Heizung raus oder warten? Flyer soll aufklären
Aus der heutigen Rems Zeitung: Wärmeplanung: Mit der Vorberatung im Klima- und Umweltausschuss hat die Wärmeplanung der Stadt Schwäbisch Gmünd die vorletzte
Hürde vor dem Versand nach Stuttgart genommen. Für viele Hausbesitzer wird unterdessen noch nicht die Ratssitzung am 7. Februar, sondern erst eine vom Rathaus angepriesenen Broschüre Klarheit bringen, ob sich für sie das Warten auf ein Wärmenetz lohnt.
SCHWÄBISCH GMÜND. Dass im Vorfeld die Erwartung geweckt worden sei, dass die kommunale Wärmeplanung bereits alle Wärmenetze auf Gmünder Gemarkung voll durchgeplant beinhalte, davon zeigte sich Stadtwerke-Chef Peter Ernst in der Sitzung am Mittwoch enttäuscht. Die gesetzlich vorgeschriebene Planung sei vielmehr als „Speisekarte“ zu verstehen, bei deren Lektüre der „Appetit komme“. Diesen wollen Stadt und Stadtwerke bei möglichst vielen Gmünderinnen und Gmündern wecken. Denn klar sei: „Je mehr mitmachen, umso günstiger wird es für alle. Das Wärmenetz funktioniert nach dem Solidarprinzip“, sagte Ernst. Oberbürgermeister Richard Arnold nannte Koch und Kellner: „Wir brauchen Fördergeld, damit es wirtschaftlich wird“, stellte er klar, dass ohne Mittel aus der Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) nicht einmal das Netz in Bettringen-Ost angegangen werden könne, für das mit der Industrieabwärme
vom Gügling bereits eine üppige Energiequelle vorliegt und das das Rathaus daher gern als Erstes in die Wege leiten will.
_ Wann könnte es wo losgehen?
Die schlechte Nachricht zuerst: Es gibt für die allermeisten Einwohner von Gmünd und Ortsteilen weiterhin keine Sicherheit, ob in ihrem Quartier in den nächsten 20 bis 30 Jahren ein Wärmenetz gebaut wird oder nicht. Ein Ende hat das Warten nur für die Menschen in Waldau, Herdtlinsweiler,
Metlangen, Reitprechts, Schönbronn, Radelstetten und Sachsenhof: Für diese Weiler gab es nun von der Verwaltung die klare Aussage, dass Wärmenetze dort niemals wirtschaftlich betrieben
werden könnten und deshalb auch in Zukunft nur eine Einzelversorgung infrage kommt.
Steht ein Heizungstausch an, kann der also guten Gewissens in Sack und Tüten gebracht werden. In Weiler will die Verwaltung zeitnah das Gespräch mit dem Ortsvorsteher suchen. Die Machbarkeit eines Wärmenetzes soll zeitnah auch für die Gmünder Altstadt sowie Bargau und Rechberg geprüft werden. Am konkretesten sind die Pläne für ein neues Wärmenetz in Bettringen-Ost, wo aufgrund des in die Jahre gekommenen Wärmenetzes Bettringen-Nordwest, dessen Kunden an das modernere Netz angeschlossen werden können sollen, aber auch der Handlungsbedarf am größten ist.
_ Welche sind die nächsten Schritte?
Für das projektierte Wärmenetz Bettringen-Ost sieht die Zeitschiene der Stadtwerke Gmünd momentan so aus, dass es im April eine öffentliche Veranstaltung geben soll, bei der es nähere Infos
zum künftigen Wärmepreis geben soll. Ebenfalls im April wollen die Stadtwerke und der städtische Klimaschutzmanager Jan Fischer mit „Kellergesprächen“ beginnen, bei denen die Voraussetzungen vor Ort bei den Kunden, insbesondere in puncto Anschlüsse, begutachtet werden sollen. Danach
sollen Wärmelieferungsvorverträge erstellt – und ab Mai ausgewertet werden. Im Juni soll das Bettringer Wärmenetz in die Überplanung gehen.
_ Was sagen die Fraktionen und Gruppierungen des Gmünder Gemeinderats?
Gemeinderat Martin Bläse (CDU) sieht in der Wärmeplanung ein „Grundlagenpapier, das nicht viel bringt“. Wenn das Wärmenetz Bettringen-Ost an fehlendem Fördergeld scheitere, warnte er, „können wir einpacken, dann ist das Thema durch“. Ein Wärmenetz für die Altstadt ist nach Meinung von Karl Miller (Grüne), der sich mit dem Ergebnis der Wärmeplanung zufrieden zeigte, der „mit Abstand wichtigste Punkt“. Tim-Luka Schwab (SPD) wies auf die angespannte Haushaltslage hin und mahnte an, nach Lösungen zu suchen, die möglichst kostengünstig eine möglichst große CO2
-Emissionseinsparung erzielen.
Als „völlig illusorisch“ bezeichnete Andreas Benk (söl) das Zielszenario der Klimaneutralität bis 2035 und forderte von den Stadtwerken eine klare Aussage, welcher Stadtteil wann mit einem Wärmenetz rechnen kann. In eine ähnliche Richtung ging die Kritik von Brigitte Abele (Bürgerliste), die berichtete, dass die Präsentation in den Ortschaftsräten für viele zu abstrakt
gewesen sei und die Bürger wissen wollten, was finanziell auf sie zukomme. Peter Vatheuer (FDP) schlug vor zu prüfen, ob sich in der Kooperation mit Nachbargemeinden sinnvolle Wärme-Synergien bilden lassen.
_ Welches Dokument soll für die weiteren Quartiere in Gmünd Klarheit bringen?
Peter Ernst kündigte an, dass die Stadtwerke Schwäbisch Gmünd gemeinsam mit der Stadtverwaltung eine Broschüre erstellen wollen, „mit der Klarheit geschaffen wird“. Demnach sollen in dem Flyer, dessen Veröffentlichungszeitpunkt noch nicht feststeht, auch für alle weiteren Stadtteile Gmünds Aussagen zur jeweiligen Machbarkeit eines Wärmenetzes sowie zu einer
möglichen Zeitplanung getroffen werden.
Copyright Rems Zeitung, 01.02.2024