Gmünd baut auf Kita-Resolution

Aus der heutigen Rems Zeitung: Infrastruktur: Steigende Kitagebühren belasten viele Familien. In Gmünd hatte der Gemeinderat auf Antrag von s.ö.l. und SPD eine Resolution verabschiedet, laut der das Land die Kommunen bei der Finanzierung von Kinderbetreuungsplätzen mehr unterstützen soll.
Was kostet Kinderbetreuung in der Region? Und wie hoch ist der Anteil an Fachkräften?
SCHWÄBISCH GMÜND. Eine „Weihnachtsresolution“ hatte Oberbürgermeister Richard Arnold das Anliegen genannt. In der letzten Sitzung des Gemeinderats 2024 hatten die Fraktionen s.ö.l. und SPD einen Antrag gestellt, eine Resolution an das Land Baden-Württemberg zu schicken. Die
Forderung: Das Land soll Kitagebühren bezuschussen. Das sei ein wichtiger Schritt dahin, Kinderarmut zu bekämpfen, so die Begründung. „Die Gebühren dürfen nicht noch weiter steigen!“ – da waren sich die antragstellenden Fraktionen einig. Die Elternbeiträge für Kinderbetreuung werden in den Kommunen regelmäßig angepasst, in Lorch etwa steigen sie ab September 2025 wieder. „Die Kosten für Kinderbetreuung belasten Eltern, besonders diejenigen, die knapp über der Grenze für inanzielle Unterstützung verdienen“, so s.ö.l-Mitglied Andreas Benk. Zudem sei es
nicht gerecht, dass öffentliche Schulen kostenfrei seien, kommunale Kitas hingegen teils hunderte Euros im Monat kosten. „Der Grundstein für Bildung wird früh gelegt, Benachteiligungen im frühsten Kindesalter wirken sich auf das gesamte spätere Leben aus.
Besonders Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren kosten eine schöne Stange Geld. In Schwäbisch Gmünd bezahlen Eltern für die Regelbetreuung in der U3 (30 Stunden pro Woche) 431 Euro monatlich für ein Kind, hat die Familie zwei Kinder, sind es 320 Euro. Bei Ganztagsbetreuung (10 Stunden pro Tag) werden monatlich bis zu 754 Euro, beziehungsweise 561
Euro fällig.
In Lorch kostet die Regelbetreuung aktuell für ein Kind 454 Euro, bei zwei Kindern 356 Euro monatlich. Ganztagsbetreuung mit zehn Stunden pro Tag kostet 632 Euro monatlich für ein Kind, 524 Euro für zwei Kinder.
Auch in Heubach bezahlen Eltern nicht viel weniger: Regelbetreuung in kostet 291 Euro für ein Kind, bei zwei Kindern in der Familie sind es 222 Euro im Monat. Für ganztägige Betreuung ist der Beitrag nach Einkommen der Familie gestaffelt: Zwischen 528 und 710 Euro sind für ein Kind
fällig, bei zwei Kindern sind es 409 bis 606 Euro. Etwas günstiger ist die Betreuung für Kinder, die schon älter als drei Jahre sind. Für ein Einzelkind in Regelbetreuung zahlen Eltern in Schwäbisch Gmünd 194 Euro monatlich, hat die Familie zwei Kinder unter 18 Jahren, sind es 151 Euro. Für
Ganztagsbetreuung sind es 340, beziehungsweise 265 Euro.
Regelbetreuung in Lorch kostet 162 Euro monatliche bei einem Kind, bei zwei Kindern 126 Euro. Will man die volle Betreuungszeit von maximal zehn Stunden am Tag nutzen, werden 364 Euro bei einem Kind, beziehungsweise 301 Euro bei zwei Kindern fällig.
Auch in Heubach zahlen Eltern 162 Euro, beziehungsweise 126 Euro für Regelbetreuung. Für Ganztagsbetreuung liegen die Kosten zwischen 336 Euro und 597 Euro für ein Kind, beziehungsweise zwischen 261 Euro und 455 Euro für zwei Kinder.
In allen drei Kommunen gilt die Regel: Wer mehr Kinder im Kindergarten/Schulalter hat, zahlt auch weniger für die Kinderbetreuung. Dennoch summieren sich die
Kosten ganz schön. Eben darum wolle man das Land bitten, hier inanziell Abhilfe zu schaffen, argumentieren s.ö.l. und SPD.
