Schwäbisch Gmünd. Gmünds Gemeinderat hat beschlossen, einen 20-köpfigen Transformationsrat zu gründen. Dieser soll ein Konzept für Gmünds wirtschaftliche Zukunft entwickeln. Die Stadt reagiere damit auf den Umbruch, der vor Corona begonnen habe, sagte Oberbürgermeister Richard Arnold. Er meinte damit Digitalisierung, Automatisierung und den Stellenabbau bei Bosch AS. Bei den Stellungnahmen der Fraktionen kam es zu einem Schlagabtausch.
Der CDU-Fraktion seien im Transformationsrat die Themen Arbeit und Beschäftigung am wichtigsten, sagte Christian Baron (CDU). Ökologie, Flächenmanagement oder fairer Umgang seien Themen für alle Mitglieder. Dass die CDU-Fraktion als größte Fraktion wie alle anderen Fraktionen nur mit einem Stadtrat im Transformationsrat vertreten sein solle, bewertete Baron als „unfair“. Er reagierte mit seinen Anmerkungen auf mehrere SPD-Anträge. Die SPD-Fraktion wollte, dass parallel zu Vertretern von Südwestmetall und Bosch-AS-Betriebsrat ein Vertreter der IG Metall und der Bosch-AS-Geschäftsleitung im Transformationsrat sei. Dem stimmten die Stadträte zu. Zudem solle ein Vertreter aus dem Bereich der Ökologie dabei sein. Auch dem stimmten die Räte zu. Schließlich beantragte die SPD-Fraktion, aus allen Fraktionen und aus den Reihen der Ortsvorsteher nur einen Vertreter zu entsenden. Dies lehnten die Räte ab. Grundsätzlich, sagte Dr. Uwe Beck (SPD), stimme die Fraktion dem Transformationsrat zu.
Vor Beck hatte sich Gabriel Baum (Grüne) für den Transformationsrat ausgesprochen. Dessen Aufgabe sei es, sich um den Wirtschaftsstandort zu kümmern. Die Antworten müssten über zehn Jahre tragfähig sein.
Wirtschaft und Nachhaltigkeit müssten Hand in Hand gehen, sagte Prof. Dr. Andreas Benk (Die Linke). Der Transformationsrat sei, so wie er jetzt sei, ein „CDU-lastiger Interessenverband“. Die Linke hätte gerne Vertreter des Forschungsinstituts für Edelmetall und Metallchemie (FEM) oder der Weleda im Rat gesehen. Der CDU-Fraktion warf Benk „kleinliches Beharren auf Parteiproporz“ vor.
Karin Rauscher (FWF) kritisierte den „sperrigen Begriff Transformationsrat“. Sie sieht ihn als Lenkungsgruppe angesichts des Handlungsbedarfs, den Gmünd habe. Auch Dr. Peter Vatheuer (FDP/FW) begrüßte den Transformationsrat, wenngleich ihm der Begriff „Zukunftsrat“ besser gefallen hätte. Vatheuer erhofft sich „Impulse für die Zukunft der Stadt“.
„Keine Bedenken“ habe er gegen Mitglieder aus IG Metall und Bosch-AS-Geschäftsleitung, sagte Ullrich Dombrowski (Bürgerliste). Dass er jedoch in diesem Zusammenhang von Bosch als zukünftiger „Industriebrache“ sprach, erzürnte mehrere Stadträte. Mit dem Begriff „Industriebrache“ verhöhne Dombrowski 5000 Arbeitnehmer, die sich fragten, wie’s weitergehe, sagte Alexander Relea-Linder (Die Linke). Er sei froh, dass Dombrowski nicht die Bosch-AS-Mitarbeiter vertrete, sagte Alessandro Lieb (SPD) und bewertete Dombrowskis Worte als „Nackenschlag“. Auch er sehe „keine Industriebrache, sondern großes Potenzial“, sagte Arnold. Weshalb Dombrowski seine Worte erläuterte: Dass in dem Unternehmen einst 7500 Menschen gearbeitet hätten, nun von 2500 Mitarbeitern die Rede sei. Deshalb würden Hallen leer stehen. Und deshalb sei es richtig, wenn Bosch-AS-Geschäftsführer Stefan Grosch Mitglied des Transformationsrates sei. Die Räte stimmten – bei drei Enthaltungen der Linken – für den Transformationsrat.
Die Mitglieder des Transformationsrates
CDU: Alfred Baumhauer, Natalie-Ulrika Biechele, Martin Bläse. B 90 / Die Grünen: Gabriel Baum, N.N. SPD: Sigrid Heusel. Die Linke: N.N. Bürgerliste: Alexander Hamler. FWF: Karin Rauscher. FDP/FW: Dr. Peter Vatheuer. Ortsvorsteher: Werner Nußbaum, Karl-Andreas Tickert. Agentur für Arbeit: Elmar Zillert. Bosch-AS-Geschäftsleitung: Stefan Grosch. Arbeitnehmervertreter: Alessandro Lieb (Bosch AS). Arbeitgeberverband: Markus Kilian (Südwestmetall). IG Metall: Andrea Sicker. HGV: Dr. Christof Morawitz. ProGmünd: Johannes Barth.
Laut Gemeinderatsbeschluss ist ein weiteres Mitglied aus dem bereich Ökologie zu benennen. Den Vorsitz hat OB Richard Arnold. Die Geschäftsführung haben Gmünds Wirtschaftsförderer Alexander Groll und Alexander Trautmann, Koordinator in:it co-working lab. mil