Bürgerdialog zu Kliniken: Deutliche Kritik am Format
Worüber sich Besucher am Rande der Diskussionen an den Stehtischen austauschten.
Schwäbisch Gmünd. Kann die Stauferklinik als medizinischer Versorger im westlichen Kreisgebiet erhalten bleiben? Oder führt doch kein Weg an einer Abstufung dieser Klinik zugunsten eines Zentralklinikums im Aalener Raum vorbei? Zum Dialog über diese Fragen hatte Landrat Dr. Joachim Bläse am Montagabend Bürger in den Stadtgarten geladen. Viele Teilnehmer äußerten auch abseits der Thementische ihre Meinungen.
Ein dezentrales System sei immer stärker als eine zentrale Struktur, davon ist der Sprecher der Gmünder Ärzteschaft, Dr. Erhard Bode, überzeugt. So könne die Versorgung der Patienten im Fall einer Pandemie mit mehreren Häusern besser organisiert werden. Als weiteres Beispiel nennt er den Zeitraum im Herbst 2022, als die Operationssäle im Aalener Klinikum wegen Fliegen wochenlang geschlossen waren. Bode: „Als in Aalen die Fruchtfliegen waren, wo hat man da operiert?“ Viele Eingriffe wurden damals in die Kliniken Mutlangen und Ellwangen verlegt.
Andrzej Sielicki, Mitglied des Gmünder Integrationsrats, sieht noch einen ganz anderen Aspekt, der für eine Klinik im Gmünder Raum spricht: Einigkeit bestehe, dass Personal angeworben werden müsse. Und dafür müssten auch Menschen aus dem Ausland angesprochen werden. Um sie müssten die Ostalbkliniken angesichts des Fachkräftemangels „kämpfen“, ist Sielicki überzeugt. Und diese Menschen suchten nicht nur einen Arbeitsplatz, „die suchen hier ein komplettes Leben“. Um das zu bieten, sei Integration nötig – und bei diesem Angebot sei Gmünd schon weit.
Einen Überblick über das Stimmungsbild und die Argumente verschaffte sich auch der frühere Gmünder Oberbürgermeister Wolfgang Leidig. Als SPD-Mitglied des Kreistags muss er über die Struktur der Ostalb-Kliniken mit abstimmen. Er sieht dem gelassen entgegen: Solche Themen muss man annehmen, da kann man sich nicht wegducken.“
Manche Aussagen an diesem Abend betrafen nicht die Klinikstruktur, sondern schlicht den Ablauf des Bürgerdialogs: Gegen Ende der rund zehnminütigen Einführung des Landrats meinte Jo Frühwirth, Sprecher des Gmünder Bündnisses Klinikerhalt: „Der quatscht ons d’Zeit weg.“ Kritisch sah diesen ersten Bürgerdialog auch der Sprecher der Fraktion Die Linke im Gmünder Gemeinderat, Sebastian Fritz: „Dieses Format ist nicht angemessen“, sagte er. Es gebe keinen wirklichen Austausch. Stattdessen werde dieser „runtergezoomt auf die Stellwände“. Fritz kritisierte, dass es viel zu früh sei für eine Entscheidung. „Mit einem anderen Verfahren hätte man die Kreisverwaltung viel näher an die Bürger heranführen können“, ist er überzeugt. Er ergänzte: „Gerade in diesem 50. Jahr des Ostalbkreises“.
Als „offen“ hingegen bewertete CDU-Stadtrat Martin Bläse den Dialog. Er sei überrascht über das Format. Vielleicht mache es mehr Sinn als wenn alle auf Stühlen sitzen. Bei dem Dialog konnten sich Bürger an Stehtischen mit Vertretern der Klinik austauschen und Anmerkungen an Stellwänden hinterlassen. Martin Bläses Fraktionskolleginnen Birgit Stahl und Natalie-Ulrika Biechele hingegen begrüßten zwar den Austausch, hatten jedoch erwartet, dass man in großer Runde etwas sagen könne.
Als „nicht ganz so glücklich“ bewertete auch SPD-Fraktionssprecherin Sigrid Heusel den Dialog. „Ich hätte mir eine andere Form gewünscht“, sagte sie und erläuterte: „Fragen und Antworten“. Heusel, die auch Kreisrätin ist, ergänzte: „Dass man mitkriegt, wo die Bürger die Probleme sehen.
Copyright Gmünder Tagespost, 28.03.2023