Sachargumente hören
Auch wenn die s.ö.l.-Fraktion des Gmünder Gemeinderates nicht im Kreistag vertreten ist, so verfolgt sie die aktuelle Debatte und die Entwicklungen in Sachen Klinikdiskussion im Kreistag mit allergrößter Aufmerksamkeit. Dabei geht es nicht um Raumschaftsdenken oder Lokalpatriotismus, sondern um die Verpflichtung, für eine möglichst optimale Versorgung der Bürgerinnen und Bürger einzustehen.
Mit großer Verwunderung wurde daher die geäußerte Absichtserklärung der Kreisfraktion der Grünen zur Kenntnis genommen, wonach sich die Fraktion dafür ausspricht, die Kinderkliniken zusammenzulegen wie die Onkologie. Behandlungen bei der Onkologie sind planbar und daher weniger zeitkritisch. Bei Fällen die die Kinderklinik betreffen, spielt der Faktor Zeit und Erreichbarkeit unter Umständen, vor allem im Notfall, eine große Rolle. Hinzu kommt, dass die Kinderklinik am Stauferklinikum in Mutlangen seit 2009 in einem hochfunktionalen Neubau in Betrieb ist und darüber hinaus in der Neonatologie („Frühchen und Neugeborenenintensivmedizin“) sogar mit der höchsten Versorgungsstufe Level 1 (seit 2005) eingestuft wurde.
Auch am Ostalbklinikum in Aalen befindet sich nach unserem Kenntnisstand die Kinderklinik seit 10 Jahren teilweise in einem Neubau.
Die Notwendigkeit der Zusammenlegung wird in der Hauptsache mit Blick auf den Abmangel vorgeschlagen. Wenn man sich aber in den Kliniken umhört, wird sehr schnell deutlich, dass da viele offene Fragen sind. Zum einen natürlich die Frage der Nachhaltigkeit, wenn man erst vor wenigen Jahren die beiden Standorte räumlich komplett, bzw. teilweise neu aufgebaut wurden. Zum anderen die Frage, welche Kosten entstehen durch die Zusammenlegung baulicher Art? Aber noch viel mehr drängt sich die Frage auf, inwiefern das Tarifrecht den erwünschten Einsparungen bei den Personalkosten im Wege steht und ob das Personal für den neuen Standort zu gewinnen sein wird? Ebenso die klinische Erreichbarkeit im Notfall, was sich auch auf die Einsatzsituationen von Rettungsdienst und Notärzten auswirken würde.
Die s.ö.l.-Fraktion des Gmünder Gemeinderates hält die Absicht der Zusammenlegung zum jetzigen Zeitpunkt vor dem Hintergrund der vielen offenen Fragen für sehr fraglich. Insbesondere der Aspekt der Notfallversorgung ist hierbei unter allen Umständen zu bedenken! Erst kürzlich konnte man beim bestehenden Klinikangebot einen Eindruck bekommen was es heißt, wenn wie beim grassierenden RS-Virus die Abteilungen unter Versorgungsdruck kommen. Außerdem stellt sich die Frage, wo dann der Standort der Kinderklinik nach der Fusion wäre? Der Rettungsdienstleiter des Gmünder DRK`s Tobias Gerhardts hat mit Blick auf diese Diskussion davor gewarnt, den Regionalversorger am Standort Aalen umzusetzen. Dies vor dem Hintergrund der Erreichbarkeit bei Notfällen aus dem westlichen Teil des Ostalbkreises. Das gleiche gilt natürlich auch für die Kinderklinik, sollte die Standortentscheidung beispielsweise für Aalen ausfallen und dies ohne eine Zubringerstraße direkt von der B29 ans Klinikum Aalen, könnte das im Notfall mit einem langen Anfahrtsweg verbunden sein.
Die s.ö.l.-Fraktion verlangt daher vor einer Entscheidung des Kreistages, dass die Praktiker eingehend gehört werden und keine Entscheidung übers Knie gebrochen wird.