Wie sich Gmünd entwickelt: OB Arnold will „Durchmischung nach oben“ auf dem Hardt
Was soll an der Stelle des alten Bauhofs auf dem Hardt entstehen? Und nach welchen Prinzipien soll gebaut werden? Gemeinderäte sprechen sich für einen Architektenwettbewerb aus – Präsentation für März 2025 geplant.
Schwäbisch Gmünd. Die Fläche auf dem Hardt ist fast so groß wie zehn Fußballplätze: Was tun mit dem Areal des bisherigen Bauhofs, der geschlossen werden soll? Gute Antworten auf die Frage soll nun ein Architektenwettbewerb liefern, den Gemeinderäte verschiedener Gruppierungen im Bauausschuss begrüßt haben.
Rund 375.000 Euro kostet der Wettbewerb, dem der Gemeinderat noch endgültig zustimmen muss, als Eigenanteil müsste die Stadt davon etwa 150.000 Euro finanzieren, der Rest käme aus der Städtebauförderung, weil das Hardt als so genanntes „Sanierungsgebiet“ ausgewiesen ist.
Oberbürgermeister will „Ideen rauskitzeln“
Der Wettbewerb ist eine so genannt „Mehrfachbeauftragung“, kein freier Wettbewerb. Fünf Architekturbüros wurden von der Stadt zur Teilnahme eingeladen, zwei aus Stuttgart, die weiteren aus Köln, Wien und Frankfurt. „Es ist kein Wettbewerb im klassischen Sinn, aber eine solche Mehrfachbeauftragung ist unsere Erfahrung nach am besten geeignet, wenn wir Ideen rauskitzeln wollen“, sagte Oberbürgermeister Richard Arnold. Das sei ein „Erfahrungswert“ in Gmünd aus anderen, gelungen Projekten. CDU-Stadtrat Martin Bläse kommentierte den Plan im Hinblick auf die Kosten so: „Das Verfahren ist sehr gut, das Gebiet ist so wichtig, dass es hier dieses Geld wirklich wert ist.“
Neues Medienzentrum soll Hochschule und Wohnquartier verbinden
Geplant ist, dass bis Ende Februar 2025 die Entwürfe bei der Stadt eingehen müssen, danach soll sich eine Jury mit den Einsendungen befassen. In der 24-köpfigen Jury sind neben Oberbürgermeister Richard Arnold und Baubürgermeister Julius Mihm Vertreter aller Parteien aus dem Gemeinderat und Baufachleute vertreten, außerdem Oliver Glass vom Bürgerverein „Starkes Hardt“ und PH-Rektor Professor Dr. Kim-Patrick Sabla-Dimitrov.
Die Ausschreibung nennt als Ziel für eine städtebauliche Entwicklung „ein modernes Gründerzeitquartier mit einer lebendigen, möglichst kleinteiligen Parzellenstruktur“. Im Mittelpunkt eines künftigen Ensembles von Gebäuden sieht die Stadt eine neue Bibliothek, beziehungsweise ein Medienzentrum für die Pädagogische Hochschule und das Stadtviertel, das „als Identifikationsort auch eine überregionale Strahlkraft entfalten“ solle. Hochschule und Wohnsiedlungen und deren Menschen sollen sich dadurch näher kommen.
Als „Zeitschiene“ für Start und Fertigstellung sieht Oberbürgermeister Arnold zwei Jubiläen: „2025 feiern wir 200 Jahre Pädagogische Hochschule, 2040 wird das Hardt 100 Jahre alt.“ Jetzt gehe es darum, das Ziel zu definieren, das sei „was wir dort oben erreichen wollen“.
Das Ziel: Verdichteter bauen, um wieder bezahlbar zu bauen
Baubürgermeister Julius Mihm, der von 800 bis 1000 neuen Bewohnern in dem Gebiet ausgeht, skizzierte Grundprinzipien aus seiner Sicht: „Im Moment baut keiner. Wir müssen uns fragen, wie können wir das Bauen wieder bezahlbar machen.“ Das sei eine Herausforderung auch für diese Planung: „Dazu gehört auch, dass wir verdichteter bauen als bisher.“ Das müsse nicht negativ sein: „Das kann auch bedeuten, dass wir eine Atmosphäre erzeugen, in der Leute gern wohnen.“ Verdichtung plus grüne Innenhöfe, das seien wichtige Prinzipien.
Maren Zengerle (SPD) und Andreas Benk (söl) mahnten auch den Bau von sozialem Wohnraum an, doch OB Arnold erteilte solchen Ideen eine Absage; Oliver Glass pflichtete dem bei. Bezahlbaren Wohnraum mit sozialer Ausrichtung gebe es dort genug, so das Argument. Glass: „80 Prozent der Bewohner haben Migrationshintergrund.“ Richard Arnold: „Wir brauchen in diesem Gebiet eine Durchmischung der Bewohner. Aber es muss jetzt da eine Durchmischung nach oben geben. “
Stadtumbau unter dem Titel „Unbreak my Hardt“
Sanierungsgebiet: Der Architektenwettbewerb fürs Bauhof-Areal ist Teil eines noch größeren Konzepts: Im Rahmen des 13. Europan-Wettbewerbs 2015 ist fürs Hardt ein übergeordnetes städtebauliches und landschaftsplanerisches Gesamtkonzept entstanden. Aus den Ergebnissen wurde der städtebauliche Rahmenplan „Unbreak my Hardt – 100 Jahre Hardt 2040“ entwickelt.
Copyright Gmünder Tagespost, 11.10.2024