Steigende Fernwärmekosten: Stadt sucht Lösungen für Bettringen Nordwest
Nach dem Preisschock im Mai für etwa 3000 Bürger in Bettringen Nordwest suchen Stadtwerke, Stadtspitze und Gemeinderat Wege für eine Kostensenkung bei der Wärmeversorgung.
Schwäbisch Gmünd. „Wir müssen die Preise kurzfristig in Griff kriegen und dann mittelfristig entscheiden, wo es langfristig langgeht.“ Mit diesen Worten beendete Oberbürgermeister Richard Arnold am Mittwoch (9.10.) eine Diskussion im Verwaltungsausschuss über die für die Fernwärmekunden in Bettringen Nordwest drastisch gestiegenen Preise. Arnold und Stadtwerke-Chef Peter Ernst skizzierten dabei drei Lösungswege. Vor einer Entscheidung sollen jedoch die betroffenen Kunden in Bettringen Nordwest befragt werden.
Schock im Mai
Ein Blick zurück: Im vergangenen Mai meldeten sich Bürger aus Bettringen Nordwest, dass ihre Kosten für die Fernwärme auf einmal zweieinhalb Mal so hoch seien wie bisher. Sie wandten sich auch an Stadträte, die das Anliegen der etwa 3000 betroffenen Bürger im Gemeinderat ansprachen. Stadtwerke-Chef Peter Ernst erläuterte damals den Anstieg. Lagen die Kosten fürs Erdgas für die Fernwärme 2022 noch bei einer halben Million Euro, so stiegen diese für 2024 auf 2,75 Millionen Euro. Ursache ist der Preisanstieg nach dem Beginn des Ukraine-Krieges. Dazu kommt, dass Fernwärmekunden einen Abrechnungsmodus haben, bei dem die Preissteigerung später ankommt als bei einzelnen Privatkunden.
Unmut in Bettringen Nordwest groß
Da der Unmut in Bettringen Nordwest groß ist, drängt die Verwaltung auf Tempo. Die Stadträte sind nun aufgefordert, die Verwaltung mit einer Prüfung zu beauftragen, ob die Fernwärmekunden von Nordwest an das neu geplante Wärmenetz Bettringen-Ost angeschlossen werden sollen. Wenn dies wirtschaftlich wäre, würde der Eigenbetrieb Fernwärme Bettringen Nordwest aufgelöst. Dies ist einer der drei Lösungswege. Die anderen beiden: Die Fernwärme Bettringen Nordwest wird mit neuen Leitungen und Dekarbonisierung weiterbetrieben. Kosten für eine Sanierung bezifferte Ernst mit etwa 17 Millionen Euro. Oder die Kunden versorgen sich nach einer Übergangsfrist selbst mit Wärme. Dabei würde der bisherige Anschlusszwang an die Fernwärme entfallen, die Kunden könnten ihre Heizung frei wählen.
Menschen durch Preisanstieg in Nöten
Es bestehe Handlungsbedarf, weil Menschen durch den Preisanstieg in Nöten seien, sagte Arnold. Verwaltung und Gemeinderat müssten deshalb die Lösungswege diskutieren und bewerten. All dies sei nicht einfach, deshalb liegt dem OB an einer öffentlichen Versammlung mit den betroffenen Bürgern. So sah dies auch Bettringens Ortsvorsteher Karl-Andreas Tickert. 20 Jahre sei die Fernwärme gut gelaufen. Nun sei dies aufgebrochen mit hohen Preisen im Gasbereich. Was ihm Hoffnung mache, sagte Tickert, der mit vielen betroffenen Bürgern im Gespräch ist: der Satz eines Bürgers, dass das Wärmenetz Ost kommen müsse.
Kurzfristige „Glättung“ der Preise angestrebt
Das aber wäre die langfristige Lösung. Kurzfristig sollen die Preise geglättet werden, indem die Stadtwerke den Einkauf in Bezug auf Vorrat und Mengen verändern. Zudem setzen die Stadtwerke auch darauf, dass Erdgas insgesamt wieder günstiger geworden ist.
Wie Gmünds Stadträte diskutieren
Die Preise überforderten ältere Menschen und Familien. Deshalb „brauchen wir eine schnelle und gute Lösung, die zu dauerhaft erträglichen Preisen führt“, sagte CDU-Fraktionschef Alfred Baumhauer. Dies sei „nur gemeinsam mit den Bürgern zu lösen“. Er schließe sich Alfred Baumhauer an, sagte Dr. Uwe Beck für die SPD-Fraktion. Ob in der Vergangenheit zu wenig Rücklagen gebildet worden seien, fragte AfD-Fraktionssprecher Andreas Wörner. Stadtwerke-Chef Peter Ernst machte deutlich, dass das Unternehmen keine Rücklagen bilden dürfe, sondern gefordert sei, den Kunden Gutschriften auszugeben, wenn diese zu viel bezahlt haben.„Es sollte schnell gehen“, sagte BL-Fraktionssprecher Ullrich Dombrowski. Denn die Eigentümer müssten hohe Kosten tragen. Der einzige Weg sei, eine Entscheidungsgrundlage zu erheben. Dombrowski hinterfragte, ob das Wärmenetz Ost die richtige Lösung sei. Und: Die Einzelversorgung berge das Risiko, dass Menschen ihre Immobilie verkaufen müssten. „Die Eigentümer brauchen Planungssicherheit“, sagte Prof. Dr. Andreas Benk (söl). Sollte eine Entscheidung über den Lösungsweg Jahre dauern, will Benk wissen, ob „die Preisentwicklung abzuwenden“ sei. Stadtwerke-Chef Peter Ernst hatte zuvor eine „grobe Abschätzung“ der Preisentwicklung für Bettringen Nordwest skizziert, bei der die Preise für die Fernwärme zwar fallen, aber das Niveau des Jahres 2023 mit 11,20 Cent pro Kilowattstunde nicht mehr erreichen. Mit 27,20 Cent pro Kilowattstunde hatten sie 2024 den Höchststand, 2025 soll der Preis bei 24,69 Cent pro Kilowattstunde liegen.
Copyright Gmünder Tagespost, 11.10.2024