Grundschule Hardt verliert Nordwest ab Herbst 2023
Stadträte beschließen Schulbezirksänderung für Bettringen und das Hardt nach kontroverser Diskussion.
Schwäbisch Gmünd. Der Schulbezirk der Uhlandschule Bettringen umfasst künftig den ganzen Stadtteil Bettringen mit Bettringen Nordwest. Der Schulbezirk der Grundschule Hardt verliert das Gebiet Bettringen Nordwest. Diese Änderungen greifen ab dem Schuljahr 2023/24, also Herbst 2023. Dies beschloss der Gemeinderat am Mittwoch.
Die Stadträte diskutierten das Thema vorab kontrovers. Die Linke-Fraktion beantragte, dass die Schulbezirksänderung erst ab Herbst 2024 greifen soll. Seine Fraktion begrüße den Bettringer Weg für ein stärkeres Wir-Gefühl, sagte Alexander Relea-Linder. Dies sei „gelebte Demokratie“. Allerdings habe dies „massive Konsequenzen für die Grundschule Hardt“. Die Linke begrüße auch das „offene Ohr“ des Schulbürgermeisters für die Grundschule Hardt und die für die Schule geplante Attraktivitätssteigerung. Herbst 2023 für die Schulbezirksänderung jedoch wirke „diametral dem Ziel entgegen, Zweizügigkeit zu erhalten“, sagte Relea-Linder.
Dass es an der Schule schon ab Herbst keine Zweizügigkeit mehr gebe, sagte dazu Bürgermeister Christian Baron. Eine Stärkung der Schule erreiche man durch deren gute Arbeit und durch die geplante Attraktivitätssteigerung. Der Entscheidung über dieses eine Jahr mehr werde zu viel Bedeutung zugemessen, sagte Baron.
CDU-Stadtrat Hannes Barth verwies darauf, dass es allein im Stadtteil Hardt genügend Kinder gebe. Gingen diese dort zur Schule, bliebe die Zweizügigkeit erhalten, sagte Barth.
Auch für Grünen-Fraktionssprecher Gabriel Baum war die Zahl 2023 eine „theoretische“, da die Grundschule Hardt im Herbst ohnehin einzügig sei. Er forderte, weitere Wege zu suchen, um diese Schule zu stärken. Baumaßnahmen seien dabei nicht das einzige.
Schüler aus über 20 Nationen bräuchten Unterstützung, sagte Uwe Beck (SPD). Die Schule sei jetzt schon einzügig, auch weil die Franziskus-Grundschule Schüler abziehe. Beck forderte, die Stadt solle die Grundschule Hardt stärken. Ein Klassenteiler 30 sei für sie zu hoch.
Sie unterstütze den Antrag der Fraktion Die Linke, sagte Brigitte Abele (BL). Man solle dieser Schule dieses weitere Jahr geben. Den „mühselig erarbeiteten Kompromiss nicht kaputt zu machen“, forderte Dr. Peter Vatheuer (FW/FDP). Anders sah dies Fuad Koldzic, Sprecher des Integrationsbeirates. Er bat darum, der Schule das Jahr zu geben.
Nachdem er Bettringens erkranktem Ortsvorsteher Karl-Andreas Tickert empfohlen hatte, nicht die Presse zu verfolgen, damit es ihm nicht schlechter gehe, erläuterte Tickerts Stellvertreter Fabian Wolf einmal mehr die Bettringer Beweggründe: Die Bewohner von Bettringen Nordwest wollten „vollwertige Bettringer“ werden, dazu gehöre auch der Schulbezirk Bettringen.
Die Änderung des Schulbezirks ab Herbst 2023 sei nicht das Ende der Grundschule Hardt, sagte Oberbürgermeister Richard Arnold. Auch er betonte, dass es im Stadtteil Hardt nicht zu wenig Kinder gebe. Doch es gebe Eltern, die von einem Sonderweg Gebrauch machten. Integration, sagte der OB, sei nicht, Kinder aus Nordwest zu zwingen, in die Grundschule Hardt zu gehen. Dies erstaunte Relea-Linder, sei es doch gerade der OB gewesen, der sich in der Flüchtlingsdebatte für Verteilung statt Konzentration der Flüchtlinge ausgesprochen habe. Auch Professor Dr. Andreas Benk reagierte auf Arnolds „inadäquate Worte“: Niemand werde in eine Schule gezwungen.
„Wir müssen uns hier ehrlich machen“, sagte Alessandro Lieb (SPD). Es gehe darum, dass Eltern ihre Kinder auf eine Schule schicken, von der sie glauben, dass diese besser für ihr Kind sei. Dies sei ein gesellschaftliches Problem. Dieser Frage müsse man auf den Grund gehen. Die SPD beantragte, dass die Verwaltung die Maßnahmen für mehr Attraktivität der Grundschule Hardt „zwingend“ umsetze und dafür auch die Mittel zur Verfügung stelle. Und dass sie sich der Attraktivität der Gmünder Schulen annehme. Beide Punkte gingen durch.
Copyright Gmünder Tagespost, 22.07.2021