Rande des Taubentalwaldes bauen. 26 Stadträte aus den Fraktionen CDU, Freie Wähler Frauen, und Bürgerliste sowie aus der Gruppierung FDP/FW waren dafür, 18 Stadträte aus den Fraktionen Grüne, SPD und Linke stimmten dagegen, zwei SPD-Stadträte enthielten sich.
Oberbürgermeister Richard Arnold blickte zunächst zurück: Das Pflegeheim des Schönblicks mit 60 Plätzen werde „seit längerer Zeit“ diskutiert. Die Verwaltung habe das Projekt im Bauausschuss vorgestellt, nachdem sie vom Forst grünes Licht erhalten habe. Der jetzige Vorschlag sei ein „Kompromiss“. Zu diesem gehören Dachbegrünung und Speicher für Regenwasser im Boden zum Schutz des Taubentals.
Diese Kompromiss-Bestandteile waren für die CDU-Fraktion auch entscheidend, für das Pflegeheim zu stimmen, wie Martin Bläse verdeutlichte. Untersuchungen hätten ergeben, dass dadurch keine Verschlechterung, eher eine Verbesserung eintrete. Wichtig war der CDU-Fraktion zudem der soziale Aspekt: 60 Plätze auch für an Demenz Erkrankte. „Viele Menschen suchen einen Platz und haben die Hoffnung, dass sie diesen in der Nähe ihres Wohnortes finden“, sagte Bläse.
Von Anfang an ging es um den vom Schönblick ausgesuchten Standort, sagte Gabriel Baum (B 90 / Die Grünen). Grundsätzlich begrüße seine Fraktion das Engagement des Schönblicks. Doch der Standort sei nicht der richtige, denn er betreffe einen „Klimaschutzwald mitten in der Stadt“. Die Grünen seien überzeugt, „dass der Schönblick auch einen anderen Standort gefunden hätte“. Der Taubentalwald sei keine „Reservefläche, auch nicht für ein willkommenes Pflegeheim“, sagte Baum.
Der SPD-Fraktion sei die Schaffung wohnortnaher Pflegeplätze wichtig, sagte Tim-Luka Schwab (SPD). Die Fraktion habe soziale, ökonomische und ökologische Belange abgewogen. Mehrheitlich werde die Fraktion dem Standort nicht zustimmen, weil „ökologische Bedenken überwiegen“. Der CDU-Fraktion warf Schwab Unehrlichkeit vor: Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass durch die Bebauung eine Verbesserung entstehe.
Die Schaffung von Pflegeplätzen sei positiv, den Standort aber sehe seine Fraktion kritisch, sagte Andreas Dionyssiotis (Die Linke). „Es sind zu viele Einzelfälle“, sagte Dionyssiotis in Bezug auf Entscheidungen des Gemeinderates in den vergangenen Jahren, bei denen für Vorhaben Flächen verbraucht wurden. Dionyssiotis wies zudem darauf hin, dass durch 7800 Quadratmeter Ausgleichsfläche in Metlangen, die der Schönblick bepflanzen wird, 7800 Quadratmeter landwirtschaftliche Fläche verloren gingen.
In der Diskussion seien Detailfragen beantwortet worden, sagte Karin Rauscher (FWF). Wichtig war ihr die Stellungnahme des Forstes, der einer Umwandlung der derzeitigen Bäume in einen Waldpark zugestimmt hatte. Ihre Fraktion stimme zu, sagte Rauscher. Der „Begriff Wald“ vermittle den Eindruck eines „wertvollen Waldes, der unwiederbringlich verloren geht“, sagte Ullrich Dombrowski (BL). Hier aber handle es sich um „minderwertiges Holz“. Dombrowski sprach sich dagegen aus, einem „sterbenden Wald den Vorzug vor einem Park mit einer sinnvollen Bepflanzung zu geben“. Der Eingriff in die Natur werde „überkompensiert“, erläuterte Dr. Peter Vatheuer (FDP/FW), weshalb seine Gruppierung zustimme.
Copyright, Gmünder Tagespost, 14.05.2022 – Michael Länge