BI Stadtklima kritisiert Gradierwerke
Aus der heutigen Rems Zeitung: Umwelt: Seit etwa einem Monat stehen die beiden Gradierwerke im Remspark. Die Bürgerinitiative Stadtklima äußert Kritik: Die Gradierwerke seien vergleichsweise teuer gewesen, wenig effektiv und zeigen erste Schäden. Und das ist nur der Anfang.
SCHWÄBISCH GMÜND. Auf den Bildern sieht man sie ganz deutlich: weißliche Stellen an den Rändern der Vor- und Rückseiten der Gradierwerke. „Das sieht ganz nach trockenen Stellen aus“, meint Michael Stütz von der BI Stadtklima. Heißt: Die Zweige sind an diesen Stellen nicht mehr mit dem Salzwasser befeuchtet, sondern ausgetrocknet. Zurück bleiben die Salzkristalle, die eben jene weiße Färbung ergeben. Für Stütz ist das nicht überraschend: „Da ist ja kaum Schatten, die
Sonne prallt auf die Zweige und entsprechend verdunstet das Wasser.“ Eine Frage, die man sich bei der BI Stadtklima stellt: Sind 120 000 Euro – plus Instandhaltungskosten – gerechtfertigt, wenn so schnell Schäden auftreten? Zumal die Gradierwerke vergleichsweise klein seien, so Stütz.
„Der wohltuende Effekt dürfte minimal sein. Ich merke zumindest nichts von Seeluft, wenn ich mich da aufhalte.“ Doch die Kostenfrage ist nicht die einzige, die die BI im Zusammenhang mit den Gradierwerken aufwirft: Welchen Mehrwert bieten die Gradierwerke? Über welche finanziellen Mittel wurden sie finanziert? Wie kam die Entscheidung über die Errichtung zustande? Am 14. April hatten Stütz und seine Mitstreiter eine ausführliche Stellungnahme mit den Fragen an die
Stadtverwaltung geschickt. Antworten habe er bis heute nicht bekommen. Auch eine Rückfrage der Rems-Zeitung blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
Die BI zieht das Gradierwerk bei Dinkelsbühl als Vergleich heran. Es sei mit 140 000 Euro ähnlich teuer wie das in Gmünd, habe aber einige Vorteile: Eine Holzüberdachung schützt das Gradierwerk
nicht nur vor Regen, sondern spendet auch Schatten. Sitzgelegenheiten gibt es ebenfalls, außerdem ist es als Rondell konstruiert, so dass man die „Seeluft“ im Innenraum gut spüren kann. In Gmünd müsse man hingegen sehr nah ans Gradierwerk heran, um überhaupt etwas zu merken. „Die Anlage im Remspark bietet weder optisch noch gesundheitlich einen Mehrwert“, bilanziert Stütz. Auch, was die Kosten betrifft, sieht die BI Fragen. Angeblich stammen 75 Prozent der Kosten aus dem Förderprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“. Dann müsste die Stadt nur rund
30 400 Euro selbst zahlen. Tatsächlich wurden insgesamt 3 304 000 Euro Fördermittel bewilligt, davon 1 100 000 Euro für „Grüne Aufenthaltsqualität“. „Nach Rücksprache mit der zuständigen Referentin im Bundesinstitut können über das ZIZ-Programm für ,dauerhafte baulich-investive
Maßnahmen‘ maximal 30 Prozent der Projektmittel verwendet werden“, so die BI.
„Des Weiteren sind nach Aussage der Referentin diese Maßnahmen genehmigungspflichtig.“ Auch sei nicht klar, über welche Posten im Haushalt 2024 die Gradierwerke finanziert wurden. Trotz mehrfacher Nachfragen des Gemeinderats habe sich die Stadt dazu nicht geäußert. Womit man beim dritten Kritikpunkt wäre: „Nach den bisherigen Recherchen waren weder der Bauausschuss noch der Gemeinderat in die Planungen beziehungsweise Vergabe der Gradierwerke involviert“, so die BI Stadtklima. Der Gemeinderat sei nur über die Schwerpunktbereiche „Dauerhafte Baumquartiere Innenstadt“ informiert worden, nicht aber über die Gradierwerke. Die tauchen erst
wieder bei einer Präsentation im Ausschuss am 20. März auf – da waren sie bereits fertig. In einer Vorlage vom 15. März findet sich der einzige schriftliche Hinweis: „Im Remspark errichtete die Fa.
Weise & Partner zwei Gradierwerke.“ Auch da waren die Gradierwerke schon fertig gebaut.
„Wir würden uns mehr Transparenz seitens der Stadt wünschen“, so Stütz. „Es gibt keine richtige Diskussion um solche Maßnahmen, es wird einfach gemacht – oder eben nicht.“
Copyright Rems Zeitung, 29.04.2024