Gmünd: Der Wald wird zum Juwel für Stadtklima und Naherholung
Gemeinderat ist mit Forst-Dezernent Jens-Olaf Weiher unterwegs auf dem Biodiversitätspfad. Eine Stütze für den Stadt-Haushalt ist der Wald nicht.
Schwäbisch Gmünd
Der Schwerpunkt verändert sich: Der Wald wird immer mehr zum Juwel fürs Stadtklima und die Naherholung. Die wirtschaftliche Waldnutzung steht nicht mehr allein an erster Stelle. Das erläuterte Forstdezernent Jens-Olaf Weiher gemeinsam mit Revierleitern Stadträtinnen und Stadträten beim Streifzug durch den Biodiversitätspfad zwischen Hardt und Oststadt. Das zeigte sich später in der Gemeinderatssitzung auch beim Bericht über die Waldbewirtschaftung. Fürs kommende Jahr rechnet man trotz gestiegener Holzpreise beim Stadtwald mit einem Minus von 34 000 Euro, beim Hospitalwald mit einem kleinen Plus von 21 000 Euro.
Der Biodiversitätspfad beginnt am Gmünder Weltgarten unterhalb der Oberbettringer Straße und mündet gleich in ein besonderes Waldgebiet. „Vor 20 Jahren wurde der Bereich zum ‚Schonwald‘ veredelt“, sagt Jens-Olaf Weiher. Die Natur hat hier Oberhand, dennoch dürfe das Gebiet verträglich bewirtschaftet werden. Ein Wald, in dem sich auch die Blumenwelt wohlfühle. Zu sehen gibt‘s Altbäume, 130 bis 150 Jahre alt. Würde man sie alle stehenlassen, wären sie irgendwann alle gleichzeitig am Ende ihrer Vegetationszeit. Um das zu verhindern, um einen Zyklus zu schaffen, entferne man behutsam manche Altbäume, schaffe Platz für Neues.
Unabhängig davon müssten Eschen an vielen Stellen aus dem Wald genommen werden, sagt der Forst-Chef des Ostalbkreises. Während im Wald allgemein keine Verkehrssicherungspflicht bestehe, sei dies entlang so eines Pfades anders. Eschen im Abstand bis 30 oder 40 Meter zum Weg müssten weichen, weil sie auch sehr plötzlich umfallen könnten, obwohl sie in der Krone noch Grün zeigen. Gegen den aus Fernost eingeschleppten Pilz gebe es noch keine Resistenz.
Wasserspeicher
Was dieses Waldstück so besonders mache, sei die Fähigkeit, Wasser zu speichern. „Auch an trockenen Sommertagen spürt man hier noch die Feuchtigkeit im Boden“, sagt Weiher. Der Waldboden könne auch unmittelbar Regenwasser aufnehmen und speichern. „Im Sommer macht sich die Verdunstungskälte bemerkbar“, erklärt er. Bereiche wie diese seien wie ein Kühlschrank für die Stadt: „Der Wert ist immens und wird in Zukunft noch bedeutender werden“, davon ist er überzeugt.
Grafiken zur Verdeutlichung
Um den monetären Wert von Stadt- und Hospitalwald ging es in der Gemeinderatssitzung. Der lässt sich laut Forst-Chef immer weniger präzise vorhersagen. Zu groß die Ausschläge im Preisgefüge der vergangenen Jahre. Weiher informierte das Gremium über die Wald-Entwicklung, über den Anteil von Schadholz. Der klimabedingte Ausfall nehme zu. Grafiken machen die Parallelen zwischen Trockenheit und Waldschäden deutlich.
Jens-Olaf Weiher sieht in den nächsten Jahrzehnten eine Wärmewende, in der Holz eher nicht mehr zum Verbrennen genutzt werde. Aktuell gebe es noch eine Bugwelle mit weniger wertigem Holz. Das werde, antwortete er auch auf eine Frage von Stadtrat Andreas Benk (söl), möglichst als Bauholz genutzt, erst an zweiter Stelle als Brennholz. Stadtrat Martin Bläse (CDU) wünscht sich von der Forstverwaltung möglichst keine roten Zahlen beim kommenden Wald-Wirtschaftsplan, „weil der nächste Haushalt der Stadt schwierig wird“. Stadtrat Sebastian Fritz (söl) möchte, wenn immer möglich, eine regionale Wertschöpfung. Da ist man, so Weiher, gemeinsam mit der Wirtschaftsfördergesellschaft auf gutem Weg.
Copyright Gmünder Tagespost, 27.11.2023