Nach dem Nein zur Fahrradstraße: Muss Gmünd aus einem Verein geworfen werden?

Die Stadt Schwäbisch Gmünd ist Mitglied in einem Verein für Radverkehrsförderung. Ist das noch gerechtfertigt?, fragt sich ein Bürger. Und hat einen Brief geschrieben.
Schwäbisch Gmünd. Der Verein heißt „Arbeitsgemeinschaft Fahrrad- und Fußverkehrsfreundlicher Kommunen“, die Stadt Gmünd ist dort Mitglied. Diese AGFK hat ein Leitbild, darin steht zu lesen: „Ein attraktives Radnetz sorgt für eine emissionsarme Mobilität.“ Und: „Die (…) Aufmerksamkeit für das Fahrrad wird für mutige Maßnahmen bei der Infrastruktur und für die Flächenumverteilung eingesetzt.“
Davon sieht Rainer Aichele keine Spur in Gmünd: „Eine notwendige Mobilitätswende ist nicht erkennbar“, sagt der Gmünder, der sich seit mehr als 30 Jahren als ADFC-Mitglied und -Macher für den Radverkehr in seiner Stadt engagiert. Nach dem Nein im Gemeinderat zur Fahrradstraße am Klarenberg hat Aichele große Zweifel am Prädikat „fahrradfreundliche Kommune“ für Gmünd.
Gmünd mit vereinsschädigendem Verhalten?
Mehr noch: In dem Beschluss sieht er einen Verstoß gegen die Vereinssatzung. In der sei als Vereinszweck die „Förderung des Rad- und des Fußverkehrs festgeschrieben“. Eine solche sei in der nun abgelehnten Beschlussvorlage des Gemeinderats zur Fahrradstraße auch klar formuliert gewesen.
Aichele hat nun an die AGFK geschrieben, deren Vorsitzender ist Günter Riemer, Ex-Bürgermeister in Kirchheim unter Teck. „Ich bitte um Überprüfung, inwieweit ein Verstoß gegen die Vereinssatzung vorliegt, gerade auch im Hinblick auf einen möglichen Ausschluss wegen vereinsschädigenden Verhaltens“, so heißt es in dem Schreiben.
Viele weitere Engagierte für den Radverkehr in Gmünd wollen nach dem Aus für die Klarenbergstraße nicht stillhalten: Bei einem Treffen in dieser Woche im Café Bunter Hund, zu dem die söl-Fraktion eingeladen hatte, ging es um die Frage: Wie machen wir weiter?
Was ist von der Radstraße zu retten?
Klar ist: So wollen es die Rad-Aktivisten nicht stehen lassen, da seien sich alle Anwesenden einig gewesen, sagt söl-Stadtrat Sebastian Fritz: „Wir wollen nun intensiv überlegen, wie sie diese vergleichsweise sehr günstige Lösung, die die Stadt lebenswerter macht und vor allen Dingen die Sicherheit der Radfahrenden und derer, die zu Fuß unterwegs sind, berücksichtigt, retten können.“
Zumal das Nein des Gemeinderats als Stoppsignal für jeden Fortschritt im Radverkehr wirken könnte. Rainer Aichele sieht das so: „Die Fahrradstraße ist Bestandteil eines vor drei Jahren beschlossenen und lange geplanten Gesamtkonzepts eines Altstadtrings mit drei zuführenden Zufahrtstraßen. In allen dazu geplanten Fahrradstraßen kommt es zwangsläufig zum Verlust von Parkplätzen.“ Dieser sei die Begründung für die Ablehnung im Rat gewesen. Aichele: „Das heißt in der Konsequenz, dass damit der gesamte Radwegezielplan gescheitert ist.“
Copyright Gmünder Tagespost, 13.02.2025