Die Mutbürger machen mit einem Fest der Vielfalt mobil
Warum das hochwassergefährdete Wochenende ein mahnender Rahmen für die Aktion des Bündnisses „Aufstehen gegen Rassismus“ ist. Von Birgit Markert
Schwäbisch Gmünd. Eine festgefahrene Tiefdrucklage mit ununterbrochenem Regen hat die Stadt drei Tage lang fest im Griff, Rems und Josefsbach schwellen bedrohlich an und lassen an 2016 denken, als Teile der Stadt unter Wasser standen. Bedrohliches Anschauungsmaterial für den Redebeitrag von Werner Gottstein vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland am Samstag auf dem Johannisplatz, wo das Bündnis „Aufstehen gegen Rassismus“ eine Woche vor der Kommunalwahl ein Fest für Solidarität und Vielfalt veranstaltete.
„Wer den Klimawandel leugnet, ist menschenverachtend“, sagte der BUND-Regionalverbandsvorsitzende aus Bopfingen. Die AfD lenke mit ihrer rückwärtsgewandten, auf fossile Rohstoffe setzenden Industriepolitik das Land in eine katastrophale Richtung“: mit noch mehr Fluchtbewegungen, noch mehr Hitzetoten, „und die jungen Menschen müssen die Kosten tragen“.
Gefahr durch rechtsextrem agierende AfD
Gottstein war einer von neun Rednern, die auf die Gefahr der immer rechtsextremer agierenden AfD hinwiesen. Den Beginn machte Helmut Zehender vom Arbeitskreis Asyl: „Die Migration ist nicht das Problem“, das Problem sei deren Skandalisierung. Sie werde insbesondere von der AfD benutzt, um die Gesellschaft zu spalten. Es sei reiner Populismus, von der Belastung der Sozialsysteme zu sprechen. „Migranten bilden einen Teil unserer Gesellschaft von morgen.“ Gmünd sei immer für Flüchtlinge offen gewesen; er plädierte für eine wertschätzende und freundliche Willkommenskultur.
Kämpferisch gab sich die Gmünder Fraueninitiative, die das weibliche Rollenbild der AfD kritisierte: Sie wolle die Frau an den Herd zurückbringen und sehe in ihr vor allem die Gebärmaschine des deutschen Volkes. An der strukturellen Benachteiligung der Frauen, die weniger berufstätig sind und den Löwenanteil der Care-Arbeit leisteten, wolle die AfD nichts ändern.
Weiter ging es mit der Frage, wie die Behindertenpolitik à la AfD aussehen würde. Bernd Sattler sagte es so: Für Björn Höcke sei Inklusion ein Ideologieprojekt und Belastungsfaktor. Anfragen der Aktion Mensch an die AfD blieben unbeantwortet. Sein Fazit: Die AfD stelle sich grundsätzlich gegen die UN-Behindertenrechtskonvention.
„Wir dürfen die AfD nicht akzeptabel machen“, forderte Andreas Dionyssiotis. Ausgrenzung gehöre fest zu deren Programm, „sie wollen den Zusammenhalt stören“. Ludwig Bertram, der für die Gewerkschaften sprach, berichtete von Unterwanderungsversuchen bei den betrieblichen Interessensvertretungen. Der DGB sei wachsam und beobachte die Szene.
Das letzte Wort hatten Philip Beyn und Kirsten Helmecke vom Bündnis: „Wir stehen hier, weil wir die Salonfähigkeit von Hetze, Ausgrenzung und Verachtung niemals akzeptieren werden.“ Von den kommunalen Fraktionen und der Stadtspitze fordern sie eine klare Positionierung gegen die rechtsnationalistische Gruppierung. Die deutsche Geschichte lehre, wohin das führe, „da wollen wir nie wieder hin!“ Für Moderator Peter Yay-Müller war die letzte Rede eine perfekte Zusammenfassung der Kundgebung.
Musikalisch klang das Fest mit Marion Peukert und den Ostalb-St. Pauli Zecken aus, zuvor hatte Felix Schurr mit Liedern wie „No“ von Bukahara – „We say no, before it is to late“ für Stimmung gesorgt. Trotz Dauerregens waren rund hundert Unterstützer gekommen.
Copyright Gmünder Tagespost, 03.06.2024