Bauprojekt auf dem Schönblick: Schlägt einmal mehr die Ökonomie die Ökologie?
Was ein Beschluss im Gmünder Rathaus zum Pflegeheim-Neubau auf dem Schönblick mit der Berliner Politik zu tun hat. Und welche Öko-Maßnahmen vorgesehen sind.
Es geht um 60 Pflegeplätze mit Demenzabteilung, die der Schönblick auf dem Rehnenhof in einem dreigeschossigen Gebäude schaffen will. Für den Neubau auf dem rund 9000 Quadratmeter großen Gelände müssen Bäume gefällt werden – was in den vergangenen Jahren zu Diskussionen und Streit in Gmünd geführt hatte. Die Baumfrage und die Flächenversiegelung am Rand des Taubentalwalds waren die Hauptkritikpunkte, weil das Taubental ein stark hochwassergefährdetes Gebiet in Gmünd ist.
Nach sechs Jahren Planungs- und Genehmigungsphase ist jetzt endgültig alles klar: mit dem für den Bau notwendigen Beschluss zur Änderung des Flächennutzungsplans Schwäbisch Gmünd-Waldstetten, den das Gremium der Verwaltungsgemeinschaft der beiden Kommunen am Mittwoch getroffen hat.
„Reduzierung der Regeln“
Der Satz des Tages, er könnte der von SPD-Stadtrat Andreas Zengerle gewesen sein, vor dem Hintergrund der jüngsten Bund-Länder-Konferenz in Berlin und dem dort beschlossenen „Pakt für Planungs-, Genehmigungs- und Umsetzungsbeschleunigung: „Es wäre schön, wenn eine Reduzierung der Regeln stattfindet.“
„Parkähnlicher Waldsaum“
Dass es andererseits auch sinnvoll ist, Bauprojekte auf ihre Folgen für die Umgebung zu prüfen, das zeigt die Zusammenfassung, die Gerhard Hackner vom Stadtplanungsamt vornimmt: „Wir haben unsere Hausaufgaben erhalten und zusammen mit dem Schönblick gemacht“, so Hackner.
Die wichtigsten Umwelt-Maßnahmen im Überblick:
Neuanlage eines Waldsaums: „Ökologisch“ nennt Gerhard Hackner den geplanten Waldstreifen, einen „parkähnlichen Waldsaum mit standortgerechten Laubbäumen“. Dafür werde man „Fichten entnehmen“, so Hackner – eine Änderung der Baumvegetation, die aus seiner Sicht den Wald ökologisch aufwertet.
Regenrückhaltung: Die Retentionsflächen zur Regenrückhaltung sind für einen hundertjährigen Niederschlag dimensioniert, das macht Gerhard Hackner deutlich – „so dass wir hier auf der sicheren Seite sind“.
Erhaltung von Bäumen an der Straßenseite des Neubaus: Die dominanten Bäume an der Straße bleiben erhalten, entgegen der ursprünglichen Planung ist der Baukörper dafür ein Stück nach Norden versetzt worden.
Neuer Wald bei Metlangen: Kritiker sehen darin einen Art Öko-Ablasshandel – wenn Wald abgeholzt wird, kann dafür an anderer Stelle neu aufgeforstet werden. Im Fall des Schönblick-Baus liegt die entsprechende Fläche bei Metlangen. Wie wertvoll für die Landwirtschaft diese ist, sagt die so genannte „Ackerzahl“ – die liege dort bei 39, so Hackner, das sei am „unteren Level“. Die Zahl kann von 0 (sehr schlecht) bis 100 (sehr gut) variieren. Michael Weber aus Waldstetten merkte an, dass 39 gar nicht so schlecht sei: „Da ist bei den hier herrschenden klimatischen Bedingungen die Produktion von Lebensmitteln möglich.“
Am Ende überwog in den Stellungnahmen die Zustimmung – weil Pflegeplätze dringend gebraucht würden in der Stadt. Stadtrat Andreas Benk (söl) erneuerte seine Kritik: „Meine Fraktion war nie gegen das Projekt, aber gegen den Standort.“ Dass die Möglichkeit, woanders zu bauen, ausgeschlossen wurde, bedeute aus seiner Sicht: „dass die Ökonomie einmal mehr die Ökologie schägt“.
Copyright Gmünder Tagespost, 08.11.2023