Der Vorschlag fand in der Sitzung auch in mehreren Fraktionen Zustimmung, die Grünen etwa sicherten volle Unterstützung zu. Bei der Bürgerliste und der FDP hingegen sah man den Vorstoß kritisch. „Es gibt ja überhaupt keine Vorschläge, wie das finanziert werden soll“, bemängelte Peter
Vatheuer (FDP). Seitens der CDU kam der Vorschlag, mit dem Anliegen gleich an den
baden-württembergischen Städtetag zu gehen – wenn sich eine Vielzahl an Kommunen an der Resolution beteilige, so habe sie mehr Gewicht. Inhaltlich sei die Forderung nämlich durchaus nachvollziehbar.
Mit dem Vorsatz, den Städtetag einzubinden, stimmte die Mehrheit des Gemeinderats für den Antrag. Noch ist es aber nicht so weit, wie Rathaussprecher Markus Herrmann auf RZ-Nachfrage mitteilt: „Die Stadt ist in den Fachgremien des Städtetages eingebunden und aktiv. Dort werden wir die Forderung natürlich bekannt geben, beispielsweise im Bürgermeistersprengel oder im EBM-Sprengel. Inwieweit dies dann von anderen Kommunen aufgegriffen wird, können wir derzeit noch nicht abschätzen.“
Klar ist: Kinderbetreuung braucht genügend Personal, wenn möglich Fachkräfte. Das kostet natürlich Geld. In Schwäbisch Gmünd etwa gibt es in den kommunalen Kitas 249 Beschäftigte direkt in den Kindertagesstätten. Darunter fällt auch das Personal für die Verplegung, Hauswirtschaft und Freiwilligendienstleistende. Nicht mitgezählt ist die Verwaltung. Laut
Herrmann sind 211 Personen direkt im Sozial- und Erziehungsdienst beschäftigt, davon 99 Personen in Vollzeit. 19 Personen sind keine Fachkräfte im Sinne des Fachkräftekatalogs, zum Beispiel Aushilfen. Quereinsteiger im Sinne der neuen Qualiikation „Direkteinstieg Kita“ gibt es zwei.
In Lorch wiederum ist die Zahl der kommunalen Kitas stetig gewachsen – und damit auch die Zahl des Personals. „Wir haben aktuell drei städtische Kindergärten, ab Frühjahr sind es vier städtische
Kindergärten. Bis vor wenigen Jahren gab es nur eine eingruppige städtische Kita mit 25 Plätzen“, berichtet Bürgermeisterin Marita Funk. Mehr als 100 Betreuungsplätze habe man in Lorch in den vergangenen Jahren geschaffen. In Unterkirneck kümmern sich eine Leitung und eine Fachkraft in Vollzeit um die Kinder, dazu eine Mitarbeiterin als Zweitkraft in Teilzeit, die keine gelernte Erzieherin/Quereinsteigerin ist. Im Kindergarten Sonneninsel arbeiten sechs Erzieherinnen in Vollzeit, zwei in Teilzeit. „Im Kindergarten Sonneninsel hatten wir ursprünglich eine Kinderplegerin angestellt, die durch eine Fortbildung heute ‚vollwertige Erzieherin‘ ist. Ebenso
haben wir seit letzten Jahr eine ehemalige Auszubildende direkt nach der Ausbildung angestellt, die nun auch bei uns als Erzieherin tätig ist”, erläutert Funk. Und schließlich gibt es im Naturkindergarten Löwenzahn zwei Leiterinnen, die sich die Stelle teilen, dazu fünf Erzieherinnen in Vollzeit, zwei in Teilzeit und eine Kraft in Teilzeit, die Quereinsteigerin ist. „Wir sind daher sehr dankbar, dass wir auf ein klasse Team aus Erzieherinnen zurückgreifen können, die in den jeweiligen Einrichtungen sehr gute Arbeit leisten“, betont Funk.
In Heubach beträgt der Anteil der Fachkräfte ebenso nahezu 100 Prozent, wie die Stadtverwaltung auf Anfrage mitteilt. In den kommunalen Kindertageseinrichtungen seien derzeit 22 Vollzeit- und 26 Teilzeitkräfte beschäftigt. Acht Mitarbeitende sind in Elternzeit. Zwei Personen sind Quereinsteiger.
„Grundsätzlich suchen wir regelmäßig Kräfte“, sagt Bürgermeisterin Funk. Durch Schwangerschaft, Elternzeit oder Renteneintritte falle immer wieder Personal weg,
für das es Ersatz brauche, um die Betreuung sicherzustellen.
Copyright Rems Zeitung, 17.01.2025