Gmünder Räte stellen Klinikvorstand und Fusion auf den Prüfstand
Klinikvertreter nennen einmal mehr finanzielle Verluste und Personalmangel als Gründe für die aktuelle Klinikdiskussion.
Schwäbisch Gmünd
Niemand garantiert, dass sich die Personalsituation für die Patientenversorgung mit einem Klinikneubau ändern würde.“ Mit dieser Aussage eröffnete Oberbürgermeister Richard Arnold am Mittwoch im Gemeinderat eine Fragerunde. Zuvor hatten die Klinikvertreter Prof. Dr. Ulrich Solzbach, Thomas Schneider, Sylvia Pansow, Prof. Dr. Holger Hebart und Fabian Wöller die Notwendigkeit der aktuelle Klinikdebatte – wie schon am Vorabend in Mutlangen – erklärt. Sie nannten einmal mehr Ärzte- und Pflegekräftemangel und finanzielle Verluste. Pansow ergänzte, dass aufgrund von Personalschlüsselvorgaben durch die Politik und die demografische Entwicklung heute schon von 950 Betten 140 nicht besetzt werden könnten. In acht Fachabteilungen könnten Bereitschaftsdienste nicht mehr abgedeckt werden. Und sechs Fachabteilungen seien von Schließung bedroht. Schneider wiederholte Verluste in Höhe von 20 Millionen Euro in 2021 im Vergleich zu 11,9 Millionen Euro in 2019. Aktuell fehlten 17 Ärzte und 92 Pflegekräfte, sagte Wöller.
„Dem, was wir haben, eine Bedeutung zuzumessen“, dies bei ihren Fragen zu bedenken, forderte Arnold die Stadträte auf. Wie eine Fusion den Personalmangel löse, fragte Thomas Krieg (Grüne).Die Frage müsse eher lauten, was man mit dem wenigen Personal noch machen könne, sagte dazu Solzbach. Dieses müsse für dringende Fälle da sein. Zudem setzte Solzbach darauf, „mit mehr Strahlkraft“ eines neuen Klinikums wieder mehr Personal zu bekommen.
Ob er „Personalkannibalismus in anderen Kliniken“ betreibe, fragte da Ullrich Dombrowski (BL) nach. Er schlug vor, Wege zu suchen, auf den Gesetzgber einzuwirken, „dass die Strangulation im Klinikwesen“ aufhört. Solzbach wiederholte, dass man überlegen müsse, was man mit vorhandenem Personal leiste.
Eine Klinikfusion sei auch ein „emotionales Thema“, sagte Martin Bläse (CDU) und fragte, wie der Vorstand damit umgehe. Emotionen müsse man mit Fakten begegnen, man müsse Zahlen nennen und transparent sein, sagte Solzbach.
Diese Antwort stellte Karl-Andreas Tickert (Grüne) nicht zufrieden. Er fragte nach einer Strategie des Vorstands, um die Bürger mitzunehmen. Diese Strategie gebe es, sagte Solzbach und kündigte für den 28. Juni einen Bürgerdialog an mit einer „offenen und transparenten Darbietung der Zahlen“.
Vor einer fehlenden Planung auf Landesebene bei der Krankenhausversorgung habe die Gewerkschaft ver.di gewarnt, sagte Sebastian Fritz (Die Linke). Stattdessen werde nach Finanzen und Fachkräftemangel entschieden. „Wir machen das nicht planlos, wir versuchen, alle Bürger zu erfassen“, sagte dazu Solzbach.
Ob der Klinikvorstand auch über Kooperationen mit Krankenhäusern über Kreisgrenzen hinweg nachdenke, fragte Dr. Peter Vatheuer (FW/FDP). Der Vorstand denke auch in diese Richtung, sagte Solzbach und nannte zum Beispiel Kliniken in Crailsheim oder Nördlingen.
Braucht‘s eine bessere Bezahlung, wies Karin Rauscher (FWF) darauf hin, dass viele Ärzte ins Ausland gingen. „Wir sind gut in der Rekrutierung“, sagte dazu Hebart. Geld sei nicht das Thema. Als Gründe nannte er, dass Menschen nur noch 80 Prozent arbeiten wollten, Elternzeit und Teilzeitwünsche.
Nach Gesprächen mit dem Sozialministerium und Minister Manfred Lucha fragte Alexander Relea-Linder (Die Linke). Die Gespräche gebe es, sagte Solzbach. Und: „Die sind froh, dass wir augewacht sind.“
Was es koste, wenn man nicht zentralisiere, wollte Gabriel Baum (Grüne) wissen. Dies sei eine tolle Frage, sagte Schneider. Und: „Darüber hirnen wir.“ Berechnen könne man das nicht. Dies müsse man kalkulieren.
Bereits am Montag, 13. Juni, laden die Gmünder Tagespost und die Schwäpo um 18.30 Uhr alle Büger zu einem Podium zur Klinikfusion in den Böbinger Park am Bahndamm.
Copyright Gmünder Tagespost, 02.06.2022 Michael Länge