„Es geht vor allem um Arrondierungen“
Flächennutzungspläne dienen dazu, den „Wildwuchs“ von Gewerbe- und Wohngebieten zu verhindern und der Besiedlung eine vernünftige Struktur zu geben. Indem nicht jede Stadt und jede Gemeinde nach Lust und Laune Bauplätze erschließen darf, soll auch die freie Landschaft geschont werden.
Die Verwaltungsgemeinschaft Gmünd Waldstetten beriet über Änderungen.
SCHWÄBISCH GMÜND/WALDSTETTEN. Die einen würden am liebsten alles so lassen wie es ist und aus Rücksicht auf die Natur möglichst keinen weiteren Quadratmeter außerorts „zubetonieren“. Andererseits besteht seitens der Industrie sowie von Handwerk und Handel ein Interesse an zusätzlichen Flächen. Auch der Mangel an Wohnraum fordert sein Tribut. Bei den Änderungen im Zuge der Fortschreibung des aktuellen Flächennutzungsplans handle es sich weitgehend um Arrondierungen, betonte Gerhard Hackner, der als Chef der Gmünder Stadtplanung die an gestrebten Projekte in der Sitzung der Verwaltungsgemeinschaft gestern im Gmünder Rathaus erläuterte.
Zunächst ging es dabei um die Erweiterung des Gewerbegebiets Strutfeld in Bargau. Nach der Fertigstellung der Ortsumgehung gebe es in dem Stadtteil die Möglichkeit, Flächen am Ortsrand besser zu nutzen. Es liegen bereits Anfragen ortsansässiger Unternehmen nach Erweiterungsmöglichkeiten vor. Unter anderem gebe es von der Stiftung Haus Lindenhof eine konkrete Anfrage in Bezug auf eine Werkstatt für Menschen mit Behinderungen. Um das realisieren zu können, sei ein Bebauungsplan nötig. Dies setze aber voraus, dass die seither als landwirtschaftlich Fläche definierten Grundstücke als Bauland deklariert werden.
Ein weiteres Projekt betrifft die Erweiterung des Gewerbe- und Industriegebiets Gügling („Gügling Nord IV“) in Bettringen. Angesichts der großen Nachfrage nach entsprechenden Flächen sei diese Erweiterung von großer Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Schwäbisch Gmünd. Darüber hinaus entspreche es der Zielsetzung der Gmünder Stadtplanung, Betriebe an einem Standort zu konzentrieren. Parallel zum Bebauungsplanverfahren soll deshalb für dieses Gebiet der Flächennutzungsplan entsprechend angepasst werden.
Ebenfalls um eine Erweiterung eines Gewerbestandorts auf bisher von Landwirten genutzten Flächen geht es im Hinblick auf die „Neugärten“ im Stadtteil Herlikofen. Für eine harmonische Entwicklung eines Stadtteils seien nicht nur Wohnbauflächen, sondern auch Grundstücke für Firmen sinnvoll. Denn damit seien Arbeitsplätze verbunden. Das Plangebiet am östlichen Ortsrand von Herlikofen verfüge über einen direkten Anschluss an die Landesstraße und ist laut Hackner zirka 1,6 Hektar groß. Um die Schaffung von zusätzlichem Wohnraum geht es bei insgesamt vier Flächen, die im Plan künftig mit einer anderen Nutzung definiert werden sollen. Für die Eugen-Bolz-Straße in der Weststadt soll verankert werden, dass dieser Bereich dem Wohnen dienen soll. Eine gemeinsame Nutzung für Wohnen und Arbeiten ist das Ziel eines „Urbanen Gebiets“. Diese hierzulande noch relativ neue Form einer Gebietserschließung ist für jenen Bereich in der Buchstraße vorgesehen, wo sich bisher noch der TSB-Sportplatz befindet.
Im Flächennutzungsplan definiert werden soll das „Neue Wohnen auf dem Sonnenhügel“, sprich die aus einem Planungswettbewerb hervorgegangene Neubebauung des Kasernen-Areals auf dem Hardt. Um acht Bauplätze für Wohnhäuser geht es im Stadtteil Weiler.
Prof. Dr. Andreas Benk (LINKE) gab vor der Abstimmung eine persönliche Erklärung ab, warum er den beantragten Änderungen größtenteils nicht zustimmen könne und sich deshalb der Stimme enthalten werden. Der Bau- und Umweltausschuss habe, wie es sich schon aus dem Namen dieses Gremiums ergebe, nicht nur ökonomische, sondern auch ökologische Gesichtspunkte zu berücksichtigen. Die klassische „Fortschreibung“ von
Flächennutzungsplänen empfinde er als „Weiter so“ ohne das erforderliche Umdenken. Die Schwierigkeit bestehe nämlich darin, dass ökologische Folgen von Bauprojekten oft erst langfristig erkennbar werden. Deshalb wünscht sich Prof. Benk ein vorausschauendes, umfassendes Gesamtkonzept, an dem man dann die
Einzelentscheidungen ausrichten können. „Gerade das ist ja die Aufgabe eines
Flächennutzungsplans!“ Den geplanten Änderungen für die vier Wohnbauprojekte stimmte Dr. Benk allerdings zu.
Copyright Rems Zeitung, 23.01.2020