Ortstermin auf 600 000 Kubikmeter Müll. Ein kleiner Teil davon liegt offen da: rostige Fässer, Plastikmüll, Autoreifen, jede Menge Pepsi-Dosen mit englischer Aufschrift. Mitten im Wald liegt der Müll, im Laichle, am Rand des Haselbachtals. Es sind die sichtbaren Reste einer alten Deponie, die dort zwischen 1958 und 1973 betrieben worden ist.
Nach einer knappen Stunde hat Steffen Johner genug gesehen. Johner, der bei der GOA die Abteilung Deponietechnik leitet, ruft einen Kollegen an: „Als erstes nehmen wir eine Wasserprobe“, sagt er und zeigt auf den Bach, in dem an einer Stelle schaumiges Wasser steht. Johner ist als Gutachter und Berater gefragt, sein Auftraggeber ist die Stadt Gmünd, denn der Altmüll gehört uns allen: Das Gelände ist in städtischem Besitz. Weshalb sich Jürgen Musch vom städtischen Tiefbauamt mit der Frage befassen muss: Was tun mit dem alten Zeug? Linke-Stadtrat Andreas Dionyssiotis hat die Frage in den Gemeinderat gebracht. Ein Wetzgauer hatte ihm von früher erzählt: von ganzen Autowracks im Wald, Müll von den US-Soldaten, manchmal auch Bränden im Müllberg. Und er hat dem Stadtrat vor einigen Wochen gezeigt, wie viel Müll dort inzwischen wieder an die Oberfläche gelangt ist.
Den Fachleuten ist schnell klar: In fast 50 Jahren hat sich der Müllberg gesetzt, der Hang ist teilweise abgerutscht, der Müll vom Regen ausgewaschen worden. Auf 51 000 Quadratmetern sind, so steht es in den Akten, auf der ehemaligen Deponie Rehnenhof/Gmünd insgesamt 600 000 Kubikmeter Abfall abgeladen worden – rund 60 000 LKW-Ladungen.
Eine Gefahr dürfte von dem Müll im Moment nicht ausgehen. Darauf deuten frühere Messwerte hin. Denn die Altdeponie ist von den Behörden immer wieder untersucht worden in den letzten Jahrzehnten, ohne Beanstandung. Zwingend sanieren muss man alte Deponien dann, wenn „eine Gefährdung für Boden, Gewässer oder Menschen davon ausgeht“, so erklärt Britta Heger, die beim Landratsamt für Wasserwirtschaft und Altlasten zuständig ist, die Gesetzeslage.
Mit einer Landschaftsputzete ist es wohl nicht getan.
Stadtrat Dionyssiotis hat nun, aufgeschreckt durch den vielen sichtbaren Müll, die aktuelle Analyse angestoßen. Und er hat herausgefunden, dass die Altdeponie im Laichle kein Einzelfall ist: „Es sind insgesamt 83 Altablagerung nur im Altkreis Gmünd verzeichnet, ohne Waldstetten.“ Im ganzen Ostalbkreis sind übrigens etwa 1200 Plätze mit alten Müllablagerungen bekannt.
Was man im Laichle unternehmen sollte, kann Steffen Johner nach seinen Untersuchungen genauer sagen. Oberflächlich abräumen wäre die ganz einfache, aber keine lange anhaltende Lösung. „Mit einer Landschaftsputzete ist es wohl nicht getan“, sagt Jürgen Musch. Eine Sanierung, die hält, ist aufwendiger: „Das kann ein, zwei Jahre dauern. Und es geht nicht, ohne dass Bäume gefällt werden“, sagt Johner. Eine wichtige Frage dürfte dann auch sein, was für eine Deponiesanierung an Landeszuschüssen zu bekommen ist.
Stadtrat Dionyssiotis zieht nach dem Ortstermin mit den Fachleuten sein Fazit: „Nichts machen geht nicht. Das ist doch ein guter Einstieg.“