Technologiepark Aspen: „Wir sollten uns nicht auf Wasserstoff fixieren“
SCHWÄBISCH GMÜND. Es soll das Gmünder Aushängeschild einer Transformation in der Industrie werden: Der Technologiepark Aspen zwischen dem Gügling und Bargau. Mit Hilfe von bereits zugesagten Fördermitteln soll dort einer Optimierung der Wasserstoff-Technologie Raum gegeben werden. Weil bis heute aber keine verbindlichen Zusagen von Partnern aus der Industrie vorliegen, will die Stadt zwar die Bebauungsplanung für klimaneutrale
Gewerbefächen weiter voran treiben, hat aber auch einen Plan B im Blick. Dazu gab es am Mittwoch in der Sitzung des Bau und Umweltausschusses / Betriebsausschuss für Stadtentwässerung eine lange Grundsatzdiskussion.
Während die CDU-Stadträte Christof Preiß und Martin Bläse von einem ganz wichtigen Projekt und einer Riesenchance
für die Stadt sprachen, verwendete Barbara Bijok (Grüne) den Begriff „Harte Nuss“. Ihre Fraktion habe im Hinblick auf bis zu 2000 Arbeitsplätze und einer Klimaneutralität diesem neuen Gewerbegebiet trotz des Flächenverbrauchs zugestimmt. Nun aber, da die zunächst bekannt gewordenen Investoren abgesprungen und keine neuen in Sicht seien, sei es sinnvoll, eine Exit Strategie in Erwägung zu ziehen.
Prof. Dr. Andreas Benk (Linke) kritisierte, dass der Gemeinderat zwischenzeitlich nicht ausreichend über den Fortgang
des Verfahrens informiert worden sei. Nach dem Ausstieg der Investoren müsse man das Projekt von Grund auf in Frage stellen. Schließlich entsprächen die dafür vorgesehenen 42 Hektar nahezu dem, was die Landesregierung für Gmünd als Neubaufäche für Wohnen und Industrie zusammen bis zum 2035 vorgesehen habe. Benk sagte außerdem, dass die regional zur Verfügungen stehende regenerative Energie bei weitem nicht reichen werde, um den Energiebedarf für „grünen Wasserstoff“ zu decken.
Dr. Constance Schwarzkopf-Streit (Freie Wähler Frauen) und Ullrich Dombrowski stellten klar, dass es sich Gmünd angesichts des bevorstehenden Arbeitsplatzabbaus nicht leisten könne, einfach nur abzuwarten. Es sei notwendig, die Entwicklung selbst in die Hand zu nehmen. Dombrowski erinnerte an die Skeptiker vor der Landesgartenschau, obwohl damals den meisten klar gewesen sei, dass man handeln müsse, um die Stadt attraktiver zu machen.
Dr. Peter Vatheuer (FDP) plädierte für die Schaffung neuer Arbeitsplätze, räumte aber ein, dass man sich nicht auf Wasserstoff fxieren, sondern für andere Zukunftstechnologien ebenfalls offen sein solle. Der FDP-Stadtrat machte auch auf die notwendige Vernetzung von Hochschulen und Industrie als Standortfaktor aufmerksam. Tim-Luka Schwab (SPD) sprach sich ebenfalls dafür aus, nicht ausschließlich auf Wasserstoff zu setzen. Er wisse zwar die Euphorie und das Engagement des Oberbürgermeisters bei diesem Thema sehr zu schätzen; schließlich habe man es in Baden-Württemberg lange versäumt, bei Zukunftstechnologien vorne mit dabei zu sein. Allerdings wünschte sich genau wie
Prof. Dr. Benk mehr Informationen.
„Wenn morgen ein Investor kommt und Flächen für eine andere klimaneutrale und zukunftsträchtige Produktion haben will, dann werden wir uns dem nicht verschließen!“, gab Oberbürgermeister Richard Arnold den Stadträten Vatheuer und Schwab recht. Spontan und aus dem Stegreif nannte der OB als Beispiele Batterien oder Computer-Chips. Allerdings verwies der Oberbürgermeister auch darauf, dass bis heute keine offzielle Absage der großen „Ankerfirmen“ für das Projekt bei der Stadt vorliege.
Grundsätzlich verteidigte das Gmünder Stadtoberhaupt die Strategie, in Vorleistung für den Technologiepark Aspen ein
Baurecht herzustellen. „Wenn wir den Interessenten kein Baurecht anbieten können, dann kommt auch keiner!“ Richard
Arnold versicherte allerdings im gleichen Atemzug, dass es das Projekt nicht geben werde, wenn man keine geeigneten Ankerfrmen für eine klimaneutrale Produktion fnde. Dann werde die Stadt die Grundstücke auch nicht kaufen und nicht erschließen. Dass Aspen ein ganz normales Industriegebiet wird, verneinte der OB. „Aspen
wird keine Erweiterung des Güglings!“
In einem teils emotionalen Exkurs appellierte der Oberbürgermeister, der Gemeinde möge schon wegen der Außenwirkung auf Investoren aus Überzeugung hinter diesem Projekt stehen. Zu bedenken gab er, dass ohne alternative Arbeitsplätze viele Gmünder Familien wohl schon in den nächsten Jahren gezwungen sein werden, ihre Stadt zu verlassen und dorthin zu ziehen, wo sie Jobs fnden.
Gerold Bauer, Copyright Rems Zeitung 16.12.2021