Gmünder Tempozonen: Die Schilder sind bestellt
Verkehr: Tempo 30 oder Tempo 40 auf den Einfallstraßen? Darüber hat der Bauausschuss des Gemeinderats am Mittwoch kontrovers diskutiert. Und die Verwaltungsspitze hat einen interfraktionellen Antrag dazu abgebügelt.
SCHWÄBISCH GMÜND. In der Innenstadt soll weniger schnell gefahren werden. Außerdem will die Stadt größere zusammenhängende Zonen ausweisen. Im Beamtendeutsch nennt sich das dann „Verstetigung der Geschwindigkeitsbegrenzung im Stadtgebiet“. In der Kernstadt sind solche Zonenregeln vergleichsweise leicht umzusetzen. Und: Dort, wo heute schon 30 km/h gilt, sollen auch künftig keine höheren Geschwindigkeiten erlaubt werden. „Alle fünf Meter ein anderes Verkehrszeichen“: So sieht es OB Richard Arnold zufolge in der Altstadt aus.
Dort will die Verwaltung jetzt Zonen ausweisen. Die Schilder sind bestellt. Und eigentlich, betonte Bürgermeister Christian Baron, handele es sich nicht um eine politische Entscheidung. Sprich: Die Verwaltung ist zuständig. Also wurde der Bauausschuss am Mittwoch nur informiert. Diskussionen gab es trotzdem – nämlich über Tempo 30 auf den Einfallstraßen. Grüne, Freie Wähler Frauen, Bürgerliste und Die Linke unterstützen das. Karl Miller begründete den gemeinsamen Antrag. 13 500 Gmünderinnen und Gmünder seien lärmgeplagt. Aber nur eine Geschwindigkeitsreduzierung von 50 auf 30 km/h führe zu einer Lärmreduzierung. Dies werde als „Halbierung der Verkehrsmenge“ wahrgenommen. Nebenbei werde der Anhalteweg halbiert. Und: Nach
Meinung des Grünensprechers lässt sich Tempo 30 auf Probe einführen – testweise für eineinhalb Jahre auf diversen Zufahrtstraßen.
Die Verwaltung hat für Eutighoferstraße, Goethestraße, Gutenbergstraße und Co. aber anderes vor. Sie will dort Tempo 40 einführen und dies gegenüber dem Regierungspräsidium mit dem Gmünder Lärmaktionsplan begründen. Der ist allerdings noch nicht genehmigt. Auch deshalb ging es im Ausschuss jetzt nur um die Kernstadt, wie OB und Bürgermeister mehrfach betonten.
Für Andreas Benk (Die Linke) ist der gemeinsame Antrag naheliegend, weil er kostengünstig für Lärmschutz sorgt. Oder anders gesagt: Für Flüsterasphalt und Förderung von Schallschutzfenstern hat die Stadt sowieso kein Geld. Die Goethestraße sei Schulweg, betonte Karin Rauscher (Freie Wähler Frauen). Hier 30 km/h aufzugeben und 40 km/h anzuordnen, hält sie für abwegig. Und den Anwohnern erweise
die Stadt damit einen Bärendienst. Ob 40 oder 30 – das komme erst im nächsten Schritt, erwiderte Baron. Tempo 30 entspreche den Interessen der Anwohner, konterte Ullrich Dombrowski (Bürgerliste).
Und: „Verwaltungshandeln muss sich am Bürgerinteresse orientieren.“
Es half nichts. Der Tagesordnungspunkt war zur Information gedacht. Also ließ der OB nicht über den Antrag der vier Fraktionen abstimmen. Immerhin ist man sich darin einig: Der Hauptverkehr muss durch
den Tunnel geleitet werden. Aber, wie Arnold sagte, sind nicht die Auswärtigen das Problem, sondern die eigenen Leute.
Copyright Rems Zeitung, 20.10.2022 Alexander Gässler