Rad-Routen: Der Teufel steckt im Detail
Mobilität: Die Stadt will den Radfahrern künftig auf drei Hauptrouten Vorfahrt geben. Außerdem ist ein Altstadtring geplant. So ist das Konzept bei den Stadträtinnen und Stadträten angekommen.
SCHWÄBISCH GMÜND. Sicherer, zügiger und attraktiver: So soll der Radverkehr in Schwäbisch Gmünd werden. Sagt Erster Bürgermeister Christian Baron. Franka Zanek, Leiterin des Amts für nachhaltige Entwicklung, erläuterte am Mittwoch im Bauausschuss das Konzept dazu. Das Ziel sei, Nebenstraßen zu Fahrradstraßen für den Alltag zu entwickeln. Da ist noch einiges zu tun. Etwa an den Anschlussknoten des Altstadrings. Rund 20 soll es geben.
Und damit der Altstadtring erkennbar ist, soll die Linienführung markiert werden. Für OB Richard Arnold ist das so simpel wie sinnig. Fahrradstraßen aus allen Himmelsrichtungen – wie bei der U-Bahn, sagt er und drückt aufs Tempo. Es sei politisch gewollt und entschieden. Jetzt müssten Taten folgen. Und: „Da müssen wir auch Flächen wegnehmen, Sonst kriegen wir es nicht umgesetzt.“
Vor allem der motorisierte Verkehr wird Flächen abgeben müssen. Anlieger mit
Auto müssen wissen, dass sie sich den Radfahrern beugen müssen, wie Christof Preiß (CDU) meinte. Rechtlicher Hintergrund: In Fahrradstraßen haben Radler Vorrang. Preiß sieht am Ende der Klarenbergstraße
einen Gefahrenschwerpunkt und rät dringend davon ab, die Grabenallee für Radfahrer einzuplanen. Dort seien Konlikte mit Fußgängern zu erwarten. Preiß fragte auch nach dem Stand der Nordroute – sprich: der Radweg nach Mutlangen via Becherlehen.
Karl Miller (Grüne) hält einige der 20 Knotenpunkte am Altstadtring für „ganz schwierig“. Dennoch müsse man das Konzept jetzt umsetzen. Von Süd nach West scheine es etwas einfacher zu sein, sagte er. Also will er „dieses Jahr noch etwas sehen“. Und er stellte klar: „Es geht nur, wenn wir Flächen woanders wegnehmen. Diesen Mut müssen wir als Gemeinderat haben.“
Franka Zanek rechnet mit einem Zuschussbescheid für die Klarenbergstraße noch im Laufe des März. Dann werde man
die ersten Schritte zügig umsetzen. Um Platz für Radfahrer zu schaffen, werde an der einen oder anderen Stelle Parkraum weggenommen.
Tim-Luka Schwab (SPD) wünscht sich ebenfalls eine zügige Umsetzung – aus Gründen des Klimaschutzes und der
Sicherheit. Allerdings vermisst er eine Route zum Freibad. Die sollte integriert werden, findet Schwab. Und die West Route sollte auf „das Eck der Mozartstraße“ ausgeweitet werden. „Wir haben vor, das rauszuziehen bis Bettringen“,
erwiderte OB Arnold. Das Konzept sei darauf ausgelegt, die Teilorte zu erreichen.
„Erhebliche Bedenken“ beim Altstadtring hat Andres Benk (Die Linke). Konlikte seien vorprogrammiert. Beispiel Kappelgasse. Hier träfen auf engem Raum Busse, Radfahrer und Fußgänger aufeinander. Zur
Stoßzeit würde er da kein Kind auf einem Fahrrad sein wollen. Für „hochproblematisch“ hält Benk, dass der Radverkehr an manchen Stellen gegenläufig zum Autoverkehr sei. Die Querung der Königsturmstraße könne er sich fast nicht vorstellen. Überhaupt findet er, dass die drei Hauptrouten kleinteilig in die Altstadt „hineingefummelt“ seien. Und: An die Hauptverkehrsstraßen wage sich die Stadt nicht heran. Benk warb für Fahrradspuren auf der Remssstraße und der Königsturmstraße. Es gebe viel simplere Varianten. Dem Radfahrer sei es unbenommen, auf der Remsstraße zu fahren, konterte Bürgermeister Baron – oder in Schrittgeschwindigkeit durch die Fußgängerzone. Es gehe halt darum, Rücksicht auf schwächere Verkehrsteilnehmer zu nehmen.
Karin Rauscher (Freie Wähler Frauen) fragte nach dem Förderrahmen. Wie Franka Zanek informierte, kann die Stadt
mit einer Förderquote von 50 bis 85 Prozent rechnen.
Für Ullrich Dombrowski (Bürgerliste) kommt es darauf an, dass die Planung von möglichst vielen Radfahrern angenommen wird. Er warb dafür, die Rinderbacher Gasse mit dem schmalem Gehweg als Fahrradstraße auszuweisen.
Der OB schloss die Debatte – und der Ausschuss gab einstimmig den Startschuss für die Hauptrouten im Radwegezielplan.
Copyright Rems Zeitung, 24.03.2022 Alexander Gässler