Gute Bildung braucht mehr Ressourcen
Auf Einladung des Ortsverbandes der Linken referierte kürzlich der GEW-Kreisvorsitzende Ostwürttemberg und DGB-Kreisvorsitzende Heidenheim – Volker Spellenberg – in Schwäbisch Gmünd. Gleich zu Beginn ging Spellenberg hart mit der Landesregierung und ihrem Ministerpräsidenten Kretschmann ins Gericht. Dieser hatte nach Bekanntwerden der IQB-Studie gemeint, dass die Schulen nicht mehr Lehrer, sondern mehr Qualität bräuchten. „Das ist ein Schlag ins Gesicht der Kolleginnen und Kollegen an den Schulen. Diese sind mit immer mehr Aufgaben und vor allen Dingen mit immer größeren gesellschaftlichen Herausforderungen konfrontiert und das bei gleichzeitigem Lehrermangel, der auf das Nichtregierungshandeln der Landesregierung zurückzuführen ist“, so Spellenberg.
Bei der IQB-Studie wurde festgestellt, dass das Land Baden-Württemberg weiter abrutscht. Beim Lesen liegen die Viertklässler aus Baden-Württemberg auf Rang 9, beim Zuhören sogar nur auf Platz 11. In beiden Bereichen erreichen nur 57 Prozent der Kinder die sogenannten Regelstandards, 20 Prozent schaffen die Mindeststandards nicht. Angesichts dieser Entwicklungen sieht Spellenberg das Problem, dass viele Kinder Schwierigkeiten haben werden, einen Beruf zu erlangen, und das bei einem gleichzeitig nie dagewesenen Fachkräftemangel. Außerdem gehe die Schere zwischen bildungsaffinen und bildungsfernen Familien immer weiter auseinander und damit entstehe eine immer größer werdende soziale Kluft. Natürlich sei die zurückliegende Corona-Zeit ein Beschleuniger gewesen, aber nicht allein. So sei, bedingt durch den Personalmangel an vielen Schulen, eine hohe Belastung für die Beschäftigten und eine dadurch höhere Gefahr des krankheitsbedingten Ausfalls zu verzeichnen. Außerdem kommen in Baden-Württemberg statistisch die meisten Schülerinnen und Schüler auf eine Lehrkraft an den Grundschulen und dort ist jetzt schon klar, dass in Kürze eine größere Pensionswelle ansteht. „Hier muss endlich gegengesteuert werden, sonst wird es noch dramatischer“, so Spellenberg. Weiter wünsche er sich von der Landesregierung, dass sie dem skandinavischen Beispiel folge und mehr nach dem Grundsatz „Auf den Anfang kommt es an“ handle.
Hier hakte auch der Fraktionsvorsitzende der Linken ein. Aus seiner Sicht sei es dringend geboten, mehr mit einem präventiven Ansatz zu handeln. Neben der Aufwertung der Grundschulen brauche es auch endlich auch eine deutliche Aufwertung der Kindertagesstätten. Die Kitas seien schon heute Bildungseinrichtungen, die eine außerordentlich wertvolle Arbeit leisteten. Dort müsse der Personalschlüssel am besten sein, um die Kinder bei ihrer Bildungsbiographie bestmöglich begleiten und die Familien, wo sich Unterstützungsbedarf andeutet, optimal unterstützen zu können. Hier erhoffe sich die Linke-Fraktion eine Verbesserung durch den von ihr beantragten und von der Verwaltung zugesagten Heilpädagogischen Fachdienst.
Spellenberg ging am Ende noch auf die Inklusion ein. Die GEW sei ein Befürworter der Inklusion, sehe aber auch, dass es so, wie es an vielen Schulen im Land umgesetzt würde, nicht funktioniere. Dies bestätigten einige anwesende Lehrerinnen und Lehrer und pflichteten der Forderung nach einer deutlichen Erhöhung der Begleitkräfte und der individuellen Förderung bei.