Bäume für den Gmünder Marktplatz?
Den historischen Platz erhalten oder bepflanzen? Was sagen die Sprecher der Gmünder Gemeinderatsfraktionen zur Diskussion um mehr Grün auf dem Gmünder Marktplatz?
Schwäbisch Gmünd
Sollen auf dem Gmünder Marktplatz künftig Bäume für ein kühleres Klima sorgen? Oder soll der mittelalterliche, historische Marktplatz bleiben wie er ist und viel Raum für Veranstaltungen bieten? So sehen es die Fraktion des Gmünder Gemeinderates: Klar sei natürlicher Schatten immer besser als Sonnenschirme, sagt Alfred Baumhauer (CDU). Aber durch das Bepflanzen des Marktplatzes mit Bäumen würde man die Jahrhunderte alte Tradition eines Platzes verändern. So etwas habe er beispielsweise in historischen Städten in Italien noch nie gesehen. „Ich sehe das sehr kritisch, auch mit Blick auf den Denkmalschutz“, sagt Baumhauer. Man müsse zudem bedenken, was der Handel wolle.
Gerade an heißen Sommertagen wünschten sich alle mehr schattige Plätze in der Stadt, sagt Dr. Peter Vatheuer (FDP/Freie Wählervereinigung). Aber die Situation sei nicht so einfach, wie sie auf den ersten Blick scheint. Bei der Bepflanzung des Marktplatzes gelte es, auf viele berechtigte Interessen Rücksicht zu nehmen. Weihnachtsmarkt und Jahrgangsfeste – all diese Interessen gelte es, bei einer Bepflanzung zu berücksichtigen.
„Keine Schnellschüsse“, warnt Karin Rauscher (FWF). Zum einen müssten technische Fragen geklärt werden. Wie viel Platz brauche man, um beispielsweise den Weihnachtsmarkt aufzubauen? Es müsse geklärt werden, wo Leitungen verlaufen und wo sich Gewölbekeller befinden. Alle Akteure sollten gehört werden: Mitglieder des Handels- und Gewerbevereins und der Touristik- und Marketing-GmbH. Karin Rauscher rät dringend davon ab, große Veranstaltungen aufgrund von Platzmangels an den Stadtrand zu verlegen. „Da kommt keiner hin.“
Die Mitglieder der Bürgerliste hätten sich noch keine abschließende Meinung gebildet, sagt Brigitte Abele. Der Marktplatz aber sei historisch gewachsen. „Ich kenne keinen Marktplatz dieser Art, der mit Bäumen bepflanzt wurde.“ Man müsse genau besprechen, wie und wo dort Bäume stehen könnten. Gut fände sie einen Testlauf, wie der Marktplatz mit Bepflanzung aussehen würde. Veranstalter und Inhaber von Läden in der Innenstadt müssten gehört werden.
Auf dem Marktplatz müssen aufgrund des Klimawandels Bäume gepflanzt werden, sagt Sigrid Heusel (SPD). Die Frage sei nur wo, wie viele und welche. Natürlich müssten die Bäume so gepflanzt werden, dass genügend Platz beispielsweise für die Buden des Weihnachtsmarktes vorhanden sei. „Es müssen ja auch nicht die größten Kastanien sein“, sagt die Fraktionsvorsitzende. Wichtig sei es, mit allen zu sprechen und Kompromisse zu suchen. Es gehe auch darum, mehr Aufenthaltsqualität für die Menschen zu bieten, die einkaufen, Kultur genießen oder in der Innenstadt wohnen wollen.
Das sieht auch Gabriel Baum (Grüne) so. Es gehe nicht darum, einen Wald auf dem Marktplatz zu errichten. Aber der Platz könne garantiert einige Bäume vertragen. Dies sei dringend notwendig, um dem Klimawandel entgegen zu wirken. Bei Hitze sei dort keiner unterwegs, das Marktgeschehen habe sich auf den Münsterplatz verlagert. Baum glaubt, dass Bäume und Veranstaltungen gleichermaßen auf dem Marktplatz möglich seien. Die Stadt solle nun Pläne oder Skizzen vorlegen, wo diese Bäume gepflanzt werden könnten.
Seit Jahren fordere die Linke-Fraktion eine grünere Innenstadt, sagt Sebastian Fritz. Dazu gehörten auch Bäume auf dem Marktplatz. Ob diese nun in einer oder zwei Reihen gepflanzt werden, darüber sei eine sachliche und fachliche Auseinandersetzung nötig. Die Stadt solle das ihr vorliegende Konzept erläutern, damit ein Kompromiss gefunden werden kann, der die verschiedenen Interessen berücksichtigt. Seiner Fraktion sei es auch wichtig, nicht-kommerzielle Aufenthaltsmöglichkeiten anzubieten. Zum Beispiel ein schattiges Bänkle, auf dem man sich ein Eis gönnen kann, ohne für teureres Geld ins Café sitzen zu müssen.
Mobile Bäume in Töpfen lehnen alle Gmünder Fraktionen ab, weil sie weder nachhaltig noch besonders schattenspendend seien.
Copyright Gmünder Tagespost, 26.07.2022 Marie Enßle