E-Roller: Alternative zum Auto oder nur Fahrspaß?
Mobilität: Seit einem Jahr läuft die Testphase für E-Tretroller in Schwäbisch Gmünd. Die Scooter sollen Autofahrten ersetzen. Ob dieser Plan aufgeht, stellen einige Mitglieder des Gemeinderats in Frage.
SCHWÄBISCH GMÜND. Die E-Roller bleiben
– dieses Meinungsbild ergab sich mehrheitlich im Klima-, Umwelt-, Energie- und Bauausschuss des Gmünder Gemeinderats nach den zwölf Monaten Testphase. „2022 wurden über 40 000 Fahrten damit getätigt“, bilanziert Franka Zanek, Leiterin des Amts für nachhaltige Entwicklung, Klimaschutz und Bürgerbeteiligung. Das sei laut der beiden Roller-Anbieter eine übliche Nutzung für Städte dieser Größe. Die zur Verfügung gestellten Daten von Lime und Zeus geben Auskunft über das Nutzungsverhalten: Im Schnitt liege die Ausleihedauer bei elf Minuten und pro Fahrt werde eine Strecke von rund 1,5 Kilometer zurückgelegt. Zanek schlussfolgert, dass viele Fahrten mit den Scootern eine Autofahrt ersetzten. Denn: Fußgänger seien erfahrungsgemäß nur bereit, 500
Meter zu gehen. Für längere Strecken werde das Auto genutzt. Dr. Prof. Andreas Benk von der Fraktion der Linken äußert Bedenken: „Diese Rechnung geht nicht auf.“ Es seien eher die Fahrten mit ÖPNV und Fahrrad, die durch E-Roller ersetzt werden. Die Stadt beziehe sich in seiner Argumentation nur auf die 1,5 Kilometer.
Befragungen zum Thema seien nicht durchgeführt worden. Helmut Geiger von der CDU sieht auch
„keinen Mehrwert“ in den Scootern. Dass die E-Roller nur dann zum Klimaschutz beitragen, wenn sie tatsächlich Emissionen einsparen, weiß auch Oberbürgermeister Richard Arnold. Trotzdem befürwortet er die Fortsetzung des Projekt. „Es macht einfach Spaß mit den Rollern zu fahren“, so
der OB. Das sehe man deutlich an den Nutzungszahlen. Allein dieser Aspekt sei ausreichend, damit die Roller bleiben dürfen. Zudem gebe es damit in Gmünd, laut den Anbietern, keinerlei Unfälle und kaum Vandalismus. Ein Anbieter lieferte genaue Zahlen zu Beschädigungen: Vier Roller habe man einsammeln müssen, da diese nicht mehr zu gebrauchen waren.
Ein größeres Problem sieht Zanek in falsch abgestellten Scootern. In bestimmten Bereichen, beispielsweise vor Ausfahrten und Garagen dürften die Roller nicht geparkt werden. In der Anfangsphase habe es dazu viele Beschwerden gegeben, weil dies kleinen Fahrzeuge nicht ordnungsgemäß abgestellt wurden. Deshalb werden bei „Falschparken“ ab 1. April fünf Euro fällig. Über die Apps der Anbieter kann die Gebühr direkt von den Nutzern in Rechnung gestellt werden. Martin Bläse von der CDU-Fraktion hält den Betrag für zu niedrig. Besonders bei mehrfachen Verstößen solle die Höhe des Verwarnungsgeldes steigen. In dieser Meinung wird er von weiteren Gemeinderatsmitglieder unterstützt.
Die Stadtverwaltung schlägt deshalb vor, nach einigen Monaten zu überprüfungen, ob sich die Situation verbessert hat. Sollte es weiterhin viele Verstöße geben, könne man darüber nachdenken, höhere Strafen zu verhängen.
Copyright Rems Zeitung, 23.03.2023