Flächennutzungsplan: zehn Jahre neues Wachstum in Schwäbisch Gmünd
Wo soll Gmünd weiter mit Wohngebieten und Flächen für Firmen wachsen? Neuer Plan zur Flächennutzung umfasst 155 Hektar Fläche und gibt den Fahrplan für die kommenden Jahre vor.
Schwäbisch Gmünd. Es ist ein Bau-Plan für ein ganzes Stadtgebiet, gültig für die nächsten zehn Jahre: Der neue Flächennutzungsplan für Gmünd und Waldstetten ist in Kraft gesetzt. 155 Hektar sind darin für Gmünd als neue Entwicklungsflächen vorgesehen. Waldstetten und Gmünd arbeiten bei der Planung als so genannte Verwaltungsgemeinschaft zusammen, darum war die Zustimmung von Gemeinderäten beider Orte gefragt. Am Ende gab es sechs Ja-Stimmen für den Plan, vier Vertreter sprachen sich dagegen aus, zwei enthielten sich der Stimme.
220 Fußballplätze: 155 Hektar Fläche entsprechen, in einem anschaulichen Vergleichsmaßstab ausgedrückt, rund 220 Fußballfeldern. Knapp die Hälfte dieser Fläche ist für Wohnbau vorgesehen (64 Hektar), als Gewerbeflächen sind 74 Hektar vorgesehen, den größten Anteil daran hat der „nachhaltige Technologiepark“ Aspen mit 55 Hektar.
So genannte Mischflächen machen knapp 15 Hektar aus. Nicht in der Summe der 155 Hektar enthalten sind weitere 35 Hektar an Flächen, die für den Bau von Solarfeldern reserviert sind.
Wohnen in jedem Teilort: Straßdorf und Bettringen sind die Entwicklungsschwerpunkte fürs Wohnen in Gmünd: Dort sind für die kommenden Jahre die größten Reserveflächen geplant, etwa 16 Hektar in Straßdorf, in Bettringen sind es 12, in Herlikofen 7 Hektar. Großdeinbach, Hussenhofen. Lindach und Bargau können jeweils auf rund 4 Hektar wachsen. Auch die kleinen Orte wie Degenfeld und Rechberg sind auf der Liste: Jeder der elf Teilorte soll in den nächsten zehn Jahren ein Neubaugebiet im Angebot haben.
Platz für Gewerbe: Insgesamt 19 Hektar stehen, abseits des Sondergebiets Aspen, für Firmen-Neubauten zur Verfügung. Die wesentlichen Entwicklungsflächen sind am Gügling Nord (6 Hektar), in Herlikofen (4), in Bargau (4) und Lindach (3).
Die Mischgebiete: Zwei zentrale Entwicklungs- und Sanierungsprojekte, die sich Gmünd vorgenommen hat, stehen als so genannte Mischgebiete für weitere Entwicklung im Plan: Ein rund vier Hektar großes Gebiet auf dem Hardt südlich der Oberbettringer Straße, wo anstelle des bisherigen Bauhofs ein Stadtquartier entstehen soll, das die Hardt-Bewohner und die Pädagogische Hochschule baulich und sozial enger zusammenbringt. Am Sanierungsgebiet „Westliches Stadttor“ will die Stadt etwa einen Hektar an bisher unbebauter Fläche vorhalten.
Energieerzeugung: Gut 20 Prozent der im Plan insgesamt ausgewiesenen Flächen sind für Energieerzeugung durch große Solaranlagen reserviert. Die größten davon sollen in Herlikofen auf der bisherigen Erddeponie entstehen (23 Hektar) und als Erweiterung des bestehenden Solarparks auf der Mutlanger Heide (6 Hektar).
Die bisherigen Abstriche: In einem ersten Entwurf hatte das Stadtplanungsamt insgesamt 184 Hektar an Flächen aufgeführt, am Ende der Ausarbeitung sind 155 Hektar übrig geblieben. Zu den Änderungen haben die Teilorte, diverse „Träger öffentlicher Belange“ wie etwa Forstbehörden oder Energieversorger und die Untersuchung ökologischer Faktoren beigetragen.
Zu viel? Oder zu wenig? Die Meinungen im Gmünder Gemeinderat sind geteilt, zum Teil gegensätzlich, was diesen geplanten Flächenverbrauch angeht. Der Plan umfasse mehr als das das Dreifache dessen, was Gmünd angesichts einer Vorgabe des Landes zur Begrenzung eigentlich verbrauchen dürfte, so argumentierten Andreas Benk von der söl-Fraktion und Tim-Luka Schwab von der SPD. Der Verlust an landwirtschaftlicher Fläche sei zu hoch, so Benk weiter. Dem stimmte auch Michael Weber von der CDU-Fraktion aus Waldstetten zu, insbesondere mit Blick auf das Aspen-Feld. Es gibt aber auch die Sicht, dass die Stadt neue Flächen dringend brauche. Der Plan biete noch zu wenig Entwicklungsmöglichkeiten, vor allem für Gewerbe, das war die Kritik von Martin Bläse aus der CDU-Fraktion. „Da da haben wir einfach zu wenig.“ Neue Flächen für Gewerbe seien „wie ein Konjunkturprogramm für Gmünd“, sagte Andreas Wörner (AfD). Stadtrat Karl Miller (Grüne) argumentierte, er sei „für maßvolle Erweiterung der Teilgemeinden“, aber der ausgewiesene Bedarf sei für seine Fraktion „nicht nachvollziehbar“. Martin Mager (Freie Wähler Waldstetten) wies auf die Bedeutung von Firmen für Gemeinden hin: „Natürlich müssen wir auf die Landwirtschaft achten, aber Gewerbesteuer zahlen die Betriebe, nicht die Landwirte.“
Die Sicht der Stadt:Die Stadtverwaltung hätte sich mehr Flächen für Gewerbe und Wohnungsbau gewünscht, hatte OB Richard Arnold betont. Auf der Basis von Prognosen für die weitere Entwicklung der Bevölkerungszahl hatte die Stadtverwaltung einen „Wohnflächenbedarf“ von 86 Hektar berechnet, rund 20 Hektar mehr als jetzt ausgewiesen.
Zur Erinnerung: das hohe Ziel der Landesregierung
Für Baden-Württemberg hat die Landesregierung ein Ziel formuliert: Im Land bis 2030 weniger als 3 Hektar neue Flächen pro Tag zu beanspruchen. Derzeit wird es nicht eingehalten, auch der neue Gmünder Flächennutzungsplan, auf die Zahlen des Landes umgerechnet, geht weit über diese Zielsetzung hinaus. Langfristig hat sich Baden-Württemberg sogar das Ziel gesetzt, „bis 2035 die Netto-Null zu erreichen“.
Copyright Gmünder Tagespost, 29.11.2024