Der Wald ist der beste Klimaschützer“, bringt es Linke-Stadtrat Andreas Dionyssiotis am Mittwoch im Gemeinderat auf den Punkt. Denn der Wald produziert Sauerstoff, filtert Schadstoffe und ist Lebensraum für Insekten und andere Tiere, betont er. Allerdings müssen die Bäume dafür gesund sein. In einigen Gegenden in Deutschland wirke sich die Dürre von 2018 und 2019 jedoch verheerend aus, berichtet Gmünds Forst-Außenstellenleiter Jens-Olaf Weiher vom Landratsamt. Bei vielen abgestorbenen Fichtenwäldern kämen die Forstmitarbeiter gar nicht mehr hinterher mit Abholzen.
Reines Glück
Baden-Württemberg sei noch mit einem blauen Auge davon gekommen. Weil es hier manchmal „einen Kittel kälter“ gewesen sei und es „im rechten Moment eine Schippe Niederschlag mehr“ gegeben habe. Doch das sei reines Glück gewesen. Und keiner wisse, wie es in den kommenden Jahren aussehe.
Jens-Olaf Weiher stellt den Stadträten vor, wie sich der Wald durch das Aussamen der Bäume aus eigener Kraft verjüngt – vorausgesetzt, es fällt genug Licht ein. Um dafür zu sorgen, entnehmen die Forstmitarbeiter alte Bäume. Diese Art der Verjüngung sei „ökologisch und ökonomisch unschlagbar“ und funktioniere auf 90 Prozent der städtischen Waldflächen.
Wo es etwa wegen des Borkenkäfers gar keine alten Bäume mehr gebe oder wo nur Fichtensamen vorhanden seien, greife der Forst ein: „Auf zwei bis fünf Hektar werden wir pflanzen müssen“, fasst Weiher zusammen. Und schlägt vor, dabei Bürger ins Boot zu holen. Wegen des Klimawandels sei dem einen oder anderen die Bedeutung des Waldes bewusst geworden, hofft der Oberforstrat auf Spendenbereitschaft. Mit 5 Euro pro Baum sollen Firmen sich dabei genauso einbringen können wie Privatpersonen. Wenn Eichen gepflanzt werden, könne die Stadt damit Punkte für ihr Ökokonto sammeln. Über dieses muss sie Eingriffe in die Natur an anderer Stelle ausgleichen. Allerdings sei es nicht möglich, Spenden für den Waldumbau einzusetzen und zugleich Fördermittel für das entsprechende Gebiet zu beantragen. Stadtkämmerer René Bantel schlägt daher vor, dass die Forstexperten Flächen definieren, für welche die Stadt Fördermittel für Neupflanzungen beantragt, und Flächen, für die eine Spendenaktion und das Sammeln von Ökopunkten sinnvoll sind.
Beim Pflanzen helfen
Neben Spenden will Weiher die Bürger mit Arbeitseinsätzen in den Waldumbau einbinden. Das Forstamt könne solche Pflanzaktionen als waldpädagogische Angebote organisieren, müsse für die Umsetzung jedoch Unternehmen beauftragen.
Ob die Aktionen auch auf Privatwald möglich sind, fragt CDU-Stadtrat Helmut Geiger. „Jetzt machen wir es mal auf öffentlicher Fläche, dann sehen wir weiter“, antwortet Oberbürgermeister Richard Arnold. Die CDU-Fraktion begrüße die Idee, sagt Stadtrat Thomas Maihöfer.
„Wir unterstützen die Initiative“, meint auch Grüne-Stadträtin Sabine Braun und fragt, ob die Stadt immer noch Fördermittel beantragen kann, falls nicht genug Spenden kommen. Dies sei möglich, antwortet Weiher.
Auch Tim-Luka Schwab spricht sich im Namen der SPD-Fraktion für die Aktion aus. Er sagt verbindlich zu, bei der Pflanzaktion dabei zu sein. Linke-Stadtrat Andreas Dionyssiotis weist darauf hin, wie sinnvoll es sei, Kinder einzubinden, weil dies ihre Haltung positiv beeinflusse. FWF-Stadträtin Karin Rauscher fragt, ob eine solche Spendenaktion auch für mehr Grün in der Innenstadt sorgen könnte. Dieser Vorschlag sei auf den Wald bezogen, aber Baubürgermeister Julius Mihm nehme die Idee mit, antwortet der OB. Nachdem auch Bürgerliste-Stadtrat Ullrich Dombrowski die Initiative gelobt hat, stimmen alle Stadträte dafür.