Weihnachtsmarkt und Eisbahn abgesagt
Da waren sich alle gestern einig: Stadtverwaltung, Mitglieder des Gemeinderats und die Gmünder Touristik- und Marketing GmbH sehen keine Alternative zur Absage des ohnehin schon stark reduzierten Weihnachtsmarkts und der Eisbahn. Mit seiner Begründung für diese Entscheidung rannte Oberbürgermeister Richard Arnold bei allen Fraktionen offene Türen ein. Tenor: Die Entwicklung der Pandemie sei derzeit in keinster Weise abschätzbar, so dass es keinen Sinn mache, darauf zu vertrauen, dass nach vier Wochen Lockdown der Spuk vorbei ist und alle Lokale wieder öffnen und, Märkte usw. stattfinden können. Es sei Betreibern der Marktstände auch nicht zuzumuten, sie in den nächsten Wochen darüber im Unklaren zu lassen, ob der Gmünder Weihnachtsmarkt stattfinden darf oder nicht – auch im Hinblick darauf, dass dafür im vorhin Waren eingekauft werden müssen. Würde der Lockdown verlängert, wäre eine Eisbahn ohnehin tabu, denn sie wür-de dann unter das gleiche Verbot fallen wie Vergnügungsparks, Klettergärten, Minigolf-Anlagen etc. Aber selbst ohne Lockdown wäre die Eisbahn aufgrund der Abstandsregeln so limitiert, dass sich nur eine handvoll Personen gleichzeitig aufs Glatteis begeben könnten. Als Sprecher der CDU und gleichzeitig Repräsentant der Initiative Pro Gmünd dankte Hannes Barth dem Oberbürgermeister für seinen Versuch, in Form eines Briefes an den Ministerpräsidenten dochnoch eine Lockerung für die Gastronomie zu erreichen. Die Stadt brauche ein öffentliches Leben, denn Gastronomie und Einzelhandel bilden laut Barth eine Symbiose; sonst kaufen noch mehr Leute ihre Geschenke nur noch Online. Dass man nun den Weihnachtsmarkt und die Eisbahn abgesagt habe, sei zwar bedauer-lich, aber nachvollziehbar. Gabriel Baum (Grüne) räumte ein, dass die von Bund und Ländern beschlossenen Anti-Corona-Maßnahmen nicht jeden zufriedenstellen. Trotzdem sei klar, dass es für die Initiative der Oberbürgermeister und Bürgermeister keine Realisierungschance gebe. Die Schließung im beschlossenen Umfang sei ein wichtiger Beitrag zum Bekämpfung eines diffusen Infektionsgeschehens. Dass man statt der Gaststätten irgendwann wieder Schulen und Kindergärten sowie Läden schließe, könne ja keine Alternative sein. Und Ausgangssperren oder die Isolierung von Senioren wolle wohl auch niemand. Die Absage von Weihnachtsmarkt und Eisbahn werde von den Grünen mitgetragen. Dr. Uwe Beck betonte namens der SPD, dass er schon länger mit der Absage von Weihnachtsmarkt und Eisbahn gerechnet habe. „Es wäre ja ein kleines Wunder, wenn alle anderen Städte und Gemeinden solche Veranstaltungen absagen und Gmünd nicht. Er begrüße es aber, dass man sich Gedanken mache, alternative Veranstaltungen zu planen, die trotz Corona im Dezember möglich wären. Sebastian Fritz (Linke) stellte klar:„Die Lage ist wie sie ist – der Weihnachtsmarkt oder die Eisbahn sind unter solchen Bedingungen sinnlos!“ Der Stadtrat regte an, dass man vielleicht wie die Stadt Heubach den Gastronomen eine Plattform bieten könnte, um Straßenverkauf oder Lieferdienste anzubieten. Karin Rauscher (Freie Wähler Frauen) bedauerte sehr, dass Gastronomie und Kultur vom Lockdown betroffen seien, hob aber im gleichen Atemzug hervor,dass es für eine andere Vorgehensweise keine Rechtsgrundlage gebe. Sie fände es schön, wenn Kinder Laternen basteln, die man dann in der Stadt aufstellen könnte –quasi als Lebenszeichen, dass Gmünd trotz Lockdown eine lebendige Stadt ist. Brigitte Abele (Bürgerliste) lobte, dass OB Arnold den Brief an den Ministerpräsidenten unterzeichnet habe. Vielleicht könne sich die große Politik ja doch noch umorientieren und zum Beispiel eine Außenbewirtschaftung zulassen.„An Phantasie fehlt es uns in Gmünd nicht – sobald wir Spielräume haben, werden sie nutzen“, versicherte der Ober-bürgermeister und fügte hinzu, dass man in Gmünd die Pandemie sehr ernst nehme. Allerdings wisse man inzwischen mehr über deren Verlauf als im Frühjahr. Der damalige Lockdown habe gezeigt,dass so etwas nicht als ein längerfristiges Anti-Corona-Konzept geeignet ist. Man müsse deshalb davon wegkommen, nur immer pauschal auf die Gesamtzahl der Infektionen zu schauen, sondern sich stattdessen sich darauf konzentrieren, dass die schweren Verläufe richtig behandelt werden können. „Wir müssen gezielt das tun, was effektiv ist!“, so Arnold.
Rems Zeitung, 05.11.2020