Viele Fragen zu den Tiny Houses
Gmünds Stadträte wägen den Nutzen der kleinen Häuser mit dem Aufwand und der Nachhaltigkeit ab.
Schwäbisch Gmünd. Bettringens Ortschaftsräte haben zugestimmt, Gmünds Stadträte hingegen stellten kritische Fragen: Sechs Tiny Houses sollen in Unterbettringens Süden, im Gebiet Goldmorgen, entstehen. Gmünds Stadträte haben demnächst zu entscheiden, ob für diese sechs Häuser ein Bebauungsplan erstellt wird. Den Stand der Planung stellte am Mittwoch Michaele Ott von der Landsiedlung Baden-Württemberg vor. Jedes Haus steht auf einer Parzelle von 140 bis 180 Quadratmeter. Die bebaute Fläche macht 40 Quadratmeter aus, einschließlich Terrasse. Als Baumaterialien sind nur Holz und Glas zugelassen, Photovoltaik ist Pflicht. Die Häuser dürfen nicht fahrbar sein, Parken auf der Parzelle ist nicht möglich. Stellplätze gibt’s deshalb am Eingang des Baugebietes.
Die Häuser träfen einen „Nerv der Zeit“, sagte Bettringens Ortsvorsteher Karl-Andreas Tickert, wies aber darauf hin, dass sie kein Zweitwohnsitz sein sollten. Und auch kein Campingplatz. Dies sei dem Ortschaftsrat wichtig.
Brigitte Weiß (CDU) begrüßte das Baugebiet, betonte aber, dass es nicht alle Wohnungsprobleme löse und zudem auf einem sensiblen Gebiet stehe. Karl Miller (Grüne) begrüßte die Pflicht zur Photovoltaik. Er regte an, den Bewohnern dabei eine Ausrichtung für den größtmöglichen Nutzen vorzugeben. Dass Bäume weichen sollen, halte er nicht für erforderlich, sagte Miller und schlug vor, dass sich die Baumkommission mit dieser Frage nochmal beschäftigt. Miller schlug zudem vor, eine durchgängige Bauweise aus Holz mit einem „ambitionierten energetischen Standard“ vorzugeben. An zu viel Vorgaben hingegen störte sich Johannes Zengerle (SPD). Er begrüßte jedoch, dass für das Baugebiet keine landwirtschaftliche Fläche verwendet werde. Prof. Dr. Andreas Benk (Linke) hinterfragte die Nachhaltigkeit und Energiefreundlichkeit der Tiny Houses. Diese benötigten im Verhältnis mehr Energie als andere Häuser. Etwa 20 Interessenten gebe es, sagte der Leiter des Amtes für Stadtentwicklung, Gerhard Hackner, auf Anfrage von Karin Rauscher (FWF). Die Kosten für ein solches Haus lägen, je nach Größe bei 60 000 bis 80 000 Euro, sagte Michaele Ott. Es bestehe eine Nachfrage, „dann sollte man sie bedienen“, sagte Dr. Peter Vatheuer (FDP/FW). „Letztendlich geht es um die Frage, ob wir ein solches Gebiet wollen oder nicht“, brachte Oberbürgermeister Richard Arnold die Diskussion auf den Punkt. Darüber entscheidet in Bälde der Gemeinderat.
Copyright Gmünder Tagespost, 02.02.2023