Weiter Weg zum guten Klima
Kohlendioxid-Bilanz sorgt für lebhafte Diskussion bei den Stadträten. Angebote für private Heizungsbesitzer angekündigt.
Schwäbisch Gmünd
Was die Schornsteinfeger in Gmünder Kaminen vorfanden und wie viele Kilometer die Gmünder Linienbusse zurücklegten: So genau war noch keine Bilanz für den Ausstoß des Klimagases Kohlendioxid (CO2) wie die, die Klimaschutzmanagerin Chiara Kriz am Mittwoch dem zuständigen Ausschuss des Gemeinderats vorgelegt wurde. Ihr Ergebnis: 488 828 Tonnen Kohlendioxid wurden 2019 in den Gmünder Himmel geblasen – drei Viertel davon von den Bereichen „Verarbeitendes Gewerbe“, „Gewerbe und Sonstiges“ sowie „private Haushalte“. Von städtischen Liegenschaften gehen demnach nur knapp zwei Prozent der Emissionen aus. Schon mit Photovoltaik auf Dächern und Freiflächen sowie Windkraft könnte Gmünd über die Hälfte der Emissionen vermeiden, so Kriz. Und: Bei der Berechnung der Pro-Kopf-Emissionen liege die Stadt knapp besser als Land und Bund. Bis 2035 allerdings soll Gmünd gar kein CO2 mehr ausstoßen.
Martin Bläse (CDU) lobte die Bilanz als gute Arbeitsgrundlage. Sie zeige auch, dass Gmünd nicht so schlecht sei, allerdings einen hohen Anspruch habe. Insbesondere bei der Nutzung der Windkraft müsse die Stadt schneller vorankommen. Karl Miller (Grüne) unterstrich, dass es nach wie vor ganz wichtig sei, Energie einzusparen. Bessere Bedingungen für den Radverkehr können seiner Ansicht nach viel dazu beitragen, den CO2-Ausstoß von Kraftfahrzeugen zu reduzieren.
Dass beim Ausbau der erneuerbaren Energien mehr möglich wäre, meinte auch SPD-Stadtrat Tim-Luka Schwab. Er wies darauf hin, dass das Umweltbundesamt von 200 Euro Folgekosten je Tonne Kohlendioxid ausgeht. Da lade Gmünd der kommenden Generation große Schulden auf.
Wie Schwab ging auch Andreas Benk (Linke) davon aus, dass in der Bilanz noch nicht alle Umweltbelastungen berücksichtigt sind. Sein Appell: „Tempo ist jetzt gefragt.“ Auch wenn die Stadt nur einen kleinen Teil zum CO2-Ausstoß beitrage, müsse sie ebenso handeln wieder jeder Privathaushalt – und zwar auf allen Gebieten, sagte Constance Schwarzkopf-Streit (FWF).
Peter Vatheuer (FDP/FW) sah Gmünd auf gutem Weg in Richtung Klimaneutralität. BL-Stadtrat Ullrich Dombrowski stellte fest, dass ein Großteil der Emissionen von Privathaushalten und Firmen ausgeht. Und für die sei es derzeit wirtschaftlich nicht attraktiv oder überhaupt machbar, diese Emissionen einzustellen.
Oberbürgermeister Richard Arnold stellte fest, dass es noch viele Ölheizungen im Stadtgebiet gebe. Deren Besitzern müsse die Stadt Angebote machen. Auch für die Altstadt, in der Photovoltaik nur begrenzt zulässig ist, brauche es konkrete Angebote, da stimmte der OB mit CDU-Stadtrat Christof Preiß überein. Die Stadtverwaltung werde ein solches Angebot in den nächsten Monaten vorstellen. Karl Miller ergänzte, dass die Gmünder Stadtwerke auch an Contracting-Angeboten für solche Haus- und Wohnungsbesitzer arbeiten. Letzten Endes, meinte Arnold, hänge aber viel von den Bedingungen ab, die Land, Bund und Europäische Union vorgeben.