Lösung für den Mühlbach in Zimmern? Bürger wollen in Eigenleistung anpacken
Die Ideen sind da, auch detaillierte Baupläne gibt es längst – nun will die Bürgerinitiative „Rettet den Mühlbach“ aus Zimmern prüfen, was sie selbst bewerkstelligen kann.
Schwäbisch Gmünd-Hussenhofen
Kommt nach 10 Jahren ohne Fortschritt nun Bewegung ins Projekt „Renaturierung des Mühlbachs“ in Zimmern? Zumindest gibt es einen neuen Ansatz: Die Bürgerinitiative „Rettet den Mühlbach“ will ausloten, was Helfer aus Zimmern in Eigenleistung tun können, um den Umbau kostengünstig anpacken zu können. Ziel des Umbaus wäre es, den zunehmend verlandeten Mühlbach wieder mit mehr fließendem Wasser zu versorgen und zu revitalisieren. Dazu gab’s nun einen Ortstermin, mit dabei waren Vertreter der BI, Gmünds Tiefbauamtsleiter Jürgen Musch, Hussenhofens Ortsvorsteher Josef Heissenberger und söl-Stadtrat Andreas Dionyssiotis, der das Treffen initiiert hatte.
Wieso 180 000 Euro?
„180 000 Euro, das geht nicht in meinen Kopf rein“, sagt Valentin Wiesner von der BI. Die Zahl nennt Jürgen Musch, wobei die Kostenberechnung von 2018 stamme, fügt er hinzu. „Seitdem sind die Baukosten um 30 Prozent gestiegen, dann wären wir bei rund 240 000 Euro.“ Letztlich hänge es immer am Geld, sagt Ortsvorsteher Josef Heissenberger. Das Bittere für die Bürgerinitiative: „Die Summe war schon im Etat drin“, so Heissenberger. Doch dann kam die Baukostensteigerung bei der dringend notwendigen Sanierung der Mozartschule – und der Ortschaftsrat sprach sich dafür aus, erst lieber dort zu investieren als am Bach.
Plan und Genehmigung
Es gibt detaillierte Baupläne, es liegt eine Genehmigung vor vom Wasserwirtschaftsamt – aber es ist kein Geld da. Der Ortschaftsrat Hussenhofen habe die Baumaßnahme auch für den kommenden Haushalt der Stadt wieder einmal angemeldet, sagt der Ortsvorsteher. „Aber Bürgermeister Christian Baron hat klargemacht, dass es nicht reinkommen wird.“ Weil die Finanzen es nicht hergeben.
„Angesichts der Finanzlage der Stadt passiert weitere zehn Jahre nichts“, befürchtet Werner Ritzer von der Bürgerinitiative. Es widerspricht keiner. „Wahrscheinlich richtig“, sagt Jürgen Musch. Wenn man sich als Bürger den Mühlbach anschaut, dann drängt sich die Frage auf: Wieso kostet es so viel Geld, einem Bach Wasser zuzuführen?
Wasser wäre vorhanden
Zumal die Voraussetzungen in Zimmern ideal sind: Es ist Wasser da, der Lützelbach würde sich direkt in den wasserbedürftigen Mühlbach ergießen – wenn er nicht derzeit durch ein kleines Betonwehr unten durch direkt in die Rems geleitet würde. Wenn’s ein privates Gartengrundstück wäre, man würde wahrscheinlich ein Rohr verlegen und fertig. Geht aber im Deutschland des Jahres 2023 nicht. „Früher hätte eine Rinne gereicht, heute macht die Wasserwirtschaft dazu diverse Vorgaben“, so Musch.
„Leute, die sich das zutrauen“
Dennoch wollen es die BI-Leute versuchen. „Wir haben uns ein paar Gedanken gemacht, und es gibt einige Leute in Zimmern, die sich das zutrauen“, sagt Ritzer. Es ist ein konkretes Ergebnis des Treffens am Bach: Die Bürgerinitiative hat von Jürgen Musch die Baupläne bekommen – und will jetzt prüfen, was in Eigenleistung möglich wäre. Oder ob es günstigere Alternativen gibt, die man auch selber anpacken kann – und die trotzdem eine Chance auf Genehmigung durchs Wasserwirtschaftsamt haben.
Der Mühlbach und sein Wasserproblem
Der Mühlbach ist laut Bürgerinitiative rund 700 Jahre alt. Ursprünglich hatte das Wasser des parallel zur Rems verlaufenden Kanals Mühlen angetrieben. Wasser floss aus der Rems in den Mühlbach, weil die Rems über ein Wehr aufgestaut war – dieses war 2013 abgerissen worden. Seitdem speist nur noch die Lehmbergquelle den Bach, aber deren Wasser reicht nicht. Der Mühlbach entwickelte sich zu einem stehenden Gewässer, beklagt die Bürgerinitative.
Copyright Gmünder Tagespost, 09.08.2023