Läuft die Debatte aus dem Ruder?
Die söl-Fraktion im Gmünder Gemeinderat hat sich gleich nach Bekanntwerden des Antrags der grünen Kreistagsfraktion, die beiden Kinderkliniken im Ostalbkreis in Aalen und Mutlangen zusammenzulegen, öffentlich geäußert. Sie drängte mit Nachdruck darauf, sich mit dem medizinischen Fachpersonal zusammenzusetzen und deren Sachargumente zu hören, weil aus ihrer Sicht sehr viele Fragen offen sind. Nun ist aus der Zeitung zu entnehmen, dass die SPD im Aalener Gemeinderat einen Antrag zur Abstimmung stellen will, sich für den Erhalt der beiden Kliniken auszusprechen. Das ist auch exakt die Position der söl-Fraktion.
Aber aufhorchen lassen die Äußerungen des grünen Fraktionsvorsitzenden Michael Fleischer aus dem Aalener Gemeinderat. Er wird zitiert mit den Worten: „Die Klinik in Mutlangen funktioniere schon jetzt in Teilen nicht mehr wegen Personalmangels und auch in Aalen sei Luft nach oben.“ „Woher hat Herr Fleischer seine Informationen und vor allen Dingen stellt sich die Frage, ob er mit den verantwortlichen Personen in den Kliniken gesprochen hat“, so der Fraktionsvorsitzende der söl-Fraktion Sebastian Fritz.
Soweit der söl-Fraktion bekannt ist, sind beide Kliniken in Aalen und Schwäbisch Gmünd derzeit über 100 Prozent belegt und sie kämpfen täglich gegen die derzeit auf Hochtouren laufende Infektionswelle an. Außerdem würden, wenn die Kliniken in Mutlangen und Aalen in “Teilen nicht mehr funktionieren“ würden, nicht täglich Anfragen aus anderen umliegenden Kreisen gestellt, weil diese ebenfalls überlaufen sind oder keine Kinderklinik mehr haben. Solche Äußerungen wirken auf das hoch belastete und engagierte Personal an den beiden Kliniken wie ein Schlag ins Gesicht und bei ihnen macht sich angesichts solcher Äußerungen Frust und Resignation breit.
Der söl-Fraktion ist außerdem wichtig zu betonen, dass eine vorgezogene Zusammenlegung der beiden Kinderkliniken ohne gründlich durchdachtes Konzept keinesfalls in Frage kommt. „Eine Fusionierung, ohne den Rettungsdienst mitzudenken und konzeptionell neu aufzustellen, wäre politisches Harakiri“, so der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Alexander Relea-Linder. Sollte sich der Kreistag dennoch für die Zusammenlegung aussprechen, würde es bedeuten, dass die jeweilige Notfallaufnahme eines Klinikums zu ihrer schon jetzt sehr hohen Auslastung die zusätzlichen Kinder noch mit auffangen müssten. Wurde dieses bereits diskutiert und durchdacht? Hätten die die klinischen Notfallaufnahmen in Aalen oder Mutlangen diese zusätzlichen Kapazitäten? Mal ganz abgesehen von der zu erwartenden Verschlechterung der Versorgung und vielen weiteren offenen Fragen, hält die söl-Fraktion eine Fusionierung zum jetzigen Zeitpunkt für völlig verfrüht und für verfehlt